Es gibt so Acts, da willst Du erst garnicht so recht hin und wirst dort dann total überrannt. Gestern zauberten mir unverhofft Faber eine Gänsehaut über den Körper, heute passierte es bei Sookee. Powerfrau mit Message und wie sie kritisch anmerkte auch die einzige Frau im Lineup.
Kleines Rockproblem. Er musste immer sorgsam zurechtgezupft werden, damit er beim leichten Wind hier nicht hochflattert. Warum eigentlich? Egal. Ich fands süss – im positiven, feministischen Sinne.
Das Highfield ist noch sehr müde. Ausserdem ist es heute superschwül hier.
Dementsprechend dünn die Besucherpräsenz zu den ersten Konzerten. Auftakt machten Kmpfsprt.
Schöne Sache: Der Veranstalter hat Infield und Hautwege gewässert um der immensen Staubproduktion des gestrigen Abends entgegenzuwirken.
Headliner am Freitag. Das Zuschauerinteresse war von Anfang an eher mau. Geschätzt 1/3 der Infielder war während und nach dem Auftritt von Cro schon auf den Campingplatz umgezogen. Aber das tat der Stimmung von Jan Delay und seiner Disco No. 1 keinen Abbruch. Solider Auftritt.
Feine Sahne Fischfilet reflektierten über die Vergangenheit. Das Highfield war das erste grössere Festival, dass ihnen 2013 eine Bühne bot. Für 20 Minuten. Seitdem ging es rasant aufwärts. Das gestrige Heimspiel bot ihnen 75 Minuten Zeit, ihre Sicht der Dinge darzulegen.
Bühnenöffnung ist eine Glaubensfrage. Komme lieber nicht pünktlich, denn püntlich geöffnet wird war. Cum Tempore passt meistens. Und so öffneten sich tatsächlich etwa 15 Minuten nach dem offiziell angesetzten Termin die Pforten und die ersten 500 Highfielder betraten den heiligen Rasen.
Auf Bayern1 würde man nun sagen: Ehrliche Musik von handgemachten Musikern. Oder wars andersrum?
Ich sag einfach: Montreal haben das Highfield 2019 musikalisch eröffnet. Um derbere Klischeewendungen zu vermeiden.
Um 17:30 Uhr spielen sie dann in grösserem Rahmen ein paar Songs mehr. Vielleicht bleibt dahin auch ein wenig Zeit mit “unserem” Steffen ein paar Worte zu wechseln, der als Roadie und Allzweckwaffe quasi Inventar in der Montreal Reisegruppe geworden ist. Und: Er lächelt gerne.
Das war also die erste Nacht. Es regnete ergiebig, was dazu führte, dass die Stranddisco schon um kurz nach 4 die Segel strich und dicht machte. Warum ich das weiss? Weil schlafen wieder schwierig war. Auch mit der neuen, leicht reduzierteren Lärmform.
Die Böden scheinen das Nass von oben bisher gierig aufgenommen zu haben. Kein Schlamm in Sicht – und die nächsten Tage soll es ja linear schöner werden.
Schon jetzt grüsst ein zerbrechlicher Anflug von Sonnenschein durch den wolkenfleckigen Himmel.
12 Uhr heute ist der erste Pflichttermin. Montreal spielen die erste Livemusik des Festivals auf der Strandbühne. Um 17:30 Uhr gibts dann den Zuschlag auf der Green Stage.
Heute ist hier quasi Nationalfeiertag. Abgesehen von Pennywise und Royal Republic spielen nur “deutsche” Acts (Faber ist streng betrachtet eine schweizer Band).
Aktueller Plan: Duschen, Discounterfrühstücken und dann mal am Strand ein abgetrockentes Plätzchen finden, auf dem es sich Zeit vergeuden lässt bis um 12 Gitarrenmusik die Stille durchbricht.
Alle Jahre wieder einen Abstecher wert: Der Pösna-Park. Ein viel zu grosses Einkaufszentrum in Grosspösna, in dem immer ein paar Läden leer stehen. Unter anderem der, der zur Akkreditierung von Crew, Bands und VIPs genutzt wird.
Danach der Ritt durch 2 Orte, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Und wenn man dann die 2,5 km 30 Zone mit Blitzern vor dem Störmthaler See hinter sich gelassen hat, ist man wirklich da. War so gegen 20 Uhr der Fall bei mir.
Seitdem ein wenig rumgelaufen und festgestellt: viel hat sich auf dem VIP-/Presseplatz und am Strand nicht geändert. Auffällig: Die Musikanlagen auf dem VIP-Platz werden immer gigantischer. Da gehört eine Regelung her meiner Meinung nach.
Nach wie vor bin ich der festen Überzeugung, dass die Presse auf einem “frei” zugänglichen Platz nichts verloren hat. Und das sag ich nicht, weil mir am Southside mutmasslich ein VIP eine 500 Euro Schramme ins Auto gefahren hat und Unfallflucht beging. Ja, ich verstehe, dass es logistisch schwierig war die Pressefuzzis hier am Störmthaler See über das Bühnengelände nach hinten auf dem Zeltplatz fahren zu lassen. Auch ist mir klar, dass FKP Scorpio auf die Einnahmen durch die VIPs nicht verzichten wird. Trotzdem wäre es im Sinne der Professionalität am besten, Pressefuzzis wie früher zusammen mit der Crew ans Ende der Halbinsel zu stecken und man hätte die nötige (Nacht)Ruhe. So wie jetzt ist das toll zum feiern, aber wenn man ernsthaft arbeiten will diplomatisch formuliert unpraktisch. Spätestens am Sonntag ist der Akku leer wenn man nachts nur 2 Stunden Schlaf bekommt, aber bis zu 14 Stunden am Tag auf den Beinen ist.
Positiv: Die Becks Strandbühne scheint dieses Jahr kleiner zu sein und weniger basslastig/lautstark. Genug Bumms für die Leute davor, aber die Campingplätze müssen den Bass nicht bis 5 Uhr morgens mitfühlen. Schade nur, dass nun die VIPs am Platz die Nachtschicht übernehmen.
Einen kurzen Regenschauer hat es gegeben gegen halb 10. Schadet der Stimmung nicht wirklich.
Bereit für morgen.
Boah.. ich hasse es zu packen.
Als ich mit dem Zug zu Festivals unterwegs war, musste jedes Gramm und jedes Volumenprozent kritisch auf Notwendigkeit evaluiert werden. Heute mit dem Auto ist es eigentlich relaxter. Und dennoch tu ich mir schwer mich aufzuraffen mit der Packerei zu beginnen. Jedes verdammte Mal aufs Neue.
Faktisch betrachtet ist es eine Sache von maximal einer Stunde: Packliste ausdrucken, sich an ihr entlang hangeln bis alles Nötige abgehakt ist. Speziell für mich: Zweiter kritischer Check der Elektrogadgets, deren Akkus, Ladegeräten und der Speicherkarten. Voila. Fertig. Ab.
Als Belohnung winkt der erste schöne Moment: Sobald ich die ersten Meter aus dem Ort herausgefahren bin, macht sich ein wohliges Gefühl von Freiheit breit. Ein Wochenende endlich mal alle Fesseln des Alltags hinter sich lassen. Klingt wild. Aber dank meines fortgeschrittenen Alters und meiner Mission verstehe ich unter Spass wahrscheinlich etwas ganz anderes als ein Grossteil von Euch Jungspunden. Egal. Jedem das Seine.