So war’s: Terrorgruppe in Berlin

Heimspiel für die Terrorgruppe. Im Rahmen des Atomtest Weihnachtsfest spielen die Punkrocklegenden im C-Club zu Berlin auf. Ein Abend der Gegensätze.

Arm in Arm stehen dort ein Punk in zerfetzter Kleidung und mit bunten Haaren und ein Flanellhemdträger mit Vollbart und Hornbrille im Publikum. Zusammen brüllen sie die Zeile „Die Gesellschaft ist Schuld, dass ich so bin.“ aus dem gleichnamigen Song in Richtung Bühne. Und beiden glaubt man dabei jedes Wort.

Terrorgruppe, eine Band die eben nicht nur den typischen Punk, der mit Dosenbier am Bahnhof um Kleingeld bettelt anspricht. Ihren poppigen und eingängigen Sound hat die Punkszene nie wirklich mit Wonne aufgenommen, doch wegzudenken sind sie trotzdem nicht mehr.
Seit dem Sommer sind sie endlich wieder da. Fast 10 Jahre gingen die Kreuzberger getrennte Wege, doch nun, mit etwas modifizierter personeller Aufstellung geht es weiter. Manche sagen sogar besser als je zuvor.
Gut, die neue EP Inzest im Familiengrab wurde jetzt nicht wirklich wohlwollend unter den Fans aufgenommen, doch daraus gibt es heute Abend sowieso nur einen Song zu hören.

Zuvor gibt es an diesem Abend allerdings auch noch ein paar andere Bands zu sehen. Lulu & Die Einhornfarm, Radio Havanna und The Toten Crackhuren im Kofferraum eröffnen das Atomtest Weihnachtsfest im C-Club bevor die Terrorgruppe ihren zweistündigen Triumphzug vollzieht.

Grade die Crackhuren mit ihrem hedonistischen Elektropunk reißen das Stimmungszepter in Sekunden an sich. Geniale Asoziale, Ich und mein Pony, Hartz Christmas. Songs die…ja was tun die eigentlich? In erster Linie machen sie Spaß. Jedem. Ausnahmslos!

Und wenn heute schon die Crackhuren spielen, dann darf Sabine, die alte Koksschlampe im Set der Terrorgruppe auch nicht fehlen. Überhaupt: Fehlen tut gar nichts. In zwei Stunden feuert die Terrorgruppe ein Hitfeuerwerk ab, sodass man meinen könnte, dass Silvester schon mal vorverlegt wurde. Der fast ausverkaufte Club kommt kaum zum Luft schnappen, denn jeder Song muss gebührend mitgesungen werden.

Außer wenn die Band mal wieder ihr Publikum gegen sich aufbringt. Dann fliegen schon mal Bierbecher und Mittelfinger recken sich in die Luft. Aber darum lieben die Fans ihre Terrorgruppe ja so sehr. Arschkriechen gibt’s hier nicht.

Die Terrorgruppe war schon immer ein Splitter im Hintern diverser Szenen. Egal ob Punk- oder Musikszene, MC Motherfucker, Johnny Bottrop und co haben sich nie mit festgelegten Regeln zufrieden gegeben. Und das ist bis heute so geblieben. Und wenn da auf der Bühne einer auf Rockstar macht und das Publikum mit billigen Ansagen anheizen will, dann gibt es als Antwort nur ein geschlossenes „Fick dich!“. Gute Fanerziehung.

Und eines ist klar, auch wenn die Terrorgruppe zehn Jahre nicht mehr da war: Skateboards sind immer noch wichtiger als Deutschland, Allein gegen alle ist aktueller denn je und Opa sollte weiterhin sein Maul halten.

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Steffen Neumeister