Er spielt nicht nur Bass in der Band Montreal. Hirsch ist auch Moderator beim FKP Festival eigenen Radiosender Beck’s CampFM. Von absurden Musikwünschen bis Katastrophenmanagement kümmert sich der Radiosender um das Wohlergehen der Festivalbesucher. Wir haben Hirsch mal zu seinem Job befragt.
Festivalisten: Wie bist du eigentlich an den Job bei Beck’s CampFM gekommen?
Hirsch: Im Jahr 2009 hat der Festivalveranstalter FKP Scorpio auf dem Area4 (R.I.P.) quasi als Pilotprojekt zum ersten Mal das Festivalradio “Beck’s Camp FM” laufen lassen – Moderatoren waren damals meine Freunde Melle und Carsten, die beide über ihre Tätigkeiten beim Norddeutschen Sender Delta Radio an diese Posten gekommen sind. Ich wiederum hab einfach nur so auf dem Festival abgehangen und wurde netterweise im Camp FM Wohnwagen beherbergt. Immer wenn mal einer von den beiden was essen oder eine Band ansehen wollte, hab ich zudem ein wenig moderativ ausgeholfen. Kurz darauf hat FKP beschlossen, im darauf folgenden Jahr den Sender auf Hurricane/Southside und Highfield/Area4 laufen zu lassen und brauchte also 2 Moderatorenteams. Eins sollte Melle zusammenstellen und eins Carsten – und der hat aufgrund unserer guten “Zusammenarbeit” beim Area4 dann mich gefragt.
Festivalisten: Wurdest du besonders für deinen Job geschult oder hat man dich einfach vors Mikrofon gezerrt und gesagt „Los, red mal!“?
Hirsch: Der zuständige Radiotechniker hat uns schon kurz zur Seite genommen und uns die goldenen Regeln des Radiomachens eingeimpft: nah ans Mikro, nicht essen beim reden und keine offenen Getränke aufs Mischpult stellen. Den Rest haben wir uns über die Jahre selbst draufgeschafft: Bei Stromausfall: Ruhe bewahren! Offenes Getränk doch irgendwie ins Mischpult geraten: Ruhe bewahren!! 73 Cantina Band Liedwünsche pro Stunde: RUHE BEWAHREN!!!
Festivalisten: Du bist ja jetzt schon seit einigen Jahren als Moderator bei Beck’s CampFM tätig. Gibt es ein paar besondere Momente, an die du dich gerne erinnerst?
Hirsch: Wir sitzen ja bei jedem Festival von Mittwoch bis Montag auf dem Acker, in der Regel entweder goldbraun und hirnmürbe gebraten bei 32 Grad und defektem Ventilator oder aber heimgesucht von rekordverdächtigen Unwettern mit sibirscher Note, haben dabei unser kleines Universum bestehend aus Sende- sowie gleich daneben Schlafcontainer und erleben mit unseren 4er Team da einige SEHR lange und intensive Tage. Manchmal können wir uns schon Samstagnachmittag nicht mehr erinneren, wie es sich wohl anfühlen mag, NICHT in einem stickigen Container bei lauter Musik zu hocken und stark alkoholisierten Leutchen in selbstgebastelten Outfits aus Bierkartons, Gaffa und Obst brav ihre stets höflich und eloquent vorgetragenen Liedwünsche zu spielen. Dann kommen alle Nase lang Künstler vorbei, auf die wir uns vorbereiten müssen, Nachrichten wollen produziert werden, Gewinnspiele, Konzerte angucken, dies das… Wenn man am Montag im Zug zurück sitzt verschmilzt das alles zu einem wirren Erinnerungsbrei, der ein wohliges Ermattungsgefühl verleiht, das herauspicken einzelner Momente aber leider nahezu unmöglich macht.
Festivalisten: Manchmal spielst du mit deiner Band Montreal ja auch auf den Festivals bei denen du als Radiomoderator aktiv bist. Gab es da Konflikte oder ist das alles vereinbar?
Hirsch: Das sind in der Tat recht anstrengende Tage. Neben dem ganz normalen Festivalradio-WirrWarr kommt dann auch noch das Bandgewusel dazu. Zum Glück sind da beide Seiten aber sehr gnädig mit mir und wir bekommen das alle zusammen recht gut hin. Da werde ich zum Beispiel von Bandseite mal vom Laden befreit und Carsten hält mir beim Sender für die Konzertzeit den Rücken frei, dann geht das schon alles.
Festivalisten: Schaffst du es als Moderator das Festival auch stückchenweise zu genießen oder kommst du gar nicht dazu mal deine Lieblingsbands zu sehen?
Hirsch: Stückchenweise trifft es ganz gut. Wir schaffen es hin und wieder auf dem Weg zum Essen oder zurück ein paar Lieder von dieser oder jener Band zu sehen, auch um ein Gefühl davon zu bekommen, was vor den Bühnen so los ist, ansonsten ist das tagsüber eher schwierig. Abends, wenn der Großteil des Publikums die Hauptbands anguckt, laufen bei uns meist Bandinterviews vom Tag, da können wir dann schonmal 1-2 Bands angucken – je nachdem, was eben spielt und ob man da dann auch noch Bock drauf hat.
Festivalisten: Hast du mal überlegt auch abseits von Beck’s CampFM als Radiomoderator aktiv zu werden?
Hirsch: Das wunderschöne an Beck’s CampFM ist, dass Carsten und ich da so ziemlich machen und spielen dürfen, was wir wollen, dadurch ist es eben vom Programm her auch so anders als alle anderen Sender die man so hört. Die Festivalbesucher fragen uns sehr oft, warum es so ein Radio nicht auch den Rest des Jahres gibt und warum wir nicht woanders zu hören sind. Wir haben sehr viel Spaß daran und prinzipiell nichts dagegen, das öfters zu machen, aber auf ganz normales an- und abmoderieren von redaktionell erstellten Playlisten haben wir eher keine Lust, das können andere besser. Wenn, müssten wir also schon auch Einfluss aufs Programm haben… und die Irren, die uns nen Sendeplatz bei nem “echten” Sender geben haben wir einfach noch nicht getroffen.
Festivalisten: Auf dem zweiten Album deiner Band Montreal verliebt sich der Protagonist des Songs „Radio“ in die Stimme einer Radiomoderatorin. Ist das Zuhörern von CampFM auch schon passiert und standen völlig verliebt vorm Sendecontainer?
Hirsch: Klar! Zu hunderten kommen sie direkt bei Sendebeginn angelaufen. Mit liebestollem Blick und raushängender Zunge! Auf die Körper möchten sie sich stürzen, die diese wunderbar sanft sonorigen Stimmen beherbergen, einatmen jede bedacht und weise vorgetragene Silbe und eins werden mit ihrem vibrierenden Wohlklang für die Ewigkeit.
Ein Blick durch das Studiofenster sorgt aber für gewöhnlich direkt für Gemütsabkühlung und sie gehen lieber weiter zur Zeltbühne und gucken Jennifer Rostock oder Hatebreed an, was eben so läuft.
Auch auschecken: Beck’s Camp FM auf Facebook.
Vielen Dank an Hirsch und all die anderen Interviewpartner die wir in den letzten Wochen mit unseren Fragen belästigen durften. Das war vorerst das letzte Interview in dieser Reihe. Wir hatten viel Spaß dabei und wir hoffen, dass es unseren Lesern ähnlich erging.