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Kegeltour mal anders: Lena Meyer-Landrut live in Dortmund

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Ich weiß, Lena ist nicht die Art von Konzert, von der ich sonst berichte, aber für 7€ Kartenpreis in einem bekannten Online-Auktionshaus wollte ich mir das Spektakel mal anschauen.

An der Dortmunder Westfalenhalle angekommen hätte man meinen können, dass man sich auf einer Automesse befindet, deren einziger Aussteller Opel ist. Überall Werbestände und riesige Plakatwände mit Lenas in Opels. Wenn man es dann aber mal zum Eingang geschafft hatte, ging das ganze relativ flott.

Fotos: Steffen Neumeister

Da der Vorverkauf sehr schlecht lief, war der komplette Oberrang geschlossen und der Innenraum bestuhlt. So richtig voll wollte die Halle aber dennoch nicht werden. Jedoch was man an Konzertbesuchern in der Halle vorfand war teilweise wirklich surreal. Man sah Damenkegelclubs die sich angeschwipst auf das Konzert freuten, Fußballfans, welche wohl einige der vielen Freikarten, die von Opel verschenkt wurden, ergattert hatten und ihre Schlachtrufe durchs weite Rund jagten, pubertierende Zahnspanngenmädchen die bei jeder Bewegung eines Crewmitglieds auf der Bühne anfingen zu kreischen und der wohl größte Teil: Familien mit Kindern.

In dieser komischen Atmosphäre erklommen kurz vor 8 die Indie-Rocker der Kleinstadthelden die monströse Bühne. Sie gaben direkt Vollgas und legten direkt mit viel Energie los. Sänger Simon bemühte sich sichtlich die Leute in der Halle mitzureißen, was jedoch wenig bis gar nicht gelang. Die wirklich gute Vorstellung, welche die Band aus Osterholz-Scharmbeck dort ablieferte, wurde leider nicht gebührend gewürdigt. Nach 20 Minuten war das ganze auch schon wieder vorbei und man wartete gespannt auf den Hauptact des Abends.

In der Umbaupause verließen viele nochmal den Saal, um sich mit Knabbereien und Getränken einzudecken. Popcorn auf Konzerten? Auch etwas, was ich aus meiner Konzertwelt bisher noch nicht kannte. Nunja, ist nunmal kein Punk-Konzert heute. So, alle mit Leckereien eingedeckt und wieder auf den Plätzen? Dann kanns ja losgehen.

Die Lichter in der Halle gingen aus und Lenas Band betrat die Bühne, Jubel brandete auf und es ging direkt ohne Intro los. Als Lena selbst die Bühne betrat, wurde einem das wahre Ausmaß der Bühne erst so wirklich bewusst. Eine unfassbare Hochglanzproduktion wie man sie sonst nur von den ganz großen des Popbusiness kennt erleuchtete die Halle und die gefühlt-fußballfeldgroßen Videowalls links und rechts zeigten auch jede noch so kleine Porenunebenheit in Lenas Gesicht.

So plätscherte das Konzert vor sich hin und der eine oder andere wippte sogar völlig ausgelassen mit dem Fuß mit. Hier mal eine kleine Snoop Dogg Einlage von Lena, dort mal ein Lockeres “Ich bin so froh heute bei euch spielen zu dürfen, Dortmund!” und die Konzertmeute war fürs erste zufriedengestellt. Wirklich fesselnd wurde es das erste mal bei Taken By A Stranger, ihrer aktuellen Single. Der Saal wurde in ein kühles Blau getränkt, welches zur düsteren Atmosphäre des Songs beitrug. Danach ging es locker-flockig weiter duch die poppige Lena-Welt und man merkte, dass alle doch nur auf den einen Song warteten. Da war er endlich: Sattelite! Die Leute sangen lauthals mit und es wurde sogar von Konzertbesuchern berichtet, welche sich von ihren Sitzen erhoben.

Direkt darauf verließ Lena die Bühne um nach einigen Zugabe-Rufen nochmal zurück zu kommen und den, meiner Meinung, musikalischen Höhepunkt des Abends zu liefern. Mit dem Paolo Nutini Cover New Shoes brachte sie nochmal richtig Stimmung in den Laden und konnte sogar mir einige Kopfnicker entlocken.

Nach ordentlichen 100 Minuten Spielzeit bleibt ein Fazit: Wären die gebuchten Hallen um die Hälfte kleiner und die Karten 10€ günstiger gewesen, so hätte diese Tour wirklich ein Erfolg werden können. So aber blieb ein kurzweiliger, teilweise zu sehr perfektionierter Konzertabend in bester DSDS Manier vor leeren Rängen.

Da freut man sich direkt auf das nächste Punkkonzert in einer kleinen Kneipe vor 50 Zuschauern.

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