Ist es ein Paukenschlag? Oder nur eine logische Konsequenz. Ich für meinen Teil bin ja nicht mehr so arg aktiv in der Szene wie früher. Aber für mich war ganz klar: Pantera werden früher oder später von Rock im Park und Rock am Ring ausgeladen. Und heute ist es so weit.
Zweite Chance hin, Verständnis von Die Toten Hosen her. Am Ende war der Druck und die starke Ablehnung der sozial aktiven Fanbase doch zu dauerhaft und unabwendbar. Am Abend geben die Veranstalter nach und kündigen an, Pantera ausgeladen zu haben.
Zuvor hatten sich die Festivals selbst zu der Causa geäussert – ein Ding, das noch vor Jahren unter Marek Lieberberg schlicht nicht passiert wäre. Auch der 2023er Headliner Die Toten Hosen hatte sich zu Wort gemeldet und von den eigenen Fans mächtig Prügel für ein durchaus kritisches, letztlich aber panterabejahendes Statement bezogen.
Man kann nun – wie schon in den letzten Wochen seit der Bestätigung – darüber diskutieren, ob man einer Band, deren Frontmann rechtsnazional und rassistisch ausgefallen ist, eine Läuterung abnimmt und eine zweite Chance einräumen möchte.
Auch ist die Frage, inwiefern man nicht wie früher einfach mit der Abwesenheit bei dem Gig hätte abstimmen können, statt in den sozialen Medien beständig den Rauswurf zu fordern. Aber die Zeiten sind, wie sie sind. Und die 2000er – als Festivalbesucher noch mundlose Offline-Konsumenten waren- sind lange und unwiederbringlich vorbei. Wahrscheinlich ist das auch ganz gut so.
Moderne Zeiten
Heute kann es sich ein Veranstalter nicht mehr erlauben, seinen Kopf bzw. Kurs gegen eine breite Masse von Kunden durchzudrücken. Jedenfalls nicht, ohne zu riskieren, einen Shitstorm unbestimmter Länge zu kassieren – was sich mittelfristig auch in den eigenen Kassen bemerkbar machen würde.
Die Frage ist nun: wo wird man zukünftig die Linie ziehen? Wann ist eine Band nicht mehr tragbar? Ist es, wenn man Nazis zu seinen Freunden oder Geschäftspartnern zählt? Sich offen homophob äussert? Oder wenn man Russlands Angriffskrieg goutiert?
Der Fall Pantera ist ziemlich extrem. Aber es wird zukünftig auch bei weniger klaren Kandidaten Diskussionen geben. Schliesslich wurden die Social Media Kritiker mit der Absage an Pantera nachhaltig in ihrem Tun bestärkt. Stichwort: Präzedenzfall.
Schon werden in den Kommentarspalten auch die Slots von Kontra K und Limp Bizkit gefordert..
Auch von Metallica kursiert ein Bild, dass die jungen Hetfield und Ulrich beim Hitlergruss zeigt. Und wie wir alle wissen, sind die Thrash-Heroen immer wieder gern gesehener und zugstarker Gast am Nürburgring und in Nürnberg.
Wer kann heute, bestimmt 30 Jahre später, sagen in welchem Kontext dieses Bild geschossen wurde? So es denn überhaupt authentisch ist. Was damals mutmasslich ein dumm(pf)er Scherz war, taugt heute für einen Fingerzeig.
Die Zeiten haben sich eben geändert – und für ältere Menschen ist nicht immer alles nachvollziehbar, was heute passiert. Selbst wenn sie sich eindeutig dem linken Spektrum zuordnen.
Bands und Partner geben Ausschlag
In den letzten Wochen haben wir viele intensive Gespräche mit Künstlerinnen, unseren Partnerinnen und euch, den Festivalfans, geführt, uns mit der Kritik weiter gemeinsam auseinandergesetzt und uns dazu entschlossen, die Band aus dem Programm zu nehmen.
Rock im Park / Rock am Ring am 23.01.2023
In diesem Tweet wird klar: Die Fans haben den Rauswurf Panteras wohl getriggert. Aber sie waren nur ein Teil der Entscheidung. Man hat sich im eigenen Lineup umgehört und auch die zahlenden Partner nach ihrer Meinung gefragt. Dabei ging der Daumen der Mehrheit wohl nach unten.
Das verwundert nicht wirklich, denn welche Marke und welche linksgerichtete normale Band möchte schon mit einem solchen Skandal in Verbindung gebracht werden?
Die Zukunft
Meine Meinung: Pantera wird nicht vermisst werden. Und das Booking von Park und Ring wird in Zukunft noch genauer auf die Geschichte einer Band schauen, bevor sie sie ins Lineup holen. Denn so ein Desaster, wie nun eben mit Pantera erlebt, wird man zukünftig tunlichst vermeiden wollen.
Wer mehr über den Hintergrund von Pantera bzw. im Speziellen über die düstere Historie von Sänger Phil Anselmo wissen möchte, der sei an Daniel Koch und seinen Artikel bei Diffus verwiesen.