Es ist angerichtet: Das Gurten Festival 2011 hat begonnen. Thomas berichtet live vom Schweizer Festival. Es folgt seine Sicht vom Donnerstag.
Es gibt Dinge, die kannst Du kaum beeinflussen. Dazu gehört unzweifelhaft das Wetter – und die Deutsche Bahn. Schon in Frankfurt hatte mein Zug gen Basel 10 Minuten Verspätung angehäuft – Oberleitungsschaden. Drinnen versicherte mir der Schaffner, es habe genug Fahrzeit um das wieder rauszufahren – von wegen. Wir entfernten uns bis zur schweizer Grenze nur noch weiter von einer pünktlichen Ankunft. Kurzum: Der Anschluss gen Bern ging flöten und die sowieso schon knapp kalkulierte Phase zwischen Ankunft am Gurtenberg und Festivalstart schmolz weiter zusammen.
Es geht ja nicht alleine Drum anzukommen. Ein Platz in der schnellste Standseilbahn der Schweiz muss es sein und auf der Sleeping Zone sind 70% aller Campingflächen mehr oder weniger extrem abschüssig. 2 Jahre hab ich probiert in der Schräge Schlaf zu finden – vergeblich. Letztes Jahr dann konnte ich mich mit einem einweisenden Security arrangieren und mich in einer Zaunecke einrichten. Eben wars, Schlaf gabs auch. Das war auch heuer das Ziel. Und es gelang nur bedingt.
Am Eingang der Sleeping Zone wird heuer noch intensiver kontrolliert als im letzten Jahr. Mein kleines, unschuldiges Deo im Kamerarucksack fiel unter “Dose” und wurde mir abgenommen. Als dann auch meine Objektive, weil ja aus Glas, nicht mit reinkommen sollten drohte meine Laune einen Knick zu bekommen. Gut dass der Chef der engagierten Späherin greifbar war und die Kontrolle damit ein Ende fand.
[learn_more caption=”Unsere Bilder vom Donnerstag” state=”open”]Impressionen Donnerstag
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Das 2seconds Zelt stand gewohnt schnell und zog -wie fast immer- neidische Blicke von Zeltstangenzusammensteckern auf sich. Im Presseareal einzuchecken ist wie ein Déjà-vu. Immer wieder die gleichen Gesichter – doch die sind nicht minder herzlich als das Jahr zuvor. Selbst der ältere Security im Tal mit der dunklen Sonnenbrille war wieder da. Kontinuität im besten Wortsinn.
Zurück zum bereits in der Einleitung erwähnten Wetter: Tadellos. Ein weiterer Beweis dafür sich von Wetterprognosen nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Es blieb den ganzen Tag trocken und war weitgehend sonnig und warm. Der Matsch der sich auf dem Bühnenareal mit steigender Besucherzahl langsam den Weg durch die Ritze der Bodenplatten bahnte, ist eine Altlast. In den letzten Tagen musste jeder Quadratmeter zwischen 30 und 70l verkraften. Da rechnete ich nicht wirklich damit trockenen Fusses mit Sneakern über den Zeltplatz wandern zu können – aber es ging.
Erste Geige in Sachen Musik durften Flat Noise Bag auf der im Festivalzirkus einmaligen Waldbühne spielen. Sie eröffneten das Gurten 2011 noch bevor The Vaccines im Zelt aktiv wurden. Diesmal verpassten sie keinen Flieger und mussten auch nicht von der Bühne gezerrt werden (Hallo Hurricane bzw. Southside).
Kate Nash eröffnete die Hauptbühne mit einem markanten Outfit und -wie ich finde- wieder wesentlich weniger abschreckend als noch vor einem Jahr bei Rock im Park. Unsere FB-Liker urteilten anhand der Auftrittsbilder anders. Vielleicht haben sie Recht.
Als One-Man-Show vefolgte ich den Auftritt nur aus dem hinter der Hauptbühne gelegenen Swisscom Pressebus mit. Das reichte aber um eine durchaus vorhandene Spielfreude bei Kate Nash zu bemerken. Ab und an steigerte sie sich fast in eine Extase und verhederte sich gefühlt im Geflecht ihrer Worte.
Fortan vergass ich aus gepflegter Tradition, dass die Waldbühne existierte und pendelte zwischen Hauptbühne und dem Zelt am Hang. Dort liessen Noah And The Whale ihre Fans ziemlich schmoren. Zur angesetzten Startzeit tönte vom Band eine endlos lang erscheinende Bläserversion vom Queens “Bohemian Rhapsody”. Erst als die verklungen war traten die Londoner Folk-Rocker auf die Bühne und wurden frenetisch empfangen. Aus England schienen der Band eine Gruppe von Minimum 20 Leuten nachgereist zu sein und machten sich lauthals und mit England-Devotionalien bemerkbar.
Brandon Flowers lies die Diva raushängen. Am Fotograben wurde man mit einem Schmunzeln abgewiesen – Flowers wollte nicht fotografiert werden. Kein herber Verlust – meines Erachtens. Er spielte nicht nur seine eigenen Songs, sondern auch einige aus dem Repertoire seiner Band The Killers – Read My Mind und Mr Brightside beispielweise.
Zu den Eels braucht man eigentlich nicht viele Worte verlieren. Wer sie schon einmal live gesehen hat kennt dieses Gefühl dass sie ausstrahlen. Coolness gepaart mit einer Porion Ehrfurcht tänzelt da über die Bühne.
2ManyDJs stellten mich vor ein Rätsel. Die Bühne war komplett leer als ich dort eintraf. Das blieb auch so bis einer der Dewaele-Brüder mit einer Art Radio auf die Bühne kam und mal eben durch so ziemlich alle Musikgenres durchzappte. Irgendwann schien er den richtigen Vibe gefunden und sein Bruder wurde auf einer mobilen Mischpult-Konstruktion auf die Bühne gerollt. Wenig später war der Gurten in wummernde Bässe eingehüllt. Eine Ende fand der mit möglichen und unmöglich scheinenden Remixen gespickte Auftritt mit The Prodigys Kultsong der Anfangszeit “Out Of Space”.
Von Trentemoeller hat man viel Gutes gehört. Ich fand den Auftritt in den ersten 20 Minuten aber so langweilig, dass ich mich danach in die Schräge des Zelts verabschiedete. Bis dahin das Highlight: Der Techno- und House-Produzent samt Band trat hinter einem Gewirr von Streifen in Erscheinung. Erst nach 10 Minuten wurde Licht und die agierenden Charaktäre traten in Erscheinung.