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Festivalmarkt, Hotspot

FestivalRepublic-Boss Melvin Benn: Unbesorgt um Reading/Leeds

Manuel Hofmann

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

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Die große Diskussion über die Zukunft des Festivalmarkts setzt sich auch in diesem Jahr fort. “Will Festivals Survive?” fragt sich die NME im hauseigenen Blog und lässt darauf Branchengrößen antworten. Melvin Benn, Chef von FestivalRepublic, sieht die Lage insgesamt optimistisch: Zwar habe die Wirtschaftskrise spürbare Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Zielgruppe, doch um Reading/Leeds sei er unbesorgt.

Der Ausverkauf von Reeding/Leeds habe zwar in diesem Jahr deutlich länger gedauert als üblich, sei aber letztlich doch erreicht worden. Wir erinnern uns: Glastonbury-Gründer Michael Eavis diagnostizierte dem Festivalmarkt im vergangenen Jahr eine düstere Zukunft. Den raschen Ausverkauf habe das Glastonbury selbst lediglich den “riesigen Headlinern” zu verdanken. Bei anderen – weniger traditionsreichen – Veranstaltungen sähe es deshalb düster beim Ticketabsatz aus, so auch bei Reading/Leeds. Schon damals widersprach Benn, bescheinigte der Festivalindustrie einen regelrechten Boom.

“I’m not worried about Reading and Leeds”

Den grundsätzlichen Optimismus hat Melvin Benn zwar beibehalten, Probleme arbeitet er im aktuellen Statement aber deutlicher heraus: Die Wirtschaftskrise habe besonders drastische Auswirkungen auf die Zielgruppe. Darunter fallen etwa Kürzungen der Studentenkredite und eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Deshalb werde es auch 2012 lange dauern, das Festival auszuverkaufen. Vom letztlichen “Sold Out” scheint Benn aber überzeugt.

“It would be lovely to make Tickets cheaper if it was economically viable but it isn’t”

Den Ticketpreis zu senken sei keine realisierbare Option. “Ich wünschte es wäre möglich. Ich würde es tun”, bekundet Benn. Gestiegene Kosten für Infrastruktur und Bands erlauben solchen Schritt – nach seiner Aussage – jedoch nicht.

“We’ve got two or three locked in.”

Die ersten Headliner für Reading/Leeds 2012 seien zwar bereits eingetütet, vertragliche Sperren erlauben aber erst eine Bekanntgabe im März. Dann sollen – wie gewöhnlich – weite Teile des LineUps bekanntgegeben und der allgemeine Ticketverkauf gestartet werden. The Stone Roses? In Großbritannien eine der wichtigsten Bands einer ganzen Generation, so Benn. Dennoch: Für Reading/Leeds 2012 seien sie kein Kandidat gewesen, für die Zukunft aber durchaus denkbar. The Stone Roses gaben im August 1996 einen veheerend schlecht wahrgenommen Auftritt bei den Geschwisterfestivals, der das vorläufige Ende ihrer Musikerkarriere markierte. Im darauffolgenden Oktober gab die Band ihre Auflösung bekannt.

“I think the whole of the UK will be disappointed that Glastonbury won’t be on”

Über allen anderen Festivals stehe das Glastonbury. Benn, selbst an der Organisation des Traditionsevents beteiligt, denkt nicht, dass andere Festivals wie Reading/Leeds zwangsläufig von der Glasto-Pause profitieren. Dazu sei das Festival schlicht zu besonders: Glasto-Gänger werden nicht zwangsläufig denken “Wenn nicht Glastonbury, dann ein anderes Festival”.

Das Glastonbury pausiert in 2012. Das passiert alle paar Jahre, turnusgemäß fällt die diesjährige Auszeit allerdings nicht aus. Wegen den Olympischen Spielen in London wurde diese von Eavis um ein Jahr nach vorne gezogen. Das Oxegen Festival pausiert 2012 übrigens ebenfalls, wohl aus ähnlichen Gründen.
FestivalRepublic ist der größte Veranstalter in Großbritannien. Neben den Flaggschiffen Reading/Leeds zählen auch Latitude, Electric Picnic und Hove Festival zum Inventar. Seit vergangenem Jahr kooperiert man mit dem Berlin Festival.

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