Während die halbe Welt zu Rock am Ring und Rock im Park pilgerte musste ich letztes Wochenende schmerzlich in Berlin zurückbleiben und mein festivalloses Leben fristen – damit mein Wochenende aber nicht all zu mau ausfallen würde entschied ich, Mando Diao im Rahmen des ‘Citadel Music Festival’ einen Besuch abzustatten.
Anreise und Einlass verliefen unproblematisch, nur die Warterei auf die erste Band gestaltete sich aufgrund des drückend schwülen Wetters als ziemlich anstrengend. Keine Wolke am Himmel, dreißig Grad und ein extrem unangenehmer Kieselstein Boden vor der Bühne waren kurz davor, aufs Gemüt zu schlagen. Die Zitadelle allerdings, eine alte Renaissancefestung mitten in Spandau, bot sich als Open Air Location an und die Stunde bis zum Konzertbeginn konnte man getrost nutzen, um die eindrucksvollen Bauten rund um die Bühne zu bestaunen.
Pünktlich gegen 19 Uhr betraten dann Baskery die Bühne, drei junge Schwedinnen (und außerdem Geschwister) die von der ersten Minute an mit enormer Spielfreude und einem ziemlich perfekten Deutsch, zumindest vom jüngsten Bandmitglied, der Sängerin Sunniva, begeisterten. Die älteste der drei Geschwister, Greta, spielte mit einer unglaublichen Leichtigkeit Banjo und die Drums gleichzeitig und alles in allem machte es enormen Spaß den Dreien zuzuschauen, Lieder wie Give me your Hand brannten sich durch den (positivem) Ohrwurm-Charakter gleich ins Hirn.
Nach einer kurzen obligatorischen Umbaupause gab es dann auch schon die zweite und letzte Vorband des Abends auf die Ohren: Tomte-Begründer Thees Uhlmann und seine Band. Der stellte schon mal ein paar Lieder seines im August erscheinenden ersten Soloalbums vor und begeisterte mich persönlich schon – obwohl ich der quasi-Legende vorher immer eher kritisch gegenüber stand. Live war das ganze Paket aus Thees, der Band und den neuen Liedern allerdings mehr als überzeugend.
Im Gegensatz zu mir stießen beide Vorbands beim Großteil des Publikums leider auf herzlich wenig Anklang, aber ich war bis dato noch der festen Überzeugung, dass sich das spätestens bei den Frauenlieblingen Björn und Gustav ändern würde. Das war zumindest das, woran ich mich von meinem letzten Mal Mando Diao 2007 noch erinnern konnte. Nun ja, dazu später mehr.
Gegen 21 Uhr folgte dann ein sehr melodisches Klavier-Intro und mit diesem auch endlich die Band des Abends, die schwedischen Rocker Mando Diao. Von der ersten Sekunde an heizten Björn und Gustav wie verrückt über die Bühne und knallten dem Publikum einen Hit nach dem anderen entgegen – so spielfreudig wie an jenem Abend habe ich persönlich die Jungs wohl noch nie erlebt. Die Stimmung auf der Bühne war perfekt, der Sound super, auch die Mischung aus älteren Liedern wie Sheepdog oder Mr. Moon und den neueren Sachen, Gloria zum Beispiel, war sehr gelungen. Besonders war auch die Tatsache, dass es sich hierbei um ein Unplugged Set handelte und auch Geiger und Klavierist den schon bekannten Liedern das besondere Etwas verliehen. So wurden auch schon tausendfach gehörte Lieder wie Down in the Past und God knows nochmal zu ganz neuen Erlebnissen für das Publikum.
Ich jedenfalls war begeistert von der Band – und umso enttäuschter vom anwesenden Publikum, welches im Schnitt unglaublich jung und dafür entgegen aller Erwartungen sehr, sehr wenig tanz- und bewegungsfreudig war. Generell wurde mehr fotografiert und gefilmt als alles andere, obendrein gab es noch keifende Elternbegleitungen und es wurde gemeckert wenn wir und das lustige Jungesellinen-Abschied feiernde Trüppchen neben uns mal ein bisschen ausufernder tanzten. Nachdem sogar bei Dance with somebody ein bisschen Rhytmus-Klatschen das Höchste aller Gefühle war, gab ich dann jedenfalls auch die letzte Hoffnung auf.
Meine gemischten Gefühle, die irgendwo zwischen Entsetzen über das schlimmste Publikum das ich je erlebte und Extase wegen der großartigen Performance von Mando Diao pendelten, waren aber trotz allem ein würdiger Ersatz zum Ring-Wochenende!