Mit dem gestrigen Gezappele zu Faith No More und den Editors in den Beinen fiel das Aufstehen heute morgen alles andere als leicht. Zumal sich die Sonne schon heute morgen hinter einer dichten Wolkenschicht versteckte und nur ganz selten einmal hervorlugt.
Konsequenzen: Es ist zumindest gefühlt massiv kühler geworden und wir haben ab und an kleinere Schauer über uns ergehen lassen. Für meinen Geschmack ist das Wetter heute nahezu optimal für ein Festival – wenn der Körper mittlerweile nicht auf Temperaturen jenseits der 30 Grad geeicht wäre. So fröstelt man in Shorts doch etwas.
Vielleicht kann das wechselhafte Wetter auch als Grund für die vergleichsweise Leere am Gurten-Berg herhalten. Gerade im Vergleich zu gestern ist da noch einiges an Luft zu verdrängen. Wahrscheinlich wird das im Laufe des Abends auch noch passieren, schliesslich warten John Butler Trio, Stereophonics, The Kooks, Archive und nicht zuletzt Groove Armada, die ihren letztjährigen Gig nachholen wollen.
Nach dem rituellen Morgenausflug nach Bern City begann der Musik- und Fotografietag mit Bands Of Skulls im Zelt. Obwohl ich mir die Band gerne komplett angesehen hätte, entschied ich mich dennoch für eine Schaffenspause im Pressebus. Gerüchte, Emma Richardsons Frisur habe mich zum gehen bewegt sind aber masslos übertrieben.
In seiner spanischen Heimat ist Huecco alias Ivan Sevillano Perez bereits ein gefeierter Star und soll sich in vielen Handys in Form eines Klingeltons eingenistet haben. Seine Musik bezeichnet der Mittdreissiger selbst als “Rumbaton”, eine Mischung aus Reggaeton und Punk. Auf Dauer nicht meine Musik, aber für 3 Songs durchaus geniesbar.
Das Gurten-Publikum sieht das komplett anders. Auch kurz vor Schluss feiern sie mit Huecco und wechseln sich mit ihm beim Singen ab.
Ihre Premiere beim Gurten feierten Biffy Clyro im Zelt. Für mich im Vornhinein einer der Höhepunkte des Gurtengsamstags und die Schotten sollten nicht enttäuschen. Wie im Flug verging das Konzert das fast schon traditionell mit “The Captain” abgeschlossen wurde. Zwar verzichtete Simon Neil auf seine Sprünge von Boxen und Co, von einer andauernden Belastung durch seinen Unfall beim Glastonbury Ende Juni war aber nichts zu sehen.
Vor 2 Jahren war es mehr ein Verlegenheitsbesuch im Zelt – quasi weil die Alternative fehlte. Da spielte eine australische Band namens John Butler Trio auf. Von denen hatte ich bis dahin noch nie gehört. Eine Show später hatten sich die 3 Vollblutmusiker mit ihrer poppigen Blues und Folk-Musik unvergesslich positiv in die Erinnerung eingebrannt. Keine Frage, dass ich sie auch in diesem Jahr auf der grossen Bühne mitverfolgen würde. Schade dass keiner der deutschen Veranstalter mal den Mut hat die Gruppe um Mastermind John Butler einzuladen. Das Gebotene ist schwer zu beschreiben, aber wer schafft es schon ein ganzes Publikum nach seiner Pfeife tanzen zu lassen? Drummer Nicky Bomba verstand es während seines Solos nicht nur dass sich die ganze Horde im vorderen Bereich umdrehte und dem Publikum im hinteren Teil zuzuwinken, anschliessend liess er die Leute auch noch im Kollektiv absitzen. Hat es das am Gurten schonmal gegeben? Nur schade, dass ich keine Kamera zur Hand hatte…
John Butlers Solo an der Gitarre erinnerte spontan an Rodrigo Y Gabriela. Aber irgendwie eben doch ganz anders. Wer mal die Chance hat das Trio live zu erleben und auf Gitarrenmusik steht, sollte nicht zögern.