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Reportage enthüllt fragwürdige Geschäftspraktiken von Viagogo und Co

24. Februar 2012

Eine Reportage des britischen Magazins „Dispatches“ offenbart Geschäftspraktiken der Ticket-Reseller Seatwave und Viagogo, die im direkten Widerspruch zu dem stehen, was die Plattformen öffentlich vorgeben: So erhalte die Webseite Viagogo bei großen Konzerten eigene Kontingente von Promotern wie Live Nation. Weiterhin stammt ein Großteil der verfügbaren Tickets nicht – wie angegeben – von Fans sondern von professionellen Verkäufern, so die Enthüllungen des Magazins.

Tickets von Eventim

Offiziell ist Viagogo vor allem eines: Eine Plattform von Fans – für Fans. So zumindest die eigene Beschreibung. Ins Zweifeln kommt man dabei schnell, wenn man auf die Preise der verfügbaren Karten blickt. Ein in der Reportage genanntes Beispiel: Coldplay in London, vergangenes Jahr: Nach einem Ausverkauf binnen Minuten erreichten die Preise auf der Reseller Plattform schnell astronomische Höhen. Es ging bis in den Bereich von über 1000 Euro.

Dass Viagogo nicht für sonderlich faire Preisgestaltung steht, ist soweit bekannt. Die Enthüllungen von “Dispatches” gehen aber deutlich weiter: So kauft die Plattform selbst Ticketkontingente (mitunter mit verschiedenen Kreditkarten und den persönlichen Adressen der Angestellten!) und schließt im Vorfeld Verträge mit Promotern wie LiveNation, die 90% der Ticketerlöse erhalten. Außerdem unterstützt Viagogo professionelle Verkäufer. Darunter, so die Auskunft eines Viagogo Mitarbeiters, seien auch Inhaber von lokalen Vorverkaufsstellen, die sich auf diese Weise einen zusätzlichen Gewinn verdienen.

Betroffen ist auch der Festivalmarkt: Beim V Festival des vergangenen Jahres soll Viagogo im Vorfeld ein Ticketkontigent von 4.500 Karten erhalten und zu einem Preis weit über Face Value abgesetzt haben.

Auch in Deutschland stellt der Schwarzmarkt ein gewichtiges Problem dar: Zwar offenbart die Reportage nichts über offizielle Beteiligungen deutscher Promoter, Tickets weit über Originalpreis sind aber auf Plattformen wie Viagogo ebenso erhältlich. Ein Beispiel: Deutschlands größtes Festival – Rock am Ring – ist seit Mitte Januar ausverkauft. Auf der deutschen Viagogo Seite sind auf insgesamt vier Seiten Angebote gelistet. Bis zu 600 Euro müssen Fans für einen Besuch des Nürburgrings hinblättern. Ob hinter dem Verkäufer auch ein Fan steckt, darf nach den Erkenntnissen der “Dispatches” Reportage angezweifelt werden.

Online kann die “Dispatches”-Reportage über Youtube abgerufen werden:

Teil1, Teil 2, Teil 3, Teil 4

 

 

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Manuel Hofmann

Festivalaffiner Politikwissenschaftler.