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Jupiter Jones – Das Gegenteil von Allem: Zurücksehnen, nach vorn schauen

Thomas Peter

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Im vergangenen Frühjahr sind Jupiter Jones ins Kölner Maarwegstudio 2 zurückgekehrt. Dort haben die Bandmitglieder ihr fünftes Studioalbum, Das Gegenteil von Allem, entwickelt und eingespielt. Selbiges ist nun offiziell im deutschen Handel erschienen. Zwischen Punkrockattitüden und Chart-Euphorie ist es der Versuch, möglichst vielen Seiten entgegen zu kommen, und sich trotzdem treu zu bleiben. Ein Balanceakt…

Die neue Platte hat Jupiter Jones vor die wohl schwierigste Aufgabe gestellt. Die Fanbasis hat sich nicht nur massiv vergrößert, sondern auch geändert – das hört man dem neuen Werk an. Das Wort Ausverkauf ist mehr als einmal gefallen, doch hat sich die Band bisher immer glaubwürdig von solchen Vorwürfen distanziert. Wirklich angefangen hat das Alles vor zwei Jahren.

Offizielles Pressefoto

Jupiter Jones haben zuvor beim Major Label unterschrieben. Mit ihrem vierten Studioalbum reicht die Band erstmals an die oberen Platzierungen der deutschen Charts heran; wird als Popmusik-Größe, ja sogar als Newcomer gefeiert. Dabei liegt die Bandgründung bereits einige Jahre zurück..

Legt man nun Das Gegenteil Von Allem in den CD-Player, so scheint es, als würde das Quartett um Frontmann Nicholas Müller genau da weitermachen, wo es aufgehört hat. Der Song 4-9-6 Millionen eröffnet mit dynamischen Gitarrenklängen und rauhhalsigem Gesang. Wieder singen Jupiter Jones von Glück und Unglück, von Freundschaft, vom Älter werden. Es sind altbekannte Themen – doch man hat sich Mühe gegeben diese neu zu verpacken. Das ist den Musikern eindrucksvoll gelungen.

Um nicht aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit, einflussreicher Radiostationen und großer TV-Shows zu verschwinden reicht allein das nicht. Man braucht einen weiteren Hit; den Jupiter Jones mit der Popballade Rennen + Stolpern liefern. Ein aufrichtig ehrlicher Titel, der nicht zu den herausragenden Songs des Albums gehört, und trotzdem ankommt. Ungewöhnlich ist das nicht, einzelne Popsongs haben Jupiter Jones schon immer geschrieben. Auch wenn es schwer fällt ihren Stil in Genres einzuordnen, der oft eine ganze handvoll Musikrichtungen vereint. Schablonen und Muster hat es für diese Band sowieso nie gegeben.

Die nächsten Titel lassen die Erwartungen dann unerwartet steigen. Mit Denn Sie Wissen Was Sie Tun, Treppenwitz und Anderthalb Sommer gewinnt das Album eine neue Richtung. Die Songs wirken erbittert, energiegeladen und lassen Erinnerungen an das Debütalbum Raum Um Raum wach werden. Mit Anderthalb Sommer liefern Jupiter Jones zudem eine kleine Hommage an The Cure. Zusammen mit Treppenwitz und Momentaufnahme 3 (Schrödingers Dilemma) gehört dieses Musikstück sicherlich zu den Höhepunkten des Albums. Vor allem langjährige Fans dürften daran Gefallen finden.

Jupiter Jones haben nicht vergessen, wo sie herkommen. Das merkt man als Hörer dieser Platte schnell. Und doch festigt sich im weiteren Verlauf der Eindruck, dass Jupiter Jones niemals so starrsinnig versucht haben einen Hit zu erzwingen. Eine ganze Reihe voller ruhiger, radiotauglicher Titel reihen sich nun nämlich aneinander (Hunderttausend Typen Wach, Zuckerwasser, Die Landung) und lenken das Album zur Massenkompatibilität zurück. Mit Hunderttausend Typen Wach hat man dafür sogar einen fünf Jahre alten Song wieder ausgegraben. Obwohl lyrisch überzeugend, sind all diese Songs zwar eingängig, in ihrer Gesamtheit aber immer belangloser. Dem Label sowie vielen Radiohörern hingegen dürften genau diese Tracks besonders gut gefallen, und die Popularität der Band beflügeln.

So klingt Das Gegenteil Von Allem bis auf wenige Ausnahmen in diesem Stil aus.Einmal mehr zeigt sich, dass Synthesizer und Pianoarrangements inzwischen fester Bestandteil der Musik von Jupiter Jones geworden sind, nehmen teils leider Überhand. So auch im letzten Track Alles Was Ich Weiss, der den Hörer mehr als ratlos zurücklasst. Vielfach wirken die Songs zu glattgebügelt, die Stimme des Sängers wirkt längst nicht  mehr so ungeschliffen.

Entstanden ist ein durchaus solides Album, das einige große Momente birgt – und doch das bisher durchschnittlichste der Album der Band ist.  Jupiter Jones rennen dem Erfolg entgegen, und stolpern dabei.

 

 

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