Es könnte knüppeldick kommen. Die Premiere des Der Ring – Grüne Hölle Rock droht sich zum Desaster für den Veranstalter Deutsche Entertainment AG (DEAG) zu einwickeln. Laut eines Berichts der Wirtschaftswoche steht der geplante Rock am Ring Nachfolger am Nürburgring gar vor dem Aus.
Rückblende. Anfang Juni 2014 präsentierten sich DEAG und die damaligen Nürburgringeigner einträchtig und angriffslustig gegenüber Rock am Ring Ausrichter Marek Lieberberg direkt am Ort des Geschehens. Eine Provokation sondersgleichen. Schliesslich war die letzte Nürburgringedition von Rock am Ring gerade am Anlaufen, da verkündeten die (damals noch) Grüne Hölle Rock-Partner eine 5jährige Zusammenarbeit – ohne Wenn und Aber.
10 Monate später scheint von der Einigkeit nicht mehr viel übrig geblieben zu sein.
DEAG sieht sich mit immer neuen Horrormeldungen in Sachen Kartenvorverkauf konfrontiert. Trotz kostenintensiver TV-Werbung vor Weihnachten und Medienpartner BILD. Die gemunkelten Vorverkaufszahlen öffentlich zu kommentieren, verweigert DEAG-Boss Peter Schwenkow beharrlich.
Der jüngst eingeleitete Verkauf von Tageskarten muss indirekt aber als Niederlage von Schwenkow interpretiert werden. Denn er hatte in einem früheren Interview gehofft, auf Tageskarten verzichten zu können. Hintergrund: Tageskarten sind gerade bei Major Festivals nämlich fast immer auch ein Zeichen für einen schwächelnden Vorverkauf.
Auch der Nürburgring will einfach nicht zur Ruhe kommen. Zusammen mit der Motorsportfirma Getspeed hatte der Autoteilezulieferer Capricorn im März 2014 den Zuschlag für die von der Stilllegung bedrohte Rennstrecke erhalten. Ruhigere Fahrwasser schienen zum Greifen nahe. Offenbar hatte Capricorn-Chef Robertino Wild aber Probleme die vereinbarten Abschlagszahlungen zu leisten, so dass dessen Anteil im Oktober 2014 an einen russischen Oligarchen fiel.
Soweit, so schlecht. Doch die eigentliche Bombe droht erst in den kommenden Tagen zu platzen.
Tischtuch zwischen DEAG und Nürburgring zerschnitten?
Die jetzt unter Nürburgring-Betriebsgesellschaft Capricorn Nürburgring GmbH (CNG) firmierende Eigentümergemeinschaft hat laut Wirtschaftswoche die DEAG aufgefordert, den Fünfjahresvertrag aufzulösen. Heisst: Man hat keine Lust mehr auf Der Ring am Nürburgring.
In einem der WiWo vorliegenden Brief soll Schwenkow die Bedingungen der Vertragsauflösung in erster Instanz abgelehnt haben.
Garniert sei der Schrieb mit deftigen Zahlen. So sollen im auf Mitte März datierten Schwenkow-Brief konkrete Kosten und Verkaufserlöse zu finden sein. 800000 Euro seien erst mittels Tickets erlöst worden – was gerade einmal knapp 4500 verkauften 3-Tageskarten entspräche. Hier aber die ersten Ungereimtheiten, denn in einer internen Aufstellung im Februar soll die DEAG von 7500 verkauften Einheiten für Der Ring gesprochen haben.
Auf der Kostenseite stünden schon 3,5 Million Euro zu Buche. Weitere 1,3 Million Euro würden Ende März fällig. Insgesamt wird man dann allein 3,95 Million Euro für Künstergagen aufgewendet haben.
Schwenkow soll in dem Brief die CNG gedrängt haben, sich endlich -wie vereinbart- zur Hälfte an den Kosten von Der Ring zu beteiligen. Bisher hätten sich die Nürburgeigner noch überhaupt nicht finanziell eingebracht.
Damit nicht genug: Auf Anfrage der WiWo bestätigt Schwenkow, sich nach einem alternativen Standort umzuschauen. Nicht etwa für 2016, sondern für die Premiere. Zwei Monate vor dem Festival! Allein das führt in unseren imaginären Redaktionsräumen wieder zu ungläubigem Kopfschütteln.
Für nächste Woche wird ein klärendes Gespräch zwischen DEAG und CNG erwartet.
[EDIT: Die Kollegen vom Festivalhopper haben bei der CNG angerufen und bekamen moderatere Worte zu hören. So hätte DEAG es versäumt die CNG über den Verlauf des Vorverkaufs zu informieren. Eine Absage von Der Ring 2015 sei nicht das Ziel, auch streite man nicht miteinander.]
Bestätigt Rock in Vienna das Der Ring Aus auf Facebook?
Bis dahin lässt sich weiter trefflich spekulieren, wie es mit Der Ring weitergehen wird.
Zunder liefert beispielsweise das Facebook-Team des ebenfalls von der DEAG angetriebenen Rock in Vienna, indem es die Absage des Der Ring indirekt bestätigt. Zumindest kann man dieses Posting in diese Richtung interpretieren. In ihm geht man auf die besorgte Nachfrage eines Fans ein, der sich nach der (noch nicht öffentlich erfolgten!) Absage von Der Ring um die Austragung des Rock in Vienna sorgt. Beschwichtigend heisst es in der Antwort: Rock in Vienna ist davon nicht betroffen. Du kannst ganz unbesorgt Deine Karten und den Flug buchen.
Ich persönlich denke: Man kann derzeit nicht wirklich ermessen, ob eine Absage von Der Ring nicht auch die beiden anderen Festivals mit in den Abgrund reissen würde.
Bei aller Schwarzmalerei: Es ist nicht alles schlecht. Beim dritten Festival im Bunde, Rockavaria, soll der Vorverkauf vergleichsweise erfolgreich verlaufen. Die Rede ist von einer Zahl von 33000 kombiniert aus Tages- und Wochenendkarten. Rock in Vienna stünde derzeit etwa bei 16000 verkauften Einheiten. Nur Der Ring soll absolut nicht laufen. Das mag auch am ehemaligen Mieter Rock am Ring liegen, der eine Woche später einen Steinwurf vom Nürburgring entfernt 90000 Besucher in Mendig bindet. Und das mit einem wertigen Lineup, dass es ohne die DEAG-Konkurrenz so wohl nicht gegeben hätte.