So war’s: Billy Talent + Donots in Bochum

1. Mai, die Sonne lacht, die Jugend zieht mit dem Bollerwagen durch die Gegend oder bewirft Polizisten mit Steinen. In Bochum sieht das anders aus. Der Ruhrcongress ist ausverkauft. Grund: Billy Talent und die Donots.

Alle Fotos: Steffen Neumeister

Billy Talent, das kanadische Phänomen. Deutschland ist neben ihrem Heimatland der einzige Ort, an dem sie solche Erfolge feiern. Nummer eins-Alben, ausverkaufte Arenatourneen, Headliner der großen Festivals. Da verwundert es auch nicht, dass die wenigen Einzelshows, die Billy Talent in diesem Jahr spielen, in kurzer Zeit ausverkauft waren.

Als wäre das alles noch nicht genug, nehmen die Kanadier noch die Partyschweine der Donots als Vorband mit.
Diese Kapelle könnte man vermutlich auch vor den Amigos spielen lassen und der Laden kocht. Von der ersten Sekunde sind die Westfalen vollstens bei der Sache. 50 Minuten Spielzeit, mehr braucht es nicht, um dem Bochumer Konzertvolk mal so richtig musikalisch den Hintern zu versohlen.

Es scheint, als hätte Sänger Ingo ein unerschöpfliches Kontingent an Energie in seiner Hosentasche, denn egal wann und wo man ihn auf der Bühne sieht, halbe sachen gibt’s bei ihm nicht. So ballert sich – spielen kann man das schon nicht mehr nennen – die Band durch ihr Set welches hauptsächlich aus neueren Songs plus den altbekannten Hits besteht. Sollte es im Publikum wider Erwarten Billy Talent Fans geben, die die Ibbenbürener bisher noch nicht kannten: Ab jetzt werden sie sie nicht wieder vergessen.

Allgemein gestaltet sich das Publikum durch alle Bereiche gemischt. Vorne steht die pubertierende Kreischmädchenfraktion, in der Mitte treffen sich die halb- bis mittelstarken zum fröhlichen Ringelpiez mit Anfassen und am Ende der Halle genießt das ältere Volk, vermutlich die Eltern der ersten Reihen, das Konzert.

Und so wartet dieser Schichtsalat auf das was da kommen möge. Das was für den Rest des Abends folgt, ist gewohnte Hausmannskost. Geht irgendwie immer, ist allerdings auch nicht der Inbegriff der Innovativität. Billy Talent erfinden das Rad definitiv nicht neu, trotzdem können ihre Shows immer wieder begeistern. Heute wirkt alles jedoch ein bisschen aufgewärmt. Klar, Sänger Ben schreit sich mal wieder die Kehle aus dem Hals und hüpft mit seinem Mikroständer über die Bühne, wie ein Hürdenläufer auf chemikalischen Drogen, aber irgendwo erkennt der erfahrene Konzertbesucher schon von weitem die Routine.

Pflichtprogramm abspulen, die Ansagen sind auswendig gelernt, nichts ist dem Zufall überlassen. Der ein oder andere wird sagen, dass da ja nunmal auch Profis auf der Bühne stehen. Aber das sind die zuvor gesehenen Donots auch und diese schaffen es eben immer wieder den ganzen Saal einzubinden und durch den musikalischen Fleischwolf zu einer riesigen Feiergemeinschaft zu drehen.

Gefeiert wird heute Abend jedoch auch bei Billy Talent. Das Publikum macht das beste draus, musikalisch gibt es an der Band nämlich absolut nichts auszusetzen und während das Set mit Surprise Surprise und Red Flag abgeschlossen wird kocht der Saal. Die Flamme in der Band loderte jedoch schonmal heißer.

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Steffen Neumeister