So war’s beim on3 Festival in München

Wenn der Bayerische Rundfunk ein Problem hat, ist es das Wegsterben seiner Zuschauer. Ändern soll das der junge Kanal on3, der einmal jährlich zum namenseigenen Festival lädt: 16 Bands ins Funkhaus eingeladen, Jutebeutel verteilt, Fotoautomaten aufgestellt. Ein Setting, das richtig Spaß macht – auch wenn man nicht alle Bands kennt.

Neue Musik kennenlernen, Benjamin Gibbard mitnehmen und schauen, was noch so los ist – mit dieser Einstellung scheinen viele Besucher gekommen zu sein. Ich zumindest.

Ein steter Besucherstrom fließt zwischen den Orchesterstudios, die heute als Konzertsäle dienen. Erwartungsgemäß fantastisch ist der Sound, wäre nicht das dauerpräsente Quatschen vieler Zuschauer der hinteren Reihen.

Benjamin Gibbard als den musikalischen Höhepunkt zu feiern ist weder kreativ noch überraschend. Trotzdem: Death Cab Fanboytum voraus. Viel erinnert mich bei Gibbards Auftritt an mein letztes Death Cab For Cutie Konzert vor rund 1 1/2 Jahren – angefangen beim komplett gleichen Holzhackerhemd.

Dieses Mal ist es nicht nassgeschwitzt, schließlich geht es bei dem Konzert deutlich, deutlich ruhiger zu. Auch mal schön, die eingeflochtenen Lieder von The Postal Service (u.a “Such Great Heights”) oder Death Cab (u.a “Grapevine Fires”) nur mit Gitarre begleitet zu hören. Bei der Stimme und den Texten braucht es nicht mehr.

Spätestens beim Abschluss, “I Will Follow You Into The Dark”, fühle ich mich in den Konzertabend im Juni 2011 zurückversetzt, stand bei diesem Lied auch schon damals nur Gibbard mit seiner Gitarre im Lichtkegel.

Um den damaligen Bericht noch weiter zu recyclen, übernehme ich einen weiteren Satz daraus, der auch für Benjamin Gibbards Solokonzerte gilt: “Die großartigen Momente kommen immer dann, wenn Gibbard am Klavier sitzt.”

Es ist nicht so, dass keine anderen Bands im Programm des on3 Festivals stehen: The Dope und ihren modestmousigen Sound verpasst – zu lang ist die Schlange vor Location drei. Dafür Rapper Heems angeschaut, der eigentlich mit seinen Kollegen als die Band Das Racist auftreten sollte, dann aber auf der Bühne deren Auflösung bekanntgab und insgesamt etwas verloren wirkte.

Macht aber nichts: Von einem Konzert zum nächsten, über den Abend hinweg zu Stealing Sheep, Benjamin Gibbard, Micachu & the Shapes, Lower Dens und Tubbe. Viel neues gehört, manches gemocht, anderes eher gleichgültig hingenommen. Berieseln lassen.

Zum Abschluss wird die Discokugel angeworfen und WhoMadeWho liefern den passenden Sound. Das bringt die Leute zum Tanzen, die Stimmung ist erstmals wirklich ausgelassen.

So endet ein Festival, das fraglos zeigt: Der BR kann auch jung. Und das steht ihm verdammt gut.

Bilder vom on3 Festival 2012

Fotos, Berichte und Interviews finden sich auch auf der on3-Webseite.

 

 

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Manuel Hofmann

Festivalaffiner Politikwissenschaftler.