Der 24.Juli 2010, Tag der Duisburger Loveparade, markiert einen drastischen Einschnitt für Grossveranstaltungen auf deutschem Boden. Besonders in Nordrhein-Westfalen, auf dessen Terrain an diesem Samstag 21 Menschen ihr Leben verloren, reagierte man mit hektischen Gesetztesverschärfungen auf die Tragödie. Dabei war eine fahrlässige Organisation und nicht etwa mangelnde Richtlinien der eigentliche Grund für das Unglück. Bestraft werden mit der Verschärfung letztlich auch Veranstalter, die ihre Hausaufgaben gemacht hatten. So wie etwa FKP Scorpio und das Konzertbüro Schoneberg, die in diesem Jahr hohe, kostenintensive Auflagen beim Area4 beklagen. Bewegt sich die die Landesregierung nicht, könnten die sogar das Aus für das Festival in NRW bedeuten.
Schon während des Festivals konnte man im letzten Jahr die ersten Tickets kaufen. Wer sich früh ins Vertrauen ziehen liess, erhielt als Dank ein Gratis-T-Shirt zum Kombiticket. Heuer musste man ohne neues Inventar für den Kleiderschrank die Heimreise antreten. Hohe rechtliche Hürden zwingen das Festival bis zur Klärung einiger prinzipieller Fragen auf das Frühbuchertickting zu verzichten. Wie es weitergeht in Sachen Area4 ist offen. Nur eins scheint klar: Es soll weitergehen auch wenn man erneut auf mehr Besucher gehofft hatte als letztlich kamen. Schon bei der Southside Pressekonferenz hatte FKP Scorpio Chef Folkert Koopmans anklingen lassen, dass man langfristig mit dem Area4 im Portfolio plane.
Ob das Area4 aber im sechsten Jahr in Folge auf den Flugplatz Borkenberge in Lüdinghausen gastiert, oder man seine zelte abbricht um ausserhalb NRW bessere Bedingungen vorzufinden, ist offen. Es wird vom Ausgang eines Gesprächs zwischen den beiden Veranstaltern, regionalen Politikern und dem Innenministerium des Landes abhängen.
Bei einem Umzug könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: weniger Ärger bei der Planung und mehr Raum für mehr Festivalisten, die wiederum teurere Bands finanzieren könnten. Für wahrscheinlicher aber halte ich das Szenario, dass man von Veranstalterseite versuchen wird akzeptable Bedingungen zu schaffen um auf Borkenberge zu bleiben. Schliesslich hat man hier kurze Laufwege, die nötige Infrastruktur und bei den aktuellen Verkaufszahlen besteht sowieso kein Grund für einen Umzug auf ein grösseres Gelände. Ausserdem musste man erst am parallel veranstalteten Highfield erkennen: Grosse, budgebelastende Namen wie die Foo Fighters, Rise Against oder Skunk Anansie führen nicht unbedingt zu dem erwarteten Plus zahlender Besucher. Dort allerdings sorgte sicher auch die wegen Wetterturbulenzen kurz vor der Absage stehende Premiere 2010 dafür, dass einige in diesem Jahr lieber zuhause blieben.
Für Andreas Möller, Projektleiter des lokalen Area4-Ausrichters Schoneberg, ist klar: Die wegen Duisburg verschärften, starren Regelungen müssen wieder aufgelockert und flexibilisiert werden. Nirgendwo in Deutschland seien die Genehmigungsverfahren so kompliziert wie in NRW. Reichte bei einer Planänderung letztes Jahr noch ein einfacher Antrag auf Nutzungsänderung, bedurfte es in diesem Jahr gleich einer teuren Baugenehmigung. Die muss obendrein bereits im März gestellt worden sein und eine konkrete Zuschauerzahl enthalten. Viel zu früh, so Möller, um bei noch lückenhaftem Programm die tatsächliche Nachfrage abschätzen zu können.
Und so musste man in diesem Jahr viel Geld in die Hand nehmen, um letztlich ungenutzte Parkflächen zu bezahlen. Doppelt schmerzhaft, weil das Area4 noch immer keine schwarzen Zahlen schreibt.
Die regionale Politik, allen voran Lüdinghausens Bürgermeister Richard Borgmann, wissen die Veranstalter an ihrer Seite.
Das Area4 habe alle Auflagen vorbildlich erfüllt, aber Baugenehmigungen würden generell auf permanente Bauten abzielen, was auf ein Festival nunmal nicht zutreffe. Man hoffe bei dem anberaumten Treffen für alle Seiten eine praktikable Lösung zu finden. Generell hätten Stadt, Land und Münsterkreis Interesse das Festival am Standort zu behalten. Man schätze den bundesweiten Werbefaktor des Area4 für die Region und natürlich dessen Bedeutung für die ansässige Wirtschaft.