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Bang Your Head ist Geschichte

7. Mai 2023

tl;dr
Das Band Your Head hat nach 24 Jahren keine Zukunft mehr. Die aktuelle Edition ist abgesagt – und auch alle weiteren. Schuld ist die neue Welt, in der wir nach Corona und Kriegswirren aufgewacht sind und die es Veranstaltern sehr schwer machen, kostendeckend zu arbeiten.

„Weil jetzt aber natürlich auch alle Festivals von den Kosten überrollt werden, glaube ich, dass letztendlich nur noch 20 Prozent von ihnen Geld verdienen werden.“ war in einem erhellenden Interview von FKP Scorpio Gründer Folkert Koopmans gestern in der Kreiszeitung zu lesen.

Wenige Stunden später wird klar: Das ist kein Gerede, sondern harte Realität, der sich auch etablierte Player stellen werden müssen. Konkret muss das Bang Your Head nach 24 Jahren die Segel streichen. In einem auf Facebook lancierten Statement heißt es, es sei nicht möglich gewesen, „Umstände zu schaffen“, die ein Stattfinden möglich gemacht hätten.
Zu viele Bedingungen hätten sich seit 2019 geändert. Ins Detail gehen die Macher nicht, aber ein Blick ins Koopmans-Interview lässt erahnen, wo die Probleme liegen könnten: steigende Kosten um bis zu 30 Prozent in scheinbar allen Bereichen. Egal ob bei Künstlergagen oder Handwerkern, Personal und Sicherheit, die Kosten für Bühnen und Equipment sind durch den.
Die neu anfallenden Kosten lassen sich nicht 1:1 auf die Besucher übertragen. Denn würde man ernsthaft kalkulieren, würde niemand mehr eine Karte kaufen. Koopmans sprach auch von einer immer weiter zunehmenden Diversifikation der Festivallandschaft, die es einzelnen Open Airs schwerer mache, ausreichend viele Tickets zu verkaufen. Zumal selbst Branchengrößen wie Rock am Ring mehr als 80 Prozent der Karten verkaufen müssen, um überhaupt auf die schwarze Null zu kommen – und das war vor Corona.
In Konsequenz sorgt all das dafür, dass sich ein Festival nur noch schwer wirtschaftlich betreiben lässt.

Im Falle des Bang Your Head war das Lineup soweit gebucht. Man wollte nach 3 Jahren endlich wieder eine Ausgabe auf die Wiese bringen. Helloween, Saxon, Kissin’ Dynamite und Co sollten für einen Kickstart in den Sommer sorgen. Doch ein Mix aus schleppendem Kartenverkauf für die 25-Jahres-Edition, explodierende Kostenseite und die schwerwiegende Erkrankung des Festivalchefs scheint dem Festival den Gar aus gemacht zu haben.

Schon im letzten Jahr war das Festival Mitte Mai kurzfristig erneut verschoben worden. Damals hatte ein sichtlich abgemagerter Festivalchef Horst Franz gesagt, man finde nicht die passenden Umstände vor, um ein Bang Your Head zu veranstalten. Kostensteigerung durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine, Corona und Personalmangel sowie massive Gesundheitsprobleme wurden damals angeführt – und 2 „Megaheadliner” für 20023 versprochen. Das wären wohl Helloween und Saxon gewesen.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie man mit diesen gesundheitlichen Problemen vernünftig arbeiten kann. Alles Gute für die Zukunft an Franz von dieser Stelle.
Absoluter Knackpunkt neben der Gesundheit scheint allerdings zu sein: Man versuchte 2023 mit dem Grundkartenpreis von 2019 ein Festival zu organisieren, das mindestens 30 Prozent teurer gewesen ist, als es damals kalkuliert wurde.

Verständnis mischt sich mit Wut

In den Kommentaren unter dem Statement auf Facebook mischen sich Wehmut und gute Wünsche mit der Wut einiger loyalen Fans. Hauptkritikpunkt ist der Zeitpunkt der Ankündigung – lediglich 9 Wochen vor dem Festivalauftakt. Man ärgert sich darüber, dass der eigene Urlaub nun genehmigt sei und man den als normaler Arbeitnehmer nicht beliebig umherschieben könne.

Kartenhalter haben jetzt zwei Optionen: Sie können ihr Ticket zurückgeben oder gegen Festivalpässe fürs Rock Of Ages eintauschen. Dabei handelt es sich um ein vom gleichen Veranstalter organisiertes Klassik Rock Festival bei Stuttagart, für das aktuell Acts wie Suzi Quatro, Doro, Lordi, The Sweet, Manfred Mann’s Earth Band und John Lee’s Barclay James Harvest zugesagt haben.

Ich selbst war nie da, aber es tut dennoch weh, ein Festival gehen zu sehen, dass einen zumindest in der E-Mail-Inbox all die Jahre beständig bekleidet hat.

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Thomas Peter

ein diplomierter Biologe mit starkem Hang zu Fotokamera und der besonderen Festivalatmosphäre.