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Festivalisten trifft Festivalmacher: Tim B. Ukena, der Online-Mensch von FKP Scorpio

Tim B. Ukena, Bild: FKP Scorpio
Roman Groß

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Tim B. Ukena, Bild: FKP Scorpio
Tim B. Ukena, Bild: FKP Scorpio

Er betreut die FB–Seiten aller Festivals von FKP Scorpio, war jahrelang für die Festival-Foren verantwortlich und hatte dort fast immer ein offenes Ohr für alles Mögliche. Viele der User kennen „Timbeaux“ als ausgesprochen hilfsbereit. Ob AREA 4-, Highfield-, M´era Luna- oder HU/SO-Forum; zu vielen Fragen fand er fast immer eine befriedigende Antwort. Nun hatte Festivalisten.de die Chance ihn für ein Interview zu gewinnen.

Festivalisten.de: Wie bist du zu deinem Job gekommen?

Tim B. Ukena: Wie die Jungfrau zum Kind. Ich hatte nach meinem Tontechnik-Studium noch einen weiteren Nebenjob als Service-Fuzzi im Kino, wovon ich aber nur mehr schlecht als recht leben konnte. Meine Freundin, die zu dem Zeitpunkt selbst auf Studentenjobsuche war, wies mich darauf hin, dass FKP Scorpio Unterstützung auf 400€-Basis in der Onlineabteilung suchte, woraufhin ich mich bewarb. Ich war damals zuständig für die MySpace(!)-Seiten und die Festivalforen (RIP). Das war 2008. Seitdem scheine ich irgendwas richtig (oder RICHTIG falsch!) gemacht zu haben. Jedenfalls bin ich inzwischen seit 8 Jahren Teil des Online-Teams.

Festivalisten.de: Wie kann man sich Deinen Büroalltag vorstellen?

Tim B. Ukena: Jacke aus, Rechner an, Kaffee, Grilled Cheese im Kontaktgrill, eMails bearbeiten, Facebook checken, WoW-Raid abschließen, Katzenvideos gucken, Mittagessen, Kaffee, auf Twitter rummaulen, im Meeting fast einpennen, Kaffee, Nerdcore-Blog checken und dann nach Hause. Natürlich wird die ganze Zeit über geLOLt.
Nee, im Ernst: Ich kümmere mich um den Content der Festivalwebseiten, versorge Facebook, Twitter und Instagram mit Inhalten und biete Support für unsere Gäste, so gut es geht. Außerdem erstelle ich die meisten Webgrafiken und Werbebanner für unsere Portale, schreibe Künstlertexte, verfasse Newsletter und Pressemitteilungen und denke mir den ein oder anderen Spaß aus, um unsere Webauftritte interessant zu machen. Meine Arbeit ist immer relativ spontan. Das bedeutet, dass den ganzen Tag über Leute in unser Büro rauschen und wir mit wenig Vorlauf abliefern müssen. Das ist ne ziemliche ADHS-Arbeit, aber immerhin wird es nie langweilig. ;)

Festivalisten.de: Die Zeit der Foren ist vorbei, wie kam es zu dieser Entscheidung?

Tim B. Ukena: Internet-Foren verlieren immer mehr an Popularität. Wir konzentrieren uns auf andere Online-Kanäle, die wir für passender und effektiver für unsere Produkte halten. Letztendlich war es auch eine Sache der Manpower. Ich war zuletzt administrativ zuständig für das Hurricane-, Southside-, Highfield- und M’era Luna-Festivalforum, und ich hab keine weitere Unterstützung dafür bekommen. Das ist einfach nicht zu wuppen in einem Maße, das den Forenusern gerecht wird. Und da sind wir dann auch eher so die „Entweder-richtig-oder-gar-nicht!“-Typen, weswegen wir uns dazu entschlossen haben, den Foren den Saft abzudrehen. Versteh mich nicht falsch: Das war eine der schwersten Entscheidungen, die ich jemals in meinem Job hier treffen musste! Ich finde Foren nach wie vor toll. Nirgendwo anders findet man so eingeschworene Leute. Und gerade im AREA 4- und M’era Luna-Forum habe ich sehr viele neue Freunde gefunden und den Diskurs geschätzt.

Festivalisten.de: Was sind deine Aufgaben während eines Festivals?

Tim B. Ukena: Während der Festivals bin ich für die Kommunikation zwischen uns als Veranstalter, den Managern der Künstler oder den Künstlern selber und den Vertretern des Journalismus zuständig. Man findet mich meistens im Pressezelt, wo wir Arbeitsplätze für Journalisten und Fotografen zur Verfügung stellen. Wir sind es auch, die darauf achten, dass Pressefotografen sich vor der Bühne an die Fotoregeln der Künstler halten, was sich teilweise ein bisschen wie Kindergärtnern anfühlt. Manche Künstler haben strikte Fotoregeln (wer darf wann wie lange und von wo aus fotografieren – da passiert das abstruseste Zeug) und es obliegt uns, dass diese auch eingehalten werden. Außerdem kümmern wir uns um die Kommunikation via Social-Media und aus unseren Festival-Apps heraus.

Festivalisten.de: Auch als Forums-Camp-Betreuer konnte man dich „in Action“ erleben. (AREA4 , Highfield, M´era Luna). Gab es dort besondere Momente, an die Du Dich noch immer gerne erinnerst?

Tim B. Ukena: Ui, da gibt’s jede Menge! Ich hab selten so hervorragende Festival-Camps gehabt wie das Forums-Camp des AREA 4. Inklusive Weintrichtern vor den Eagles Of Death Metal und Initiierungs-Olympiade für Forumscamp-Neulinge. Gerne erinnere ich mich auch daran, dass unserem M’era Luna-Forumscamp Flunkyball nahezu unbekannt war, und daraus jedes Jahr so etwas wie eine Tradition entstanden ist: Am Vorabend des ersten Festivaltages auf dem betonierten Vorplatz des Konzertgeländeeinganges ein riesiges Flunkyball-Turnier abzuhalten. Außerdem habe ich im „Elitecamp“ (Urgesteine unter den M’era Luna Forumsusern, die allerdings nicht im Forumscamp mitgezeltet haben, da sie ohnehin ein eigenes Camp hatten) des M’era Luna meine Liebe für guten Scotch entdeckt.

Festivalisten.de: Findest Du während Deiner Arbeit auf Festivals auch Zeit, Dir ab und zu Bands anzuschauen?

Tim B. Ukena: Da muss ich ganz nüchtern mal sagen, dass es in erster Linie wenig mit Festivalromantik zu tun hat, was ich mache, sondern es auch vor Ort in erster Linie Arbeit ist. Klar kann man meistens die ersten drei Songs der Künstler irgendwie sehen (da ich mit den Fotografen vorne im Graben stehe), und man kann sich einen Künstler auch mal für 1-2 Songs von den Seitenteilen auf der Bühne aus anschauen. Aber es passiert ständig etwas, weswegen man wieder weg muss. Das ist weit entfernt von einem Konzerterlebnis, auf das man sich in voller Länge in Ruhe einlassen kann. Den traurigsten Moment, den ich diesbezüglich erleben musste, war auf dem Southside 2012, als ich mich tierisch auf den Auftritt von Noel Gallagher gefreut habe, da ich ohne ihn wohl niemals je eine Gitarre in die Hand genommen hätte. Während seiner Show passierte jedoch ständig irgendetwas, weswegen ich nur auf den Beinen, bzw. auf dem Fahrrad war um irgendwelche Manager zu beruhigen. Ich hörte nur, wie Noel eher unbekannte Oasis B-Seiten und ein paar meiner Lieblingssongs sang. Und irgendwann musste ich innehalten und eine Träne verkneifen, weil ich das so dermaßen Scheiße fand, dass ich ihn nicht sehen konnte.

Festivalisten.de: Was glaubst Du, bis zu welchem Alter man einen Job wie den Deinen überhaupt machen kann?

Tim B. Ukena: Bis man tot umfällt. Man muss halt der Typ dafür sein. Ich mag Menschen, ich mag es mich auszutauschen und ne gute Zeit zu haben. Und ich mag Musik. UND ICH MAG DAS INTERNET. Ist ja auch nicht unwichtig, hab ich gehört. Bin gespannt, ob sich das durchsetzt. #Neuland

Festivalisten.de: Danke für das Interview und noch alles Gute.
Tim B . Ukena: Guten Rutsch!

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