Wie wird denn eigentlich so eine Band gebucht? Oder: Welche drei Bands müssen unbedingt aufs Open Flair? Der Mann, der uns auf diese und vielen weitere Fragen Antworten gegeben hat, heißt Achim Köller. Er ist u.a. als Booker für das Open Flair Festival in Eschwege tätig und nebenbei auch noch Chef seiner eigenen Agentur K.O.K.S. in Hannover.
Los geht’s:
Jedes Jahr denkt sich das Open Flair etwas Neues aus, um das Festival zu verbessern. Worauf darf man sich 2017 freuen?
Welche organisatorischen Veränderungen zum Tragen kommen, wird erst im Januar auf einer Klausurtagung mit vielen Vereinsmitgliedern in einer 3 tägigen Sitzung besprochen und verabschiedet. Das ist ein jährliches Ritual. Was jetzt schon feststeht: es wird ein unfassbar fettes Programm – wie immer ohne irgendwelche Headliner – aber dafür mit viel Liebe gebucht!
Der Ticketverkauf läuft wieder auf Hochtouren, es wurden bereits über 10.000 Karten verkauft. Inwiefern motiviert solch ein riesen Vertrauen einen Festivalbooker?
Ich bin als Booker bei diesem Festival seit 16 Jahren dabei. Motiviert bin ich immer, völlig unabhängig vom Kartenverkauf. Mich motiviert mehr die Tatsache, dass man jedes Jahr sehen kann, wie unglaublich viel Spaß es macht an diesem Festival mitzuarbeiten und ein Teil der großen Festivalmaschine Open Flair zu sein. Einer von über 1000 Mitarbeitern und Helfern! Und alle hochmotiviert!
Welche drei Bands sind die absoluten Wunschheadliner des Festivals?
Broilers – Billy Talent – Rise Against. Im Ernst, wenn du 50 Vereinsmitglieder nach ihren Wunschheadlinern fragst, bekommst du 48 verschiedene Antworten. Ich buche ja nicht nach meinem Musikgeschmack – sondern versuche eine passende Mixtur für das OF zu finden. Der Begriff “Headliner” kommt bei mir tatsächlich kaum vor. Ich will geile Bands buchen, die den Besuchern ein besonderes Konzerterlebnis bieten. “Headliner” sollen die Festivals buchen, die es nötig haben. Aber ich habe so ein Gefühl, dass auch das OF eines schönen Tages mal einen “Headliner” präsentiert. Hoffentlich mögen ihn die Leute dann auch…
Wie darf man sich eine typische Bookingphase vorstellen?
In der “heißen Phase” im Herbst/Winter vor dem Festival sitzt man durchaus schonmal 12-14 Stunden im Büro. Bei Verhandlungen mit internationalen Bands kommt die Zeitverschiebung ins Rennen. Ich versuche immer möglichst früh und möglichst schnell einen Bookingplan zu entwickeln und damit dann die Wunschbands des Festivals zu “attackieren”. Im Prinzip habe ich für jede verfügbare Spielposition meistens 2-3 Bands im Auge. Wenn eine nicht verfügbar ist oder bereits von anderen Festivals gebucht wurde, oder mit einem Bewerbungsverbot belegt ist etc, haben wir sofort 1-2 Alternativen. Unser Ziel ist es, relativ frühzeitig 50% der Bands bekanntgeben zu können, damit die Leute sehen, wohin die Festivalreise geht.
Kommt es auch vor, dass Bands/Künstler anfragen, ob sie beim Open Flair spielen dürfen?
Ja, sogar sehr häufig. Wir haben jedes Jahr mehr als 500 direkte Bandbewerbungen.
Wie ist der aktuelle Stand des Bookings?
Es ist jetzt Mitte November und wir haben ca. 50% des Musikprogramms bereits bestätigt bekommen und für die verbleibenden 50% haben wir Angebote abgegeben, die wir in den nächsten Monaten verhandeln werden. Damit sind wir sehr zufrieden. Wir werden vor Weihnachten noch ein Paket mit weiteren Bands bekanntgeben.
Wenn Sie in die Zukunft blicken, wie stellen Sie sich das Programm im Jahr 2020 vor?
Idealerweise werden wir im Jahr 2020 ein Programm haben, bei dem unsere langfristig beim OF aufgebauten Acts eine tragende Rolle spielen. Ob sie nun Kraftklub, Monsters of Liedermaching, Sondaschule, Andy Frasco, Keule, Von Wegen Lisbeth, SDP, Liedfett oder sonstwie heißen ist dabei völlig egal. Und idealerweise werden auch 2020 20.000 Menschen ein geiles, buntes und hochwertiges Programm 5 Tage lang abfeiern. Und unsere Secus auch!
Auf wen freuen Sie sich 2017 am meisten?
Auf unsere Besucher, unsere Security und auf unsere neue Festivalshirt-Kollektion mit der Aufschrift: “OPEN FLAIR 2017 – mit Headliner wäre es ein geiles Festival gewesen…”
Vielen Dank für deine Zeit, Achim.