Kann man von einem Zickenkrieg sprechen? Würden wir auf RTL2 senden, sicher. Die Marek Lieberberg Konzertagentur scheint merklich getroffen vom Abschied Rock am Rings vom Nürburgring. Anders ist folgender, bissig-süffisanter Eintrag auf der Fanpage von Rock am Ring einen Tag vor der zukunftsweisenden Pressekonferenz der neuen Nürburgring-Eigner Capricorn nicht zu erklären.
News aus dem Nürburgring-Dschungelcamp:
Die DEAG und ihr gerade akquirierter englischer Veranstalter Stuart Galbraith sind mit Wahrscheinlichkeit die frischgekürten Helfershelfer im Nürburgring-Dschungelcamp. Ziel könnte es sein, das bereits am Hockenheimring vor Jahren von mäßiger Zuschauerresonanz begleitete und dort nicht mehr fortgesetzte Sonisphere Festival zu reanimieren. Dem Hardrock-Open Air war bisher an kaum einem der wechselnden Austragungsorte ein wirklich nachhaltiger Erfolg beschert. In Wacken soll es wegen dieser potenziellen Kamikaze-Aktion bisher zu keiner Panik gekommen sein.
Mit dieser Vorabspekulation eines doch recht wahrscheinlichen Szenarios nimmt man der morgen provokativ am bereits von MLK eingenommenen Nürburgring durchgeführten Pressekonferenz etwas den Wind aus den Segeln.
Der unbeteiligte Dritte dürfte sich gemütlich in seinen Campingstuhl zurücklehnen und Popcorn für die nächste Runde bereit stellen.
Bitte, nicht.
Insgeheim dürfte MLK hoffen, das es nicht so kommt.
Tatsächlich war das Sonispheres -gerade in Deutschland- in Vergangenheit kein wirklicher Erfolg. Zum letzten Sonisphere im Jahre 2009 sollen etwa 25000 Besucher den Weg zum Hockenheimring gefunden haben. So wenige, dass die Festivalserie Deutschland, insbesondere die Konkurrenz zu Rock am Ring, in den nächsten vier Jahren mied. Man suchte sein Glück im europäischen Ausland. Erst dieses Jahr wagt man wieder einen Fuss auf deutschen Boden zu setzen – mit einer eintägigen Sonisphere-Ausgabe und Metallica als Zugpferd. Wenn wir ehrlich sind: Nicht mehr als ein Metallica-Konzert mit einigen Support-Acts mehr als normal.
Logischstes Szenario
Eine massive Rückkehr des Sonisphere wäre die logischste – und wahrscheinlich auch ungemütlichste Variante für Marek Lieberberg. Der Wegzug von Rock am Ring alleine dürfte nächstes Jahr schon eine stattliche Zahl von Besuchern des Traditionalistenlagers kosten – Jubiläum hin oder her. Es gibt Leute, denen liegt der Ring mit seiner Atmosphäre mehr am Herzen als der Name des Festivals und dessen Programm. Ring ist eben Kult. Wetter hin oder her.
Ein Zuzug eines Hardrock-Festivals an den Nürburgring, möglichweise sogar um die selbe Zeit Anfang Juni veranstaltet, dürfte diese Abwanderung noch befeuern. Das ist zwar nichts fürs junge Partypublikum, aber gewissen Kreisen misfiel in den letzten Jahren die Genreöffnung des Programms von Rock am Ring. Diese Gruppe könnte sich im härteren Booking der Sonisphere-Reihe wiederfinden.
Bewegung im Juni
Das klingt nun alles ein wenig zu rosig zu Gunsten des neuen Festivals am Nürburgring. Faktisch dürfte der Neuling es aber schwer haben und erstmal kleinere Brötchen backen müssen. Schafft man es mit dem kolportierten Sonisphere 30000 Zuschauer zu locken, wäre das sicher als Erfolg zu verbuchen.
Der Konkurrenz -also auch FKP Scorpio- dürfte es nicht gefallen, wenn das Sonisphere tatsächlich in grossem Stil mehrtägig im Juni zurückkehren würde. Neben Ticketkäufern, würde der Neuling auch Bands bis hin zu zugkräftigen Headlinern von den anderen Majors abziehen. Und wie wir wissen ist die Hatz um Headliner im Juni schon jetzt recht wild.
Das Beben bei den Grossen im Juni hat wahrscheinlich eben erst begonnen.
Morgen der nächste Act, wenn Capricorn mit seinem neuen Partner die Öffentlichkeit über die Festivalzukunft des Nürburgrings unterrichtet.