Festivalmarkt, Hotspot

Das Warten auf Namen für Rock am Ring – die Kommunikationsstrategie MLKs

Manuel Hofmann

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

“Wann kommt denn endlich was für den Ring?” ist wohl die Frage, die uns in den vergangenen Wochen am häufigsten gestellt wurde. Während das erste Paket für Hurricane und Southside  Mitte September  Rammstein und sechs weitere Bands brachte, muss man bis Anfang August zurückblicken, um das  letzte Rock am Ring-Update zu finden – und das war nicht mehr als der offizielle Vorverkaufsstart. Während viele Fans diese Zurückhaltung als Versagen MLKs deuten, steht dahinter wohl eine Kommunikationsstrategie, die bei Deutschlands größtem Festival nur allzu gut funktioniert.

Erinnern wir uns an letztes Jahr: Die erste richtige Bandwelle ließ auf sich warten – dabei hatte man sie Monate vorher für “in Kürze” angekündigt. Am Ende kam sie sogar weitgehend zu spät für das – für so wichtig gehaltene – Weihnachtsgeschäft, dafür aber mit Tenacious D und weiteren Brocken.

Die Wut der Fans (sie hatten in den Wochen des Wartens etliche Untergangsszenarien für Rock am Ring entworfen), kehrte sich in ungebrochene Begeisterung. Mitte Januar vermeldete Rock am Ring den Ausverkauf, zum kleinen Bruder Rock im Park kamen dank Tageskarten rund 70.000 Besucher. Ein Erfolg auf ganzer Linie.

In diesem Jahr zeichnet sich das gleiche Grundmuster ab: Fans warten, zunehmend ungeduldig, darauf, dass das LineUp gefüllt wird. Ende September sollte es soweit sein, hieß es vom Ringrocker. Aber abgesehen von kursierenden Schein-Leaks blieben die Namen aus – bisher.

Eines dürfte ähnlich sicher sein wie die Meckereien vorab: Die Welle wird kommen, und sie dürfte knallen. MLK bucht üblicherweise große Namen, auch in diesem Jahr ist die Gerüchteküche voll damit. Je überraschender die Welle kommt, umso größer der Effekt. Und umso größer die zu erwartende Begeisterung, zumindest im erhofften Idealfall.

Indirekte Kommunikation

Es ist ja nicht so, dass wir gar keine Informationen zu Rock am Ring/Rock im Park 2013 haben: 7. bis 9. Juni, Green Day, The Prodigy und 30 Seconds To Mars in der Gerüchteküche, hieß es unmittelbar nach den diesjährigen Open Airs. Die Info kam von Marek Lieberberg selbst. So konnte er sein Festival im Gespräch halten, während die Unsicherheit um die Nürburgring Zukunft anhielt – und zwar auch jenseits der omnipräsenten Nürburgring-Diskussion.

Viele Informationen kommuniziert MLK indirekt – über die Fan-Communities Ringrocker und Parkrocker. Sie sind die größten ihrer Art in Deutschland und passen nur allzu gut ins Konzept. Alleine aus eigenem Interesse halten die Projekte Rock am Ring und Rock im Park im Gespräch, versorgen ihre Anhänger mit Infos, Gerüchten und beantworten Fragen. Die Fans profitieren.

Der Veranstalter MLK dankt im Gegenzug mit der ein oder anderen Exklusivinfo, zum Beispiel, dass Muse 2013 keine Rolle spielen. Die eigenen Festivals sind damit dauerhaft präsent, auch ohne regelmäßige Statusupdates via Facebook und andere soziale Netzwerke, wie wir es von den meisten anderen großen Festivals in Deutschland kennen. Die Zurückhaltung passt ja auch irgendwie, zum Ring-Mythos.

Halten wir fest: Die Kommunikationsstrategie des Nicht-Kommunizierens funktioniert eigentlich ganz gut. Aber irgendwann, irgendwann, liebes MLK, könnte das Knallerpaket dann doch mal kommen, oder?

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