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Brian Fallon, Jesus und die dunkle Seite

Thomas Regniet

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Mittlerweile verfügt Brian Fallon von The Gaslight Anthem über genügend Aufmerksamkeit  in der Öffentlichkeit, um selbst mit einem Nebenprojekt eine ganze Menge Aufsehen zu erregen. Mit Roadie Ian Perkins sollte es diesmal thematisch und musikalisch in eine andere Richtung gehen. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit, die von den beiden nach einem irischen Gedicht The Horrible Crowes benannt wurde, kann sich durchaus sehen lassen.


Legt man nun die CD in den Player, so könnte man beim Anhören des Openers Last Rites glatt denken, man habe das neue Album der New Yorker Band The National laufen. Die Schnelligkeit, die man von den Songs der Gaslight Anthem gewohnt ist, scheint verflogen. Brian Fallons Stimme gleicht hier fast einer Baritonstimme. Last Rites ist ein interessanter Titel, der jedoch mit einer Dauer von weniger als zwei Minuten relativ spurlos am Hörer vorbeizieht.

Schnell wird klar, dass die Platte, welche den Namen “Elsie” trägt, wohl das Düsterste ist, bei dem Brian Fallon je mitgewirkt hat.  Alle zwölf Songs werden von ihm gesungen. Manchmal erinnert die Platte auch von der Komplexität her an The National. Dies zeigt sich beispielsweise bei Sugar, dem zweiten Track des Albums. Dieser stellt wohl auch eines der Highlights dieser Platte dar. Besonders auffällig ist die Vielseitigkeit des Instrumenteneinsatzes innerhalb der diversen Songs. Oft sind sie gar nicht mit einem einzelnen Genre zu beschreiben, von Indie-Pop/Rock über Rock ‘n Roll zum Blues ist alles dabei. Mindestens genau so vielfältig sind auch die Stimmlagen die Brian Fallon während des gesamten Albums einsetzt, mal gefühlvoll und ruhig (I Think I Witnessed A Crime, Black Betty And The Moon), mal sehr gewaltig und energiegeladen (Go, Tell Everybody). Damit beweist Brian Fallon, dass er gesanglich Einiges mehr kann als nur die üblichen Punkrocksongs.

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Diese andere Richtung, die Fallon und Perkins mit diesem Album aufzeigen, nähert sich vom Textinhalt her an solche wie The Counting Crows, The Weakerthans oder eben auch The National an. Dabei bleibt der Stil des Songwritings, wie man es von Brian Fallon kennt, gewohnt metaphorisch. Um eine Handvoll verschiedener Beziehungen aus seinem Leben würde sich dieses Album drehen, hatte Fallon vorab bekannt gegeben. Bisher ungewohnt wird dem Hörer sein, dass “Elsie” voller religiöser Anspielungen steckt. Kein Wunder also, dass der Schlusssong I Believe Jesus Brought Us Together heißt, ein Song der recht gut gelungen ist. Wie auch schon bei vorherigen Songs wird dabei ein Klavier eingesetzt. Dies unterstützt die Wirkung des Songs entscheidend.

Neben den bereits erwähnten Songs hat die Platte noch weitere Highlights zu bieten. Zu nennen sind dabei vor allem der textlich überragende Song Behold The Hurricane sowie Crush und Blood Loss. Dagegen konnten Cherry Blossoms und I Think I Witnessed A Crime auch nach mehrmaligem Hören nicht wirklich begeistern. Der anfängliche Eindruck, dass das Album insgesamt deutlich ruhiger geraten ist, bleibt bis zum Ende, selbst wenn die Horrible Crowes an Druck und Geschwindigkeit wie beispielsweise beim neunten Titel Mary Ann etwas erhöhen.

Das zweite Mitglied der Horrible Crowes, Ian Perkins, tritt während des ganzen Albums leider äußerst selten hervor und wirkt nur wie ein musikalischer Begleiter, soll er doch bei der Entstehung der Songs eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Abschließend bleibt zu sagen, dass “Elsie” sicherlich kein Album ist, das bei jeder Stimmung in Dauerschleife laufen wird. Für Zwischendurch ist das Album allerdings eine sehr gute Abwechslung und kann sich als Debut eines Nebenprojektes durchaus sehen lassen. Elsie wird wohl nicht mehr das Album des Jahres werden, ist aber dennoch Eines, das bei jedem Hören an Qualität gewinnt.

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