Der Tag und meine Stimmung leiden unter zwei Plagen: Dem windigen, nasskalten Wetter und dem Management von Limp Bizkit. Doch von vorne und möglichst ohne depressive Grundstimmung. Was schwer fällt – fühlt man sich um 0:20 Uhr doch ziemlich veralbert.
Samstag startete so wie der Freitag geendet hatte. Mit Hardcore. Erst langsam arbeitete man sich am Nachmittag via 4lyn und The Bones zum deklarierten Festivalhighlight hin. Mit Ill Nino war man dann musikalisch schon beim Nu-Metal angekommen, den der nachfolgende Headliner Limp Bizkit Ende der 1990er verkörperten wie kaum eine andere Band.
Der Tag war bis Ill Nino eher so vor sich hingeplätschert. Oftmals hatte man sich fast gewünscht die Zeit würde schneller runterticken, denn im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren in denen die Sonne über dem Reload herunterbrannte, macht sie sich heuer rar. Es ist bitterkalt und der Wind drückt die gefühlte Temperatur weiter in den Keller. Immerhin blieb es über weite Teile des Tages trocken.
Draussen lud kaum ein dort zu verweilen. Davon profitierte das Liveblog, denn ausser zum Fotografieren sah man mich kaum auf dem Bühnenareal. Bis auf 4lyn wurden alle Bands eingefangen und stehen mittlerweile im Festivalalbum zur Schau. 4lyn begannen rund 10 Minuten vor der auf dem Zeitplan vorgemerkten Zeit. Mutmasslich weil ihr direkter Vornutzer der kleinen Bühne, Deez Nuts, circa 10 Minuten weniger abgedeckt hatten als vorgesehen.
Zurück zur Casa Limp Bizkit. Ein freundlicher Helfer der Band hatte den ganzen Nachmittag über Fotoverträge der Band unter das Fotografenvolk verteilt. “Ausfüllen und am Abend mitbringen – dann seid ihr dabei”. Von wegen.
Die Realität am Wellenbrecher gegen 23:15 Uhr war eine andere. Als ich eintraf steckten mir Kollegen gleich die veränderten Bedingungen. Nur 15 Leute dürfen in den Graben – nämlich die, die zuerst ihre Verträge eingereicht haben. Ungläubiges Staunen war die Folge.
Kurz vorm verzögerten Konzertstart versuchte man die Situation zumindest etwas zu entschärfen. Eine zweite Welle Knipser sollten beim zweiten Song zum Zug kommen. Also wanderten noch einmal knapp 10 Personen in den Graben, den die “Erstfotografen” zu diesem Zeitpunkt eigentlich hätten verlassen sollen. Die bleiben aber und so drängten sich bei Song 2 25 Fotografen im Graben. Der überbleibende Rest durfte abwandern. Denn weil man ja etwas besonderes ist, wurde die Regel “3 Songs, No Light” schnell mal ausgehebelt. Nach Lied 2 war Schluss für alle. Auch für mich. Angefressen zog ich mich zurück und verfolgte Fred Durst und seine lahmen Zwischensprüche nur noch vom Pressezelt aus.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Kein Problem wenn man vorher kommuniziert, dass Fotografieren nicht drin ist. Aber am Wellenbrecher 5 Min vorm Auftritt neue Fakten schaffen ist dreist. Und meinen unterschriebenen Vertrag einzubehalten natürlich auch.
So schnell kann sich ein Festivalhighlight also in die grösste Enttäuschung des Wochenendes verkehren. Irgendwie hatte ich schon heute morgen in Bezug auf Limp Bizkit ein schlechtes Gefühl. Schade, dass es sich so krass bestätigen musste.
Und letztlich haften bleibt am Ende des Samstags das Gefühl, ziemlich böse verarscht worden zu sein.