“Heute könnte was kommen” murmelte man im Pressezelt schon zur Mittagszeit – und es kam gewaltig. Pünktlich zum letztendlich doch stattfindenden Konzert von Black Rebel Motorcycle Club begann es zu regnen. Erst soft, dann richtig. Irgendwie passte das auch wie die Faust aufs Auge. Das Wetter passte sich konsequent der Gefühlswelt der Band an. Kurz vor dem Wochende war der Vater von Sänger und Bassist Robert Been, gleichzeitig Soundtechniker der Band, bei einem Konzert verstorben. Frequency und Highfield mussten deshalb auf die Band verzichten.
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Doch von Anfang. Der Tag begann mit einem Streifzug über den Campingplatz. Erschöpfte Getränkereserven wurden bei Onkel Emma aufgefrischt, die täglichen Frühstücksbrötchen organisiert. Dass Käse aus war und durch Schinkenauflage ersetzt werden musste, fiel nicht weiter ins Gewicht. An diesem Morgen sollte ich erstmals nicht mehrmals als Spanner tituliert werden. Schön, dachte ich mir, und begab mich mit meinem Proviant und der Kamera um den Hals in Richtung Pressebereich.
Dort angekommen wurde auf der Terasse des Flughafencafes erstmal gefrühstückt. Ein kurzer Plausch mit den hinreissend hilfsbereiten Mädels vom Presseservice später war der frisch geputzte Boden im Innenraum begehbar und der Liveblog-Alltag nahm seine Lauf.
Nach der 20-Minuten Verspätung von Opener Kylesa am Vortag war man gespannt was sich Twin Atlantic würden einfallen lassen. Der Auftritt verlief aber ohne besondere Merkwürdigkeiten. Aufhorchen lies Sänger Sam McTrusty lediglich als er erwähnte, sie würden mit Blink-182 durch die Lande ziehen. Vielleicht haben sie deshalb auch einen Startplatz beim Area4 erhalten. Glücklicherweise passten sie sich nicht deren tags zuvor gezeigten Form ihrer Begleiter an und boten um 12 Uhr und vor einer kleinen Schar Zuschauern eine durchaus kurzweilige Unterhaltung.
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Chad Urmston sollte später gebannt und tropfnass das Konzert von The Gaslight Anthem aus dem Publikumsraum verfolgen. Mit seiner vom Regen geglätteten Lockenbracht hätte man ihn kaum erkannt, hätte mich Christoph nicht mir der Nase draufgestossen. Zuvor allerdings musste er selbst mit seiner Band State Radio arbeiten – wobei ich mir nicht sicher bin ob er es so nennen würde. Superrelaxt und mit einem strahlenden Lächeln schien es ihm wirklich Spass zu machen seine Musik vor der wachsenden Crowd auszubreiten. Während der 3 Songs in denen das Fotografieren erlaubt ist, packte Urmston seine kultige Ölkannengitarre leider nicht aus. Vielleicht ja beim nächsten Festivalgastspiel – das so sicher kommen wird wie das Amen in einer katholischen Kirche.
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Im Anschluss gabs 3 mal Musik für Hartgesottene.
Parkway Drive eröffneten den Reigen, Sie haderten zwar etwas mit dem frühen Slot, boten aber dennoch eine couragierte Leistung und weckten auch den letzten Area4ler aus der Lethargie des letzten Festivaltages. Von den 3 harten Bands definitiv mein Favorit.
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Man gab den Knüppel weiter an die Hardcore-Punk-Fraktion Comeback Kid. Bei denen legte sich besonders Frontmann Andrew Neufeld ins Zeug, pumpte sich total aus und wandelte ein ums andere Mal im Publikumsraum vor der Bühne.
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Das Trio komplettiert wurde durch die deutschen Durchstarter Caliban. Keine Ahnung ob es daran lag dass sich das Publikum mal wieder eine etwas moderatere Spielweise wünschte oder sie an diesem Tag mit dem Metalcore der Hattinger einfach nichts anfange konnten – jedenfalls wollte der Funke zwischen Band und Zuschauern nicht so Recht überspringen. Frontmann Andreas Dörner lies sich ein ums andere mal zu abfälligen Bemerkungen hinreisen, was die Sache nicht besser machte.
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Lange hatte der Auftritt von Black Rebel Motorcycle Club auf der Kippe gestanden. Wie uns gesteckt wurde war unmittelbar mit der Absage beim Highfield auch die Show am Area4 abgesagt worden. Später am Abend aber wurde diese Absage revidiert. Bei strömendem Regen traten die Californier auf die Bühne. Ihre Gesichter waren gezeichnet und wer den Hintergrund kannte konnte dies klar aus ihnen ablesen. Die Mehrheit der Besucher allerdings wussten nichts von der Tragik hinter der Show und so verstanden sie auch die Geste am Ende des Konzerts nicht. Unter “Zugabe, Zugabe”-Rufen sprang ein tieftrauriger Robert Levon Been in den Fotograben und malte mit seiner Gitarre ein RIP in den Matsch.
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The Gaslight Anthem klettern kontinuierlich die Slots in den Lineups nach oben. Für viele steht ausser Frage, dass diese noch ziemlich junge Band irgendwann einmal auch Headliner-Qualität besitzen wird. Beim Area4 standen sie immerhin schon als drittletzte Band auf der Bühne. Zu Beginn der Show brachte Brian Fallon sein Mitgefühl gegenüber dem Schicksal von BRMC zum Ausdruck. Wieder einer der Momente beim Area4, die einem die Gänsehaut über den Körper jagten.
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Nach Aussen gänzlich unbeeindruckt traten Gogol Bordello auf. Noch nie hab ich die Gipsy Punker um Frontmann Eugene Hütz so lange spielen sehen – sie meisterten es aber spielend die Menge trotz Schlamm vor der Bühne zum wilden Herumspringen zu animieren. Die meisten waren ja sowieso schon durch Matsch-Fussbalspiele oder Schlammrutschen immunisiert worden.
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Zum abschliessenden Auftritt von Billy Talent hatten sich die Reihen merklich ausgedünnt. Das lag weniger an der Band, als vielmehr an den Wetterkapriolen des frühen Abends. Egal. Geschätzte 15.000 Area4ianer sahen die Kanadier bei ihrer zweiten Headlinershow nach Hurricane/Southside im Juni. 75 Minuten wurde ein rundes Paket mit Songs aller 3 Alben geschnürt und ich fühlte mich bestens bedient. Auch die Festivalmacher zeigten sich mit dem Abgelieferten durchaus zufrieden.
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Die letzte Nacht brach an und ein wenig auch wieder meine Wehmut durch. Zum einen markiert das Area4 seit Jahren das Ende der Festivalsaison und den Start eines langen Winters, zum anderen fühle ich mich vor Ort einfach wohl. Das mag auch ein wenig am Pressecamping liegen, denn auf dem “normalen” Campingplatz soll es wieder einmal weitaus unfriedlicher zugegangen sein. Von der Müllplage mal gar nicht zu sprechen.
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