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Im Gespräch mit Calvin Siemers vom Reload Festival: “Müssen mit gemütlichem Ambiente und fairem Preis punkten”

Thomas Peter

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

 

Einer der treibenden Kräfte hinter dem Reload Festival ist Calvin Siemers. Er bookt, organisiert und opfert einen Abend um sich unseren Fragen zu stellen. Lange ist es ja nicht mehr hin bis die ersten Camper sich in Suligen breit machen. Nur noch 50 Tage bleiben zur Vorbereitung auf ein neues Kapitel, am neuen Standort und mit dem Headliner Limp Bizkit.

Viele Festivalisten werden dieses Jahr erstmals auf Euch aufmerksam. Daran hat Limp Bizkit, Eurer Samstagsheadliner, grossen Anteil. Aber wie lange gibt es das Reload denn schon?

Das Reload ist als Indoorveranstaltung angefangen, das müsste glaube ich 2001 gewesen sein. 2003 und 2005 dann nochmal Indoor (Headliner waren damals Nutellica bzw. Sub7even). 2006 war dann das erste Open Air Reload.

Seither ward ihr in Twistringen zuhause. 2011 zieht ihr nach Sulingen um. Was wird sich auf neuem Grund ändern?

Erstmal war es extrem schwierig ein neues Gelände zu finden, da wir aufgrund des tollen Geländes an der alten Ziegelei in Twistringen schon etwas verwöhnt waren.
Ändern wird sich für den Besucher erstmal wenig, außer dass er in eine andere Stadt fahren muss. Wir haben ein idyllisches Plätzchen gefunden, grüne Flächen für Parken und Camping sind gleich nebenan. Das bedeutet zum einen dass es nur sehr kurze Laufwege gibt und zum anderen wirkt alles sehr gemütlich.
Das ist aber auch unser Anspruch, denn wir wollen uns in diesem Punkt ausdrücklich von den ganz großen Festivals unterscheiden.

Will heissen Zelte eng an eng und Müllexzesse wird es bei Euch nicht geben?

Nein, das ist genau das was wir vermeiden wollen.
Es ist uns wichtig eine gemütliche Atmosphäre zu vermitteln, man soll sich bei uns nicht verloren fühlen.
Selbstverständlich lässt es sich nicht ausschließen, dass jemand mal einen Müllberg fabriziert oder es mal etwas enger wird, aber dieses Gefühl der “Massenabfertigung” möchten wir vermeiden.

Kommen wir mal auf das Programm zu sprechen. Limp Bizkit trohnen natürlich über allem. Gibt es Absprachen wie die Setlist aussehen wird?

Nein, die gibt es nicht.
Aber auf ihrer Tour letzten Herbst haben sie nur einen Song vom neuen Album gespielt. Das wird bei uns nun wohl der eine oder andere Song mehr sein. Aber ich denke der Schwerpunkt wird nach wie vor auf den Alben “Chocolat Starfish” und “Significant Other” liegen.

Was bedeutet der Coup für Euch? Ist es der grösste Wurf in der bisherigen Festivalgeschichte?

Ja, es ist natürlich der mit Abstand größte Coup für uns. Wir wussten relativ früh dass die Band im Sommer touren wird. Dennoch wurde erst später klar, dass es für uns eine realistische Chance gibt die Band tatsächlich zu bekommen. Auch wenn durchaus Festivals interessiert waren, die eigentlich noch ein bis zwei Nummern größer als wir sind.
Es ist für uns natürlich eine tolle Sache, vor allem aber auch eine Bestätigung unserer Arbeit. Denn schließlich machen wir das Festival alle nur neben unserem “richtigen” Beruf. Zusätzlich ist die Band ein absoluter Wunschkandidat, eine von denen wo man sagt “Stell dir mal vor wir kriegen irgendwann mal…”

Was ist (neben Limp Bizkit) Dein persönlicher Bandhöhepunkt 2011?

Hatebreed ! Eine der besten Livebands überhaupt, und wir haben schon seit Jahren versucht sie zu bekommen.
Aber als Veranstalter freut man sich eigentlich auf jede Band – auch wenn sie nicht zu 100% dem persönlichen Geschmack entspricht. Denn auf eine gewisse Weise muss man ja von jeder Band überzeugt sein, wenn man sie bucht.

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Apropos Geschmack: Wie schmeckt denn Eure Back Stage Nahrung?
Und welche Vorteile wird das ab Freitag erhältliche VIP-Ticket noch haben?

Also vor allem letztes Jahr haben wir extrem viel Lob für unser Catering bekommen, diesen hohen Standard möchten wir natürlich auch im nächsten Jahr bieten.
Das VIP Upgrade beinhaltet zusätzlich noch einen Backstage Parkplatz, ein Shirt und Zugang zu einem speziellen Bereich in dem man auch auf die ein oder andere Band treffen wird. Es ist einfach eine Möglichkeit einmal hinter die Kulissen zu blicken, ich denke für die jeweiligen Besucher ist das eine tolle Sache ! Die Idee stammt übrigens nicht von uns, sondern wurde aufgrund extrem vieler Besucheranfragen umgesetzt.

Und was wird man für diesen Luxus anlegen müssen?

Inklusive 3-Tagesticket wird das ganze 189€ kosten. Das klingt erstmal nach viel, aber beinhaltet -wie gesagt- auch die Verpflegung.

FKP Scorpio führt auf seinen Festivals die “Green Zone” ein. Denkt ihr auch über etwas in der Art nach?

Aufgrund der Tatsache dass wir dieses Jahr das erste Mal in Sulingen sind beschäftigen wir uns -Stand jetzt- nicht damit. Wir werden aber natürlich beobachten wie sich das ganze entwickelt, wenn es sich auf anderen Festivals durchsetzen sollte, werden wir das Ganze nochmal ernsthaft in Betracht ziehen.
Darüber hinaus sind das natürlich auch ganz andere Dimensionen, ich denke bei einem Festival unserer Größe ist sowas eher unnötig.

Wo wir grade einen “Big Player” erwähnten: Wie schwer ist es für ein kleines Festival wie das Reload sich im Konzert der Grossen zu behaupten?

Generell lässt sich sagen, dass es immer schwieriger wird sich als kleines Festival durchzusetzen. Das liegt zum einen natürlich an den exorbitant steigenden Kosten, vor allem bei den Bandgagen, zum anderen habe ich aber auch das Gefühl, dass die Ansprüche immer höher werden.
Dadurch fühlen sich die kleinen Festivals genötigt, immer größere und teurere Bands zu verpflichten. Ein Trend, den viele Leute gar nicht bemerken. Für Festivals in unserer Größenordnung ist es schon eine Leistung eine Band vom Kaliber Motörhead, In Extremo oder Bullet For My Valentine zu bekommen.
Wenn man dann die Reaktionen sieht die dann oft lauten “ach die spielen doch eh an jeder Ecke” denkt man sich schon manchmal “Hoppla? Hab ich was verpasst?”.  Man sollte sich immer vor Augen halten dass für ein vermeintlich kleines Festival fast unmöglich ist die “ganz großen” zu bekommen. Dass es für uns dieses Jahr bei Limp Bizkit geklappt hat ist natürlich ein absoluter Glücksfall.
Deshalb muss man generell als kleines Festival auch vor allem mit einem gemütlicheren Ambiente und einem fairen Preis punkten.

Wenn Du jetzt in eine SMS reinpressen müsstest, warum man im Sommer beim Reload vorbeischauen soll. Was würdest Du texten?

“Alter… ! Einzige Limp Bizkit Festivalshow zum neuen Album, dazu noch Hatebreed, Papa Roach und zig andere ! Das ganze im Grünen für schmales Geld…komm rüber !”
Im Idealfall kommt dann zurück “Läuft!”

Danke Calvin für Deine Zeit. Wir sehen uns spätestens Anfang Juli zu unserem Reload-Liveblog wieder.

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