So war’s: Frank Turner & The Sleeping Souls in Dortmund

“Somebody told me that music with guitars was going out of fashion – I had to laugh.” Frank Turners Deutschlandtourauftakt in Dortmund.

Frank Turner – Alle Fotos: Steffen Neumeister

“Meine Großmutter ist geplatzt!” Frank Turner präsentiert im Dortmunder FZW seine beeindruckenden Deutschkenntnisse. Mit seiner Band, den Sleeping Souls, gibt es aber nicht nur Sprachunterricht geboten. Das seit Monaten ausverkaufte Konzert in Dortmund ist der Auftakt der Deutschlandtour und zeigt, dass auch das neue Album Tape Deck Heart mittlerweile gut von den Fans angenommen wurde.

Als Support gibt es den hamburger Singer-Songwriter John Allen, der auf persönliche Einladung von Frank Turner auf dieser Tour mit dabei ist. Im Frühjahr spielte er vor einem Konzert Turners für die wartenden Menschen vor dem Club. Frank kam raus, ihm gefiel was er hörte und nun steht Allen mit auf der Bühne. In wenigen Minuten hat der sympathische Musiker das Publikum im Griff und ist wohl selbst am meisten überrascht, dass das ganze hier so gut funktioniert.

Schwächer ist die Reaktion auf die Südstaatenrocker von Lucero aus Tennessee. Der Sound, irgendwo zwischen The Gaslight Anthem und Redneck Country Musik, sorgt eher für Hintergrundbeschallung als für aufmerksames Zuhören.

Frank Turner selbst gibt heute ein ungewohntes Bild ab. Ohne Gitarre um die Schultern schlendert er mit seiner Band auf die Bühne. Frank hat Rücken. Nachdem er vor wenigen Wochen schon Festivalshows absagen musste, geht es heute mit Zusatzgitarrist Dan, der innerhalb von zwei Wochen alle Songs für diese Tour einstudieren musste, auf die Bühne. Turners Arzt riet ihm die Tour abzusagen, wer ihn jedoch kennt weiß, dass man ihn so schnell nicht von der Bühne holen kann.
Ohne Gitarre scheint er etwas verloren auf der Bühne. Er hüpft und springt und fuchtelt mit den Händen, als ob ein Wespenschwarm hinter ihm her wäre. Setlistechnisch gibt es die gewohnten Klassiker, einiges vom neuen Album und in der Zugabe auch das sehr selten gespielte Rock’n’roll Romance, für welches sich Frank Turner sogar einmal die Gitarre umhängt. Andächtiges schweigen herrscht während dieser Ballade und man spürt die Gänsehaut förmlich die Nacken der anwesenden hochklettern.

Frank Turner ist ein Entertainer vor dem Herrn und schafft es immer wieder das Publikum bis aufs äusserste zu animieren, dabei aber nicht ansatzweise peinlich zu wirken (hallo Billy Joe Armstrong, so geht das!). So ist es also kein Wunder, dass die Stimmung im bis auf den letzten Platz gefüllten FZW eben da ist, wo sie hingehört: ganz oben.

Ganz oben, da gehört auch Frank Turner hin. Und wenn das so weiter geht, dann dauert das ganze auch nicht mehr lange. Zu wünschen wäre es ihm.

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Steffen Neumeister