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Joschas Rückblick auf Rock am Ring 2011

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Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Alle Bilder: Joscha Häring

84.000 Menschen versammelten sich vom 03.-05.06. wieder am Nürburgring und schickten Rock am Ring in die 26te Runde.
Zum ersten Mal seit 2006 war das Festival nicht ausverkauft. In den Vorjahren waren die Tickets schon Monate vor Beginn vergriffen. Ein Glück für spontane Ringrocker die das Wochenende mitfeiern wollten. Das Wetter spielte dieses Jahr glücklicherweise bis auf wenige Ausnahmen mit. Aber mal ehrlich: Was wäre Rock am Ring auch komplett ohne Regen?!

Bereits am Dienstag vor Rock am Ring füllten sich die Campingplätze, sodass schon am Mittwoch Nachmittag die meisten Plätze belegt waren. Durch das verfrühte Anreisen hielt sich der Stau auf den Straßen zum Nürburgring Grenzen – was die Anfahrt sehr angenehm machte.

Für einige der Besucher begann der musikalische Teil des Festivals schon am Mittwoch Abend. Zum 10-jährigen ringrocker- und 5-jährigen Warumup-Party-Jubiläum gab es dieses Jahr auf der Eventarea am Campingplatz Müllenbach gleich zwei Tage lang Aufwärmkonzerte. Am ersten Abend sorgten Humppa von Panhas und Mambo Kurt für Stimmung währen am zweiten Abend His Statue Falls und Monsters of Liedermaching einheizten.

Am Freitag ging es endlich auch auf dem Festival-Gelände los. Schon zu Beginn tummelten sich die Massen vor den Bühnen und Bands wie We Butter the Bread with Butter, Thees Uhlmann & Band oder ringrocker-Proberaum-Gewinner I am Jerry mussten nicht vor leeren Plätzen spielen. Auf der Center Stage spielten The Gaslight Anthem und zeigten sich sichtlich erfreut über die Menschenmenge. Auch wenn die Band auf einer Alterna- oder Club-Stage besser aufgehoben gewesen wäre, kam genug Stimmung auf dass sich das Publikum schon auf die folgenden Social Distortion vorbereiten konnten.
Während auf der Alterna-Stage Wolfmother einen stark gelobten Auftritt hinlegten, spielten Mando Diao, die schon fast zum festen Ring-Repertoir gehören, auf der Hauptbühne mit ihrem Akustikset. Das kam eindeutig gut an.
Der Headliner für den ersten Tag, Kings of Leon, muss sich wohl als Flop des Festivals zufrieden geben. Die Songs wurden lieblos runtergespielt und Ansagen sowie Stimmung suchte man vergeblich. Ich persönlich habe keine gute Meinung zu diesem Auftritt gehört, allerdings war die Songauswahl für eingefleischte Fans zufriedenstellend.
Nachdem August Burns Red einen unfassbar guten Auftritt hinlegten, kam Ex-Misfit Glenn Danzig mit seiner Band um den Abend der Club-Stage zu beenden. Zeitgleich lief auf der Alterna-Stage die wohl größte Tanzparty des Rings mit Deadmau5 ab, der mit seinen Elektro-Beats und Bildschirm-Shows keinen Fuß still stehen lies.

Am Samstag zeigte sich Rock am Ring von seiner popigen Seite. Auf der Center Stage begeisterten The Naked and Famous, Ash, Hurts und The Kooks bevor Coldplay eine der beeindruckendsten Shows ablieferte die ich bisher bei diesem Festival erleben durfte. Mit Feuerwerk, Lichtshow und Konfetti-Kanonen feierten die vier Briten mit ihren größten Hits. Chris Martin zeigte sich mehrmals überwältigt und beschrieb, dass er sich das Festival zwar schon auf Aufzeichnungen angeschaut, jedoch nicht so groß und schön vorgestellt habe. Da es während des Auftritts immer stärker zu regnen begann, improvisierte er auf dem Klavier und sang dazu “Singing In The Rain” was beim Publikum auf positiven Anklang stieß. Der leichte Regen war mittlerweile zu strömendem Regen mit Blitzen und Donner übergegangen. Davon lies sich das Publikum nicht stören und tanzte weiter als ob die Blitze zur Lichtshow gehören würden.

Auf den anderen Bühnen spielten an dem Tag Bands wie Bring Me The Horizon, Korn und K.I.Z.. Letztere waren für Sänger Pete Doherty eingesprungen, da dieser wegen seines Gefängnisaufenthalts verhindert war. Besonders erwähnenswert für diesen Tag ist die Newcomerband Kraftklub. Trotz Startschwierigkeiten seitens des Publikums entstand ein riesiger Tanzmob, der die Jungs aus Karl Marx-Stadt sprachlos machte. Den verrücktesten Auftritt lieferten Bonaparte mit ihrem Schauspiel aus Kostümen, Pferdeköpfen, Badewannen und Tänzerinnen. Eine super Show!

Den Sonntag eröffneten auf der Center-Stage Kids In Glass Houses mit bester Laune und Pop-Punk wie er im Buche steht. Schon zu dieser Uhrzeit füllte sich der A-Bereich vor der Bühne mit System of a Down Fans.
Doch bis zum Hauptact war es noch lange hin. Vorher gab es noch die Skater Punks Millencolin auf die Ohren die für Circle Pits und gute Laune sorgten. Am frühen Abend trat auf der Club-Stage ein müder aber bestens gelaunter Frank Turner auf. Das Publikum zeigte sich textsicher was den Singer Songwriter und seine mitgebrachte Band äußerst erfreute. Doch im Nachhinein war das nur die Ruhe vor dem Sturm. Ab dem Zeitpunkt wo die Beatsteaks die Center-Stage betraten war das komplette Gelände vor der Bühne ein einziger Tanzflur. Die Worte von Sänger Arnim „alter Schwede“ (die er erstaunlich oft verwendete) zeigten dass er von der Stimmung beeindruckt war. Tausende springende, tanzende und singende Leute genossen das Konzert bis zum Sonnenuntergang. Auch das Hinsetzen bei Let Me In durfte selbstverständlich nicht fehlen, wo selbst die VIP-Besucher der Tribüne auf die Knie gezwungen wurden. Ich schätze diesen legendären Auftritt wird kaum einer so schnell vergessen.
In den 30 Minuten Umbaupause schaute ich noch schnell bei der atmosphärischen Alternative Rock-Show von Dredg vorbei, die einen dermaßen guten Sound hatten, wie ich ihn seit langem nicht mehr bei Rock am Ring erlebt habe. Dann ging es schnell wieder zur Hauptbühne um den Headliner zu bestaunen. Mit dem ersten Ton von Prison spürte man direkt: System of a Down sind zurück. Trotz Regen gab es Circle Pits und laute Chöre sodass man gar nicht mehr im Kopf hatte dass die Lieder teilweise schon 10 jahre als sind. Eine ordentliche Songauswahl haben die vier Kalifornia nach ihrer fünfjährigen Pause als ob sie nie weg gewesen seien. Diese Band sollte jeder Musikliebhaber in seinem Leben mindestens ein Mal gesehen haben, immerhin waren sie einer der größten Einfluss für Rock- und Metalbands des letzten Jahrzehnts.
Für mich endet das Festival mit den letzten Liedern von …And You Will Know Us By The Trail Of Dead bei denen leider nicht sehr viele Besucher waren. Das hielt Sänger Conrad Keely nicht davon ab am Ende seine kompletten Gitarren-Effektgeräte ins Publikum zu schmeißen bis der letzte Ton ausklang. Somit ging für mich ein nasser Festival-Abend zu Ende während In Extremo zum letzten Mal die Alterna-Stage zum kochen brachten.

Und somit ging Rock am Ring 2011 wieder viel zu schnell vorbei. Die Ankündigung dass die Toten Hosen bei Rock am Ring ihr 30-jähriges Jubiläum als Headliner feiern lässt die Vorfreude auf 2012 steigen. Ich freue mich vor allem dass das Sicherheitskonzept des Rings mit jedem Jahr verbessert wird und es so für die vielen Besucher immer sicherer wird, sich in den Massen zurechtzufinden.

Wir sehen uns 2012!

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