Festivals, Gossip

Review: Das Highfield 2009

Kerstin Schmidt

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

highfield

„… and you’ll never walk alone.“ – mit diesen allseits bekannten Zeilen beendeten „Die toten Hosen“ gestern Abend ihren Auftritt am diesjährigen Highfield Festival. Für die Hosen ist dieser Song Tradition. Steht er doch immer am Ende ihres Sets. Für den Liebhaber des Highfield Festivals jedoch steht er am Ende einer Ära. Mit dem Verstummen der letzten Gitarrenakkorde ist das Highfield zumindest am Stausee Hohenfelden wahrscheinlich Geschichte.

Doch beginnen wir zunächst beim Beginn des diesjährigen Festivals. Immerhin liegen 4 Tage voller Musik, Spaß und guter Laune hinter uns.
Alles begann natürlich am Donnerstag. den 24. August. Unter enormer Hitze drängelten sich die etwa 20.000 Festivalisten auf den Zeltplatz um ihre Camps für das Wochenende aufzuschlagen. Als wir etwa um 18.00 Uhr am Gelände ankamen, zeigte sich ein Großteil des Campingareals schon gut gefüllt. Und das obwohl das Highfield gar nicht mehr in der Ferienzeit Thüringens stattgefunden hatte. Bereits an diesem Abend konnte man entweder am „Red Bull“-Tourbus unter freiem Himmel den ein oder anderen DJ mehr oder weniger lauschen oder im bereits bekannte Discozelt, welches sich direkt am Campinggelände befand, seine Feierlaune unter Beweis stellen. Für uns hieß es allerdings zunächst Kräfte sparen und den lauen Abend genießen. Sollten die nächsten Festivaltage doch anstrengend genug werden mit ordentlichem Programm.
Für Freitag prophezeite der Wetterbericht am Morgen Regen und damit eine wirklich ersehnte Abkühlung. Bereits am frühen Morgen erschütterte ein leichtes Gewitter den Campingplatz. Die Wolken, die dieses mit sich gebracht hatte, sollten den ganzen Tag nicht weichen und immer mal wieder schauerartige Regengüsse über das Gelände schicken, was bei den warmen Temperaturen allerdings kein Problem darstellte.

Der Tag begann mit einer Überraschung für den an „Rock im Park“-Verhältnisse gewohnten Besucher zu dem ich mich jetzt mal zählen würde. Die Sanitäranlagen, also sowohl die Duschen als auch die Toiletten, wurden kostenlos zur Verfügung gestellt. Da fängt der Tag gleich schön an. Außerdem zeigte sich, dass auch am Highfield, das neue Getränkemarktkonzept von FKP erneut gut angenommen wurde. (Im Getränkemarkt ist es möglich alkoholische und unalkoholische Getränke zu geringem Preis zu erstehen. Mit Hilfe von Pfand sollen die Festivalisten angehalten werden ihren Müll auch wieder zum Markt zurück zu bringen um so das Gelände sauberer zu halten).

Der erste Bühnengang meinerseits wurde erst zu Clueso getätigt. Unser Fotograf Jan-Philipp befand sich indes schon zum offiziellen Startschuss des Festivals am Gelände und konnte so folgende Bands festhalten:
Aulette & Port o’ Brien
Get well soon
The Wombats
Wilco
Mit Clueso legte sich eine ruhige Atmosphäre über das Bühnenareal. Eilt doch dem gebürtigen Erfurter ein Ruf voraus, der seine Musik als Musik für Frauen bezeichnet. Nichtsdestotrotz zeigte sich der Platz gut gefüllt. Liegt da etwa doch ein wenig Lokalpatriotismus in den Erfurtern? Bilder des Auftritts gibt in der Galerie.
Erneut trennten sich an diesem Abend meine Wege und die unseres Fotografen. Während er bei der Hauptbühne blieb um Maximo Park abzulichten, zog es mich zur Zeltbühne. Dort enterte direkt Dendemann die Bühne, der eindrucksvoll bewies, dass HipHop auch auf einem Rockfestival akzeptiert werden kann. Im Gepäck hatte er sowohl alte Veröffentlichungen als auch neue Werke, die auf einer neuen Platte erscheinen sollen. Nach Dendemann folgte für mich schon eines der Highlights des Festivals. Die Ohrbooten aus Berlin gaben sich die Ehre. Das Zelt war bis zum Bersten gefüllt und das Publikum ging gern den Ruf des ersten Liedes nach: „Tanz! Beweg dich!“
Während auf der Hauptbühne die letzten Klänge der Arctic Monkeys zu hören waren machten wir uns auf zurück zum Zeltplatz. Hier sei aber nochmals hervorgehoben, wie schön das Gelände am Staussee Hohenfelden doch ist. Für den Weg zu den Bühnen bis zum Zelt brauchten wir ca. 15 Minuten.

Der Samstag stand zunächst unter den Zeichen der „Coca-Cola Soundwave Tour“. Eine Art Newcomer Wettbewerb, der bei Rock am Ring, Hurricane und Highfield Station macht. Dort stießen wir eher zufällig zum Auftritt von AndiOliPhilipp. Die drei Jungs hatten sich gerade für das Finale der Soundwave Tour im Oktober in Berlin qualifiziert und gaben nun Punk-Rock à la Ärzte zum Besten. Anschließend machten sie Platz für aVid*, die Gewinnerband der Soundwave Tour 2007. Leider konnten wir diesen Auftritt nicht in voller Länge genießen, denn auf der Hauptbühne lockten Panteón Rococó aus Mexico. Die einen durchaus tanzbaren Teil zum Festival beisteuerten. Als nächstes war die Zeit für Tomte gekommen, die beim dritten Lied „Opfer“ eines Flashmobs im Publikum wurden. Beim 3. Lied sollte der gesamte Wellenbrecher der Band den Rücken zudrehen. Urteil: Aktion eher weniger geglückt. Aber dennoch eine nette Idee.
Jan-Philipp hatte den Tag schon länger an der Hauptbühne verbracht und folgende Bands verewigt:
Ken
Riverboat Gamblers
Veto
Spinerette
Vampire Weekend
Anschließend gab sich das Farin Urlaub Racing Team die Ehre, die einen für sie ungewohnten Slot abbekommen haben. So sind sie doch zu Meist als Coheadliner bzw. Headliner selbst zugegen. Nichtsdestotrotz machten sie das Beste aus ihrer einstündigen Spielzeit und brachten die Massen besonders beim obligatorischen Hit „10“ zum Springen. Danach war Zeit für etwas 90er Nostalgie. The Offspring läuten ihren Auftritt ein und die Masse kochte. Konnte sich doch ein Großteil des Publikums an Hits wie „Self Esteem“ erinnern.
Zu guter Letzt folgte an diesem Tag das Highlight für viele Festivalbesucher. Faith No More gaben eine ihre Reunion Shows. Einzig durch die schnell aufgezogene enorme Kälte wurde der Auftritt getrübt. Hier die Galerie unseres Fotografen: Faith No More

Auch die Nacht zehrte an den Kräften der Festivalisten. Temperaturen bei denen man seinem eigenen Atem sehen kann, verhindern nicht nur gemütliches Zusammensetzten in der Nacht sondern schlagen sich auch in der Laune wieder. Ein Wechselbad der Gefühle stellte sich wortwörtlich am Morgen ein. So kalt die Nacht auch war, so warm war es nun am Morgen. Die Sonne knallte nur so auf die Zelte, die sich natürlich enorm schnell aufheizen sollten.
Der Bühnentag begann für mich mit einem weitern Highlight. Turbostaat gaben einen ihrer raren Auftritte in diesem Jahr. Die Band hatte sich in diesem Jahr für Arbeiten am neuen Album zurückgezogen. Und die Arbeit zahlte sich bereits jetzt schon aus: Neben 2 neuen Songs im Set, erklärte Sänger Jan, dass das Album wahrscheinlich im Februar nächsten Jahres erscheinen soll. Auch von diesem Auftritt gibt es wieder Bilder in der Galerie von Turbostaat.
Es folgte der Auftritt der ebenfalls wieder zusammenspielenden Selig. Mich verschlug es aber erneut zur Zeltbühne, hatten mich doch am vergangen Tag die Bands der Soundwave Tour bereits überzeugt. Neben Videoclub spielten dort heute auch TOS. Besonders Letztere konnten auf alle Fälle überzeugen und stehen zu Recht im Finale der momentan laufenden Tour.
Und schon ging es auf die Zielgerade des Sonntags: Als wir aus dem Zelt kamen, gaben sich AFI auf der Hauptbühne die Ehre. Danach folgten Apocalyptica. Die in meinen Augen einfach jeder mal gesehen haben muss. Eine einmalige Bühnenshow.
Stetig ging es weiter. Deftones betraten die Bühne und sorgten für ordentlichen Staub über dem Bühnenareal. Es folgten die „heimlichen Headliner“ des Festivals: Rise Against. Man kann wohl ohne zu Lügen behaupten, dass hier das größte Moshpit des Festivals vorhanden gewesen ist. Die Fotos des Tages gibt es hier:
Zebrahead
Selig
AFI
Apokalyptica
Deftones
Rise Against
Und schon war es soweit: Die letzte Umbaupause des Festivals wurde mit Warten verbracht um anschließend einen wahnsinnigen Auftritt der toten Hosen erleben zu dürfen. Es ist unglaublich, welche Spiellaune die Band nach all den Festivals und Konzerten dieses Jahrs immer noch aufweist.

Oh, und jetzt ist er da. Der Moment, wenn alles vorbei ist. 4 Tage Festival liegen hinter uns. Schneller als gedacht ist die Zeit vergangen. Als abschließendes Resümee lässt sich sagen, dass das Highfield ein wunderschönes, friedliches Festival ist mit einem wirklich schönen und einmaligen Gelände. Wie es nun weitergeht? Man weiß es laut Veranstalter noch nicht. Sicher ist nur, dass es nächstes Jahr wieder ein Highfield geben wird. Wo, ist allerdings noch fraglich. Doch für alle Verzweifelten und Wehmütigen haben die toten Hosen mit ihrem letzten Song die passende Hymne geliefert: „Walk on, walk on with hope in your heart and you’ll never walk alone!“.

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