Mit The Front Bottoms startete der reduzierte, erste Musiktag hier am Highfield um 15:45 Uhr. Sonne satt schon seit den frühsten Morgenstunden. Mein Tag hatte schon wesentlich früher im und um den leicht rötlich veralgten See herum begonnen. By the way: Props to Nivea für ein wasserlösliches Sonnenspray in 2016. Grosser Sport.
Über besagte Opener The Front Bottoms sowie Sunset Sons, Massendefekt und Moop Mama arbeiteten wir uns zum ersten Höhepunkt des Tages hin.
Sum 41 knüppelten uns bei noch immer schwitzigen Temperaturen ihre Hits um die Ohren. Rein subjektiv betrachtet hatten sie dabei wesentlich mehr Bock und Esprit als in der Vorwoche beim Taubertal. Das mag auch damit zu tun haben, dass man ihnen am Highfield “nur” 45 Minuten Spielzeit eingeräumt hat. Stolze 20 Minuten weniger als am Taubertal.
Der Trend hin zum besseren war erfreulicherweise auch beim Headliner Limp Bizkit zu sehen. Den Durst Daumen nach unten behielt selbiger im Handschuh, präsentierte sich weit aufgeweckter und spielfreudiger als in der Vorwoche. +10 Minuten Spielzeit am Ende. Aber: Die Ansprachen und Gags waren sowohl von Durst als auch Borland eher mies, verliefen sich oft irgendwo im Highfield-Staub. Exzessive Zwischenspiele und Ausflüge in den Backkatalog von den hier nicht beteiligten Metallica, Busta Rhymes und Nirvana (2 am Stück!) bleiben unerklärt. 3 Minuten Zwischenspiel mit permanenter Wiederholung von Rammsteins “Du Hast” waren ja wenigstens anfangs lustig.
Was man sich am Ende wirklich fragte: Warum wurden nicht mehr eigene Songs gespielt? Ist ja nicht so, dass man das Material nicht hätte..
Wanda präsentierten sich am Highfield vergleichsweise verspielt. Sie verloren sich teilsweise in ihren Zwischenspielen. Andererseits ist es ja eignetlich genau das, was die Anhänger der Bands in den Clubs lieben. Am Taubertal hatte der Auftritt meines Erachtens eine klarere Linie als gestern hier in Grosspößna. Die beiden grösten Hits Bologna und Bussi Baby in die letzten 10 Minuten zu packen und vorher eine extended extended Edition von Ich will Schnaps! inklusive Crowdsurfing seitens Fitzthums liessen viele vor den Hits zur Platzsicherung gen Limp Bizkit abwandern.
Heaven Shall Burn und Skunk Anansie lieferten genau das, was sich der Fan von den Auftritten erhofft hatten. Skin von Skunk Anansie verliert auch mit den Jahren nichts an ihrer anziehenden, faszinierenden Ausstrahlung und ihrer besonderen Aura. Nicht oft vermag ein Auftritt mir noch Gänsehaut über den Körper zu jagen. Kann natürlich auch damit zu tun haben, dass die Band eine der ersten war, die ich Mitte der 1990er Jahre bei meiner Festivalpremiere zu sehen bekam.
Heaven Shall Burn machten bei ihren Quasiheimspiel und letzten Festivalgig des Sommers wie gewohnt mit Feuer und Bässen mächtig Getöse.
Was mich zum letzten Act des Freitags bringt. Beim Highfield hat man sich an den Trend zum absonderen Act angehängt und Scooter verpflichtet. Hinter dem Falaffelstand fand das eher wenig Anklang. “Was für ein Depp” waren da noch die zarter-bedachten Aussagen über H.P. Baxxter. Offensichtlich ist Scooters Uhr irgendwann Mitte der 1990er stehen geblieben. Macht aber nichts. Denn es war gut was los an der Blue und das blieb anders lautenden Gerüchten auch bis zum Schluss so. Für mich ist die Musik grösstenteils maximal Grund zum Schmunzeln, das vorgezeichnete Frauenbild eher abzulehnen. Nichts desto trotz: Gelungenes Debüt der Dicke-Eier-Spassfraktion, das die Frage aufwirft: Wann kommt David Hasselhoff?
Blue mit kontrolliertem Wellenbrecher, Green ohne FOH
Ein Wort noch zum mit dem Besucherupgrade verbundenen Sicherheitsupgrade. Die Zeiten, in denen man zumindest auf der Blue Stage bliebig weit nach vorne drängen konnte, sind vorbei. Nun sichert ein Wellenbrecher mit Zugangskontrolle den ehrwürdigen Bereich direkt vor der Bühne – mit einem Ausgang auf der linken Seite. Genau jener, an denen alle von der Green Stage pilgernd vorbeiströmen. Die sehen dann einen Wellenbrecher, der gerade einmal zu 50-60% gefüllt ist – und ärgern sich. Normales Verhalten.
Auf Green wurde hinten ein offener Wellenbrecher eingeflochten, dafür sucht man vergebens einen FOH Turm. Gut für die Zuschauer, die in den hinteren Reihen ab sofort keinerlei Sichbehinderung beim Blick nach vorne zu befürchten haben. Für besseren Durchblick sorgte auch die Fällung einiger Bäume auf dem Bühnenareal.