Es ist Mittwoch. Ein eher gewöhnungsbedürftiger Tag für eine Festivalanreise. Ebenso ungewohnt war nach 3 Stunden Autofahrt die Autobahnausfahrt „St. Pölten Süd“ angepeilt. Die Vorfreude ist groß, das Gelände neu, die Bands sehr gemischt. Die Rede ist vom Frequency Festival , nein, nicht am Salzburgring, sondern in St. Pölten. Als am 20.02.2009 (wir haben berichtet) der Veranstalter Harry Jenner den Umzug bekannt gab, zeigten die meisten Salzburgringliebhaber ihre beste Seite des Pessimismus und viele Early-Bird-Tickets fanden den Weg zurück zu Musicnet. Erstmal angekommen, sieht man eine Autobahnbrücke, und Personen in leuchtenden gelben Westen, die uns zum Parkplatz einweisen. Zwischendrin Hunderte Festivalbesucher, die die Bänderausgabe anpeilen. Vor dem weißen Zelt, der Bänderausgabe, ist eine Traube von tausenden Festivalisten. Da wir das Band ohne Gepäck holten, war es kein langes Anstehen, im Vergleich zu vielen Anderen, die angeblich über 2 Stunden gewartet haben um ins weiße Zelt zu kommen. Die Zeltplatzsuche verlief relativ einfach. Zuerst gingen wir ein Stückchen die Traisen entlang, bis wir uns gefragt haben, wieso wir nicht einfach unser Zelt neben dem relativ leer wirkenden Campingplatz neben dem Eingang, gegenüber der Green Stage, aufschlagen. Der Platz ist ideal. 5 Minuten zum Auto, 5 Minuten zu den Bühnen, 20 sekunden zu den Wassertoiletten und Duschen. Mittwoch, normal ist das der Tag, an dem man Abends noch ins Partytent geht, um bis in die frühen Morgenstunden ins Festival reinzufeiern. Nicht so in St. Pölten, da muss man seine eigene Campingplatzparty organisieren.
Donnerstag, 20.08.2009, Tag 1
Es ist heiß. Sehr heiß. Der Wetterbericht sagt für Donnerstag und Freitag tropische Temperaturen voraus. Am Samstag soll es allerdings wieder deutlich abkühlen und regnen, woran aber momentan niemand glauben kann. Auch kann sich keiner vorstellen, sich aufraffen zu können um die ersten Bands zu sehen. Angepeilt waren: Glasvegas, Jet, Ting Tings, Kasabian und anschließend der Night Park. Wir haben doch tatsächlich die Hitze bis 15:25 Uhr überlebt und schaffen es gerade noch rechtzeitig, Glasvegas zu sehen. Die Musik war gut, der Sound allerdings so schrecklich, dass es kaum möglich war, die Gitarre vom Schlagzeug zu unterscheiden. Um 16:00 Uhr sprangen direkt Jet auf die Bühne, um ihren Rock – die Musikrichtung, nicht das Kleidungsstück – zu präsentieren. Leider sprang auch hier kein Funke über. Gut möglich, dass es an den gefühlten 60°C in der Sonne lag, denn als um 17:20 Uhr die Club-Dauerrenner Ting Tings mit einem einfachen geloopten Klavierspiel ihr Konzert begannen, Schatten über den kompletten Wavebreaker zauberten, und es dann mit einer Tanzorgie beendeten, war schon deutlich mehr festivalistische Laune zu spüren. Der nächste Treffpunkt waren Kasabian. Ein Highlight, ein Muss. Mit einem Hit nach dem Anderen, konnten sie dennoch nurdie Überzeugen, die nicht auf den Stadtaffen Peter Fox gewartet haben. Der durchbruch scheint ihnen nur in England gelungen zu sein. Shoot The Runner ! Shoot, Shoot The Runner! Der Nightpark war 10 Minuten entfernt. So sagte es die Leinwand den Fußgängern. Na gut, da kann man doch schnell gehen und auf den Shuttle verzichten. Nach 20 Minuten hat sich aber rausgestellt, dass wir noch lange nicht da sind. Ca. 30 Minuten sind wir gegangen. Empfangen wurden wir dort von Edel angezogenen Securities, die uns kurz abgetastet und dann reingelassen haben. Das erstaunen war groß, als plötzlich eine Lasershow durch die Panzerhallen fegte und der Park mehr zeigte, als erwartet wurde. Nur Carl Barat als DJ-Set war ein Flop. Der soll lieber an der Gitarre bleiben, oder sich darum bemühen, die Libertines zu reunionieren! Freitag, 21.08.2009, Tag 2 Airlines aus ganz Europa dürften dem Frequency dankbar gewesen sein, da eine ganz besondere Band auf dem Programm stand. Neben dem Reading/Leeds, 2 Konzerte in Polen und Tschechien, fanden dieses Jahr Radiohead zum ersten mal nach Österreich. Dieses Band war auch mein Beweggrund, zum Frequency zu fahren. Erstmal aber Frühstücken. Nachdem uns unsere mitgebrachte Sauna, Alias Zelt, zwang, aufzustehen, mussten wir mit bedauern feststellen, dass man dieser Hitze einfach nicht entfliehen konnte. Die Atmosphäre war aber einzigartig. Es war nicht das Frühstück, sondern der Soundcheck von Radiohead, der das i-Tüpfelchen dem Morgen aufsetzte. Ganze 5 Lieder durften wir schon hören, und wieder hat sich die Platzwahl ausgezahlt. Auf dem Plan stehen Heute der Versuch sich abzukühlen, das Forumstreffen, Tomte, Jarvis Cocker, Bloc Party und… Ladies and Gentlemen: Radiohead! Abkühlen hat nicht ganz geklappt, weil das Wasser nach ca. 1 Sekunde ab Körperkontakt sofort verdunstete. Deswegen haben wir beschlossen, zum Forumstreffen zu gehen, da es im klimatisierten VIP-Bereich stattfinden sollte. Schnell zu allen Hallo gesagt, die sauberen Toiletten benutzt, das Bier abgeholt, und dann pünktlich zu Tomte gelaufen. Der Häuptling aller Geschichtenerzähler (nach Olli Schulz), Thees Uhlmann, hatte scheinbar schon wieder einen Verlust zu melden. Der Gitarrist hat sich einen Tag zuvor eine Rippe gebrochen und konnte nicht auf die St. Pöltener Race Stage Humpeln. Das Brach aber der Band nicht die Rippen, denn der Auftritt war Tomteartig toll, trotz den nur 40 Minuten Spielzeit.
Die mindestens 50 Grad im Schatten, haben uns vom Wavebreaker rausgeschubst und an den Fluss gelockt. Es war so eine willkommene Abkühlung, dass wir es – harmlos ausgedrückt – weder zu Jarvis Cocker, noch zu Kettcar “geschafft” haben. Sonnenschutzfaktor 60, Lustfaktor 0,5. Doch was war das? Wolken? Hier? Realität? Es braute sich in der Tat eine Wolkenfront zusammen, die am Infostand einen Ausnahmezustand in Sachen Regenponcho-Anfragen auslöste. Auch an den Video-Curtains der Race Stage wurde eine Gewitterwarnung in beunruhigendem Layout ausgesandt. Bloc Party bauen gerade auf. Der Weg in den Wavebreaker war weniger erreichbar, als gedacht. Wir kamen nicht mehr rein. Die Menschentraube am Wavebreakereingang bestand zwar nur aus ca. 50 Personen, ereignete sich aber als ein Drückfiasko. So muss sich also ein Auto anfühlen, wenn es in der Schrottpresse landet.
Bloc Party haben wir dann also von der Seite aus anschauen müssen. Mehr Neues, als altes, also gegenteilig wie erhofft, spielten die 4 Herren aus England. Trotz der wenigen alten Highlights, spielten sie viele neue Highlights, und brachten es zu einer gelungenen Mischung aus bösartigen Wolken und gitarren,- und synthielastigen Schallwellen.
Vorhang auf für Radiohead sollte es normal heißen. Nein, ganze Vorhangarmeen schlossen die Bühne ein und liesen nur gering erahnen, was für ein Feuerwerk für uns aufgebaut wird. Als Thom Yorke mit seiner Mannschaft die Bühne betrat, die bescheidene Bühnenbeleuchtung anfangs das Publikum voll und ganz der Musik widmen lies, die installierten Kameras Radiohead überwachten und auf den Screens gesplittet Bloss stellte, war immer noch nicht klar, was die Masse an Stäben darstellen sollte, die von der Bühne hing. Bis zu dem Moment, bei dem die Gänsehaut schneller da war, als die Wahrnehmung eintrat, und sich das Leuchtdiodenmeer offenbarte. 130 Minuten Spielzeit. Davon war jede einzelne Sekunde ein Erlebnis. So muss eine Headlinershow aussehen! Danke Harry, danke Frequency, danke Radiohead!
Samstag, 22.08.2009, Tag 3
Die Wettervorhersagen waren richtig. Regen. Mal eine ernste Frage: Hat schon einmal jemand ein Frequency ohne Regen erlebt? Ich nicht. Die erste unternehmung war, das Zelt dicht zu bekommen. Da unser Pavillon zerstört wurde (wie klar das doch war), wurde eben eine dritte Schicht über das Zelt gelegt. Da wir aber zwei Zelte hatte, mussten bei einem die Mülltüten herhalten.
Was steht auf dem Plan? Einiges. Aber geschafft haben wir nur Editors, Prodigy. Es war nicht der beste Tag. Genau wie die Hitze, hielt uns diesmal der Regen auf. Der Versuch, trocken zu bleiben, scheiterte leider recht früh.