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Beatsteaks in Hamburg: Die perfekten 2 Stunden

5. September 2011

Irgendwie könnte man ja meinen, dass uns die Beatsteaks bezahlen. Ständig werden sie in den Himmel gelobt – da kann man jedoch einfach nichts machen: Diese Band ist einfach zu gut. Klar sieht das der eine oder andere Autor durch die rosarote Fanbrille. Aber jeder – egal ob Fan oder nicht – der beim Konzert in Hamburg dabei war, musste sich zwangsläufig von den Livequalitäten dieser Band überzeugen lassen.

Aber von Anfang an: Der Hamburger Kultursommer ist eine Konzertreihe auf der Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld. Veranstaltet wird dieser von FKP Scorpio und brachte bisher schon einige illustre Gäste auf die Pferderennbahn. Den Abschluss machten am Samstag nun die Beatsteaks.

Bei schönstem Wetter füllte sich das Konzertgelände recht früh und somit hatte der erste Support, die schwedischen Stompin Souls, auch eine schon beeindruckende Kulisse vor der sie ihr Können beweisen konnten. Ihr melodischer Indie-Rock-Pop brachte gute Laune unter die Konzertbesucher und Sänger Thomas bestach mit seiner enormen Bühnenpräsenz. Nach spaßigen 30 Minuten war Schluss und die Band heimste einen ordentlichen Applaus ein.

Nach kurzer Umbaupause ging es weiter mit The Subways und man merkte direkt, dass diese Band einige Fans mitgebracht hatte. Ein Großteil des Publikums sang die druckvollen Songs mit und selbst die Pogofraktion in der Mitte riss die ersten Kreise auf. Die unglaublich charmante und freundliche Band gab 45 Minuten Vollgas und begeisterte auch die wenigen, die sie noch nicht kannten.

Nun war es aber Zeit für die Hauptband des Abends. Vision als Opener – mal was ganz neues. Aber dieser druckvolle Start wühlte das Konzertvolk erstmal so richtig durch. Überhaupt sollte an diesem Abend irgendwie alles klappen, von Anfang an merkte man, wie gut aufgelegt die Band ist. Es war das 20. Gastspiel der Beatsteaks in Hamburg – da wollte man sich natürlich nicht lumpen lassen.

Was im Tageslicht noch gut war, das wurde nach der Dämmerung noch besser. Irgendwie wollte die Band den Hamburgern keine Pause gönnen und holten einen Kracher nach dem anderen aus der Songkiste. So ging es Schlag um Schlag, es benötigte teilwese gar keine Ansagen mehr von Sänger Arnim. Die wollte man auch gar nicht hören, man wollte einfach nur weiter musikalisch die Backpfeifen im Gesicht spüren.

Irgendwann muss dann aber jede Band mal eine Pause einlegen und so gab es Bullets From Another Dimension in einer Akustikversion. Warum grade dieser Song so verstümmelt wurde bleibt fraglich, ist er doch einer der wenigen vom aktuellen Album, die so richtig auf die 12 gehen.

Um das Publikum dann nicht direkt wieder ins Kalte Wasser zu schmeißen steigerte sich die Band dann erst wieder langsam mit einigen ruhigeren Stücken. Aber spätestens zur aktuellen Single Automatic, zu der Arnim sich auch eine Tanzgefährtin auf die Bühne holte, tobte wieder der gesamte Platz. Let Me In setzte den ersten Schlussakkord und so mancher wollte schon nach Hause gehen, ist dies doch meist der letzte Song im Set. Selbst wenn es so gewesen wäre, hätte wohl niemand geschimpft, denn schon bis zu diesem Zeitpunkt war das Konzert einsame Spitze.

Aber natürlich ging es nach dem üblichen von der Bühne gehen und zurück-schreien-lassen noch weiter. Der eine oder andere Hit fehlte ja noch. Eröffnet wurde der Zugabenblock von Frieda Und Die Bomben in dem Gitarrist Bernd erstmal alles rausrotzen konnte, was die Stimmbänder so hergaben. Bei mittlerweile kompletter Dunkelheit kam jetzt auch erst so richtig die Bühnenbeleuchtung zur Geltung. Jedoch hätte FKP Scorpio auch eine Deckenleuchte mit Energiesparlampe über die Bühne hängen können, denn die Band selbst zog das Publikum so in den Bann, sodass darauf niemand mehr achtete. Jetzt waren die großen Hits angesagt: Von I Don´t Care As Long As You Sing bis Milk&Honey war nun alles dabei. Und selbst als sie danach die Bühne verließen gab es noch eine allerletzte Zugabe. Eben diese war Hail To The Freaks. Toller Song, jedoch, meiner Meinung, etwas unpassend als Konzertabschluss. Aber was soll man da noch sagen? Nach diesem Konzert hätte die Band wohl Katzeklo von Helge Schneider covern können und es wär trotzdem ein geniales Ende geworden.

Nach so vielen gemeinsamen Abenden mit den Beatsteaks schaffen sie es immernoch, mich einfach verblüfft zurück zu lassen. Jedesmal wenn man denkt, dass sich die Band nicht mehr steigern kann, setzt sie noch einen drauf. Gut, manchmal muss man Glück haben, dass man einen guten Tag erwischt. Aber genau dieser Tag, diese 2 Stunden unter dem Hamburger Abendhimmel waren die perfekten 2 Stunden.

[tourdaten]Beatsteaks[/tourdaten]

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Steffen Neumeister