So war’s: Emil Bulls in Osnabrück

Wenn selbst die mitgekommenen Eltern der minderjährigen Besucher, die ohne ihre elterliche Begleitung das Konzert nicht bis zum Ende hätten verfolgen können, der Aufforderung, sich hinzuknien, folgen, merkt man dass die Emil Bulls an diesem Freitagabend in Osnabrück vieles richtig gemacht haben.

Mit freudiger Erwartung betrete ich an diesem Abend den Rosenhof. Ich bin mir sicher, dass mich dieses Konzert nicht enttäuschen wird. Häufig macht sich bei mir vor Konzerten eine gewisse Unsicherheit breit, ob die Band oder der Künstler es live “bringt”, ob der berühmte Funke zum Publikum überspringt. Auf mehreren Festivals haben die Emil Bulls diese Fähigkeit, die Verbindung zum Publikum aufzubauen, bewiesen. Für mich heute das erste Konzert bei dem die Bulls der Main-Act sind. Wird der Funke auch hier auf das Publikum übertragen? Beantwortet wird diese Frage später. Denn zunächst durften Cyrcus und An Early Cascade die Bühne betreten.

Cyrcus eröffenen den Abend. Der Rosenhof (der nach persönlicher Einschätzung nahezu ausverkauft) war zu diesem Zeitpunkt bereits zu drei Vierteln gefüllt. Die Mannen von Cyrcus boten 30 Minuten lang eine solide Show und scheuten es nicht das Publikum in diese mit einzubeziehen. Musikalisch als auch in Bezug auf die Stimmung vor der Bühne ein gelungener Einstieg in diesen Abend.

An Early Cascade machten da weiter, wo Cyrcus aufgehört hatten. Ebenfalls sehr solide für einen Support-Act. Sänger Maik Czymara riss seinem Kollegen an den Drums Andreas Maier zwischenzeitlich zwar einen Beckenständer um, die Stuttgarter ließen sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen. An Early Cascade wirkten in Bezug auf ihre Instrumente verspielter und detailreicher als Cyrcus, Cyrcus heizte die Menge vor der Bühne jedoch ordentlich ein. Beide Bands machten das Warten auf die Emil Bulls auf ihre eigene Art und Weise angenehm.

Nach 20 Minuten Umbaupause war es nun aber endlich soweit. Die Emil Bulls betraten die Bühne des Rosenhofs und kratzten mit der Vorab-Single Pants Down des im August veröffentlichten Sacrifice To Venus schon mal kräftig am Putz an den Wänden. Most Evil Spell brachte die aufgeheizte Menge kräftig in Bewegung und lud zum Mitsingen ein. Insgesamt war das Publikum sowohl was die aktuelle Platte, als auch die Veröffentlichungen davor, angeht, sehr textsicher. Hearteater und Here Comes The Fire schlugen im Anschluss in die gleiche Kerbe. Harte Riffs, eingängige Melodien, singbare Refrains für alle vor der Bühne. Die Mischung zwischen hartem und melodiösem Sound kommt an diesem Abend an, der Sound ist klar und kräftig, lediglich das Mikrofon von Sänger Christoph von Freydorf hätte noch etwas lauter eingestellt werden dürfen. Der angesprochene Funke springt trotzdem von Bühne zum Publikum und umgekehrt. Nach den ersten vier Songs sind die Protagonisten, als auch die Meute vor der Bühne nass, es ist heiß an diesem Abend im Rosenhof. The Jaws Of Oblivion, Ad Infinituum und Rainbows And Butterflies lassen jedoch für keinen der Beteiligten eine Pause zu. Die Luft wird dünner, die Shirts feuchter. Drummer Manu Lotter kann sich bei The Jaws of Oblivion ein immer wiederkehrendes verschmitztes, leicht ungläubiges Lächeln nicht verkneifen. Und das ist auch gut so. Man spürt, dass die Bulls richtig Bock haben und mit einem solchen Empfang nicht gerechnet haben. Anhaltende Bulls-Rufe zwischen den Songs bringen die Mannen auf der Bühne ungläubig zum Kopf schütteln. Daher nach Rainbows And Butterflies die berechtigte Frage von Sänger Christoph: “Osnabrück, was geht ab bei euch?”

Bevor die Münchner zum ersten Mal die Bühne verließen, gab es noch 5 Songs aus den letzten 3 Alben auf die Ohren: The Way Of The Warrior, Not Tonight Josephine, Nothing In This World, Battle Royal und Between The Devil And The Deep Blue Sea. Nothing In This World wurde im Refrain getragen durch das Publikum, wodurch Sänger Christoph eine kurze Verschnaufpause einlegen konnte.

Licht aus. Bühne leer. Doch das Publikum war sich sicher: Das kann es noch nicht gewesen sein. Und es behielt recht: The Age Of Revolution und Sacrifice To Venus, beide vom aktuellen Album, bildeten den ersten Zugabeblock.

Erneut: Licht aus, Bühne leer. Kurze Zeit später kommt Sänger Christoph allein zurück auf die Bühne. Drei Spots sind auf ihn gerichtet und es ertönt ein Klavier aus den Boxen. I Don`t Belong Here leitet mit einigen Gänsehautmomenten den letzten Abschnitt dieses Abends ein. Man Or Mouse, When God Was Sleeping und Worlds Apart bringen die Leute vor der Bühne zum Ende noch einmal richtig in Bewegung.
Die Gänsehaut wird überzogen mit einer erneuten Ladung Schweiß. Die Füße schmerzen, die Kehle verlangt nach etwas kühlem Flüssigen, aber es wird trotzdem noch einmal alles gegeben, bevor die Münchner sich ein letztes Mal verabschieden.

Gute 1,5 Stunden mit den Emil Bulls hatten all das, was ein gutes Rockkonzert ausmacht. Es war laut, es war nass, es war heiß. Es wurde gefühlvoll, es wurde rau. Kurzum: Besser hätte man seinen Freitagabend kaum verbringen können.

Setlist:

1. Pants Down
2. Most Evil Spell
3. Hearteater
4. Here Comes The Fire
5. The Jaws Of Oblivion
6. Ad Infinituum
7. Rainbows And Butterflies
8. The Way Of The Warrior
9. Not Tonight Josephine
10. Nothing In This World
11. Battle Royal
12. Between The Devil And The Deep Blue Sea

Encore #1:

13. The Age Of Revolution
14. Sacrifice To Venus

Encore #2:

15. I Don’t Belong Here
16. Man Or Mouse
17. When God Was Sleeping
18. Worlds Apart

Nach abgeschlossener Tour dieses Jahr werden sicherlich Festival- und/oder weitere Konzerttermine bekannt gegeben, um das aktuelle Album Sacrifice To Venus einer noch größeren Masse an Menschen zu präsentieren. Wann immer ihr die Chance habt, die Emil Bulls mal auf einem Festival zu sehen, unbedingt ansehen! Auch nach so vielen Jahren haben die Jungs noch so richtig Spaß auf der Bühne und übertragen das ungemein auf das Publikum.

Verbleibende Konzertdaten der Sacrifice To Venus-Tour:

21.10 Bochum – Matrix
23.10 Oldenburg – Kulturetage
24.10 Berlin – C-Club
25.10 Dresden – Alter Schlachthof
28.10 Nürnberg – Hirsch
30.10 Erfurt – HSD
31.10 Karlsruhe – Substage
01.11 Kaiserslautern – Kammgarn

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Peter Detje