Julien-K in Europa: Aller Anfang ist schwer

Mit dem Namen Julien-K dürften in unseren Breiten nur Insider wirklich etwas anfangen können. Ging mir vor dem gestrigen Tourauftakt der Amerikaner im Colos-Saal nicht anders. Die Gruppe wurde bereits 2003 von den Orgy-Musikern Amir Derakh und Ryan Shuck gegründet, erlangte aber erst durch Mithilfe von Linkin Parks Chester Bennington grössere Bekanntheit. Zusammen mit ihm bilded Julien-K nämlich Dead By Sunrise.

Foto: Thomas Peter

Gestern stand in meinem Stammclub das erste Europakonzert von Julien-K überhaupt auf dem Plan. Der Vorverkauf lief sehr schleppend, das Konzert stand vorgestern deshalb kurz vor der Absage. Ein relativ günstiger Preis von 17,50 Euro und 2 gute Support-Acts konnten den 500-Personen fassenden Konzertsaal in Aschaffenburg nicht annähernd füllen. Gegen Mitte der Julien-K Show zählte ich etwa 60 immerhin gut gelaunte Zuschauer – der absolute Gau wurde also vermieden. Aber zum Glücklichsein fehlt noch ein gutes Stück.

Dass so wenige Notiz vom Konzert genommen haben lag wohl einerseits an kaum vorhandener Promo, aber auch das zeitgleich angesetzte Limp Bizkit Konzert in Frankfurt hatte den ein oder anderen Zuschauer ferngehalten. Auch fällt auf, dass mit Aschaffenburg und Schwäbisch Hall sehr kleine Städte mit wenig Einzugsgebiet gebucht wurden. Vielleicht läuft es in den Grossstädten ja besser für das Gespann.
Ich fand das geringe Interesse gestern schade für alle Beteiligten, denn egal ob Mayfield, My Passion oder Julien-K: Alle 3 Bands verstehen ihr Handwerk und bildeten einen gelungenen musikalischen Mix aus Grunge a la Nirvana, melodischem Enter Shikari und Elektrorock.

Als erstes stiegen die Australier Mayfield auf die Bühne. Wie fühlt sich eine Band vor 40 Zuschauern, die sich im Rückraum verlieren? Oder sind sie es gar von der Weite des australischen Outbacks gewohnt? Egal. Curt Cobainesk die Augen zu, Gitarre in die Hand und in seine Grunge-Musik entflüchten. Das Trio kam beim Abgang etwas konfus daher, hat sich musikalisch aber nichts vorzuwerfen. Sie haben Spass gemacht und die Stimmung auf den richtigen Weg gebracht.

Direkt vor Julien-K durften die Engländer My Passion ran. Sie wurden im Juli 2009 mit dem Kerrang Award als bester britischer Newcomer ausgezeichnet und präsentierten sich dementsprechend selbstbewusst und energiegeladen. Etwa die Hälfte der Anwesenden waren dem Hörensagen nach nur wegen My Passion im Raum, einige hielten sie gar für den Headliner des Abends. Im Oktober ist es dann wirklich so weit. Die erste eigene Tour in der Heimat steht an.

An diesem Abend aber fiel diese Rolle den Elektro-Rockern Julien-K zu. Gegen 22 Uhr traten sie in Erscheinung. Das Publikum war mittlerweile an die Bühne herangerückt und supportete nach Kräften. Am Ende des Konzerts kam sogar sowas wie Clubstimmung auf. Bleibt zu hoffen, dass die weitern Stationen des Trios ein paar mehr Zuschauer anziehen. Verdient hätten es die Bands und die sympathische Crew von Tiefdruck-Musik allemal. Ich jedenfalls habe mein Kommen nicht bereut, obwohl gerade zu Beginn eine sehr eigenartige Atmosphäre herrschte.

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Wer sich sein eigenes Bild machen möchte und auf Freiraum bei Konzerten steht kann das Bandtrio zu folgenden Terminen abpassen:

September
1. München, Backstage
2. Schwäbisch Hall, NCO Club
3. Köln, MTC
4. Berlin, Columbia Club
5. Hamburg, Knus
6. Flensburg, Roxy
7. Tilburg (Niederlande)
8. Paris (Frankfreich), Le Klub
11. London (England), Monto Water Rats

Bei allen weiteren Shows werden die Umbaupausen durch einen österreicher DJ versüsst.

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Thomas Peter

ein diplomierter Biologe mit starkem Hang zu Fotokamera und der besonderen Festivalatmosphäre.