Man sagt, es ist Tradition, dass es am Taubertal Festival in Rothenburg ob der Tauber mindestens einmal richtig regnet bzw. gewittert. Doch dieses Wochenende beschränkten sich die Regenfälle nicht nur auf einen kurzen Schauer vergleichbar mit vergangenen Jahren. Dieses Jahr sollte sich das Taubertal in die Reihe, der zahlreichen verregneten und schlammigen Festivals, man erinnere sich zum Beispiel zurück an das Southside Festival im Juni, einreihen.
„Typisch Taubertal.“, sagen da die eingefleischten Fans, die bereits die große Schlammschacht 2007 erleben durften. Damals stand das Festival kurz vor einem Abbruch. Doch ganz so schlimm wie damals sollte es in diesem Jubiläumsjahr, das Festival feierte seinen 15. Geburtstag, nicht werden, auch wenn der Donnerstag schlimmstes vermuten ließ.
Ich kam am späten Nachmittag in Rothenburg an. Konnte mir bequem meine Akkreditierung im KARO Büro in der Innenstadt abholen und fand schnell einen Parkplatz. Von einem Stau bemerkte ich nicht viel. Klar, waren verhältnismäßig viele Autos in der Innenstadt bzw. auf der Straße in Richtung Festival, aber im großen und ganzen hielt es sich in Grenzen. Nur wenige Minuten nachdem ich allerdings das Auto sicher abgestellt hatte, begann sich ein Stau aufzubauen, der bis in die späten Abendstunden bleiben sollte. Grund hierfür? Alle Autos mussten bereits auf den oberen Campingplatz, Berg, geschleppt werden, da ein befahren unmöglich schien. So hieß es für den ein oder anderen Festivalisten einen Stau zu überwinden, der sich gut und gern mehrere Stunden ziehen sollte. Der Taubertal Blog hat hier ein Video hochgeladen zur Verdeutlichung der Situation:
Als ich mich am Abend auf dem Weg in den Steinbruch, die After Show bzw. Warm Up Show Location, machte, lief ich immernoch an einer langen Schlange Autos vorbei, die darauf warteten auf dem Campingplatz zu kommen. Bitter vor allem für diejenigen Besucher, die sich auf die Auftritte von TSSHO, Emil Bulls oder Turbostaat gefreut hatten.
Ich kam an als Emil Bulls bereits spielten. Die Münchner lieferten eine solide Show, die manchmal daran zweifeln lies, dass da doch noch eine unbekanntere Band auf der Bühne steht.
Der Steinbruch zeigte sich gut gefühlt als Turbostaat die Bühne betreten. Für Ersthörer und Nichtfans sind Turbostaat in meinen Augen äußerst schwere Kost. Ich aber, als bekennender Fan, war begeistert, auch wenn den Jungs, der ein oder andere spieltechnische Fehler unterlief.
Außerdem blieb es zum Erstaunen der meisten Besucher am Abend und auch die gesamte Nacht hindurch trocken.
Trotzdem ging ich am nächsten Tag mit gemischten Gefühlen in Richtung Bühnenareal. Von vergangenen Jahren weiß ich, dass der Platz vor der Bühne nicht, wie auf anderen Festivals teilweise vorhanden, mit Platten ausgelegt wird. Außerdem hatte es in den vergangenen Tagen erheblich stark geregnet, was nicht für einen festen Untergrund sprechen sollte.
Vor Ort wurde ich dann allerdings positiv überrascht. Die Veranstalter hatten alles getan, was in ihrer Macht stand, um den Boden für die Festivalbesucher begehbar zu machen: Rindenmulch wurde in großen Mengen verteilt und sorgte für einen festen Untergrund, nachdem ein Großteil der Wassermassen mit Hilfe von Pumpen entfernt worden war. Viel Zeit blieb aber nicht, um die Maßnahmen zu betrachten, denn bereits die erste Band des Tages, nämlich Donots, zogen die Massen zur Bühne.
Die selbsternannten Rekordhalter des Taubertalfestivals, 8 Auftritte soll es bereits gegeben haben laut Ingo Donot, legten sich mächtig ins Zeug. Das Set basierte eher auf alten Klassikern als neuen Songs. Zum Abschied hisste Sänger Ingo eine Flagge als Geschenk zum 15. jährigen Bestehen des Festivals. Außerdem machten die Donots ihr Versprechen war und stachen das erste Fass des Festivals an. Freibier im Bühnengraben. Die Donots wissen eben zu begeistern, da machte auch der Regen während des Auftrittes nicht viel aus.
Es folgten Firska Viljor, eine Newcomer Band aus Schweden. Sympathischer Auftritt, dennoch blieb nicht viel von ihnen in meinen Gedächtnis hängen. Entsprechen aber auch nicht voll und ganz meinen Geschmack.
Danach spielten wohl die Newcomer des letzten Jahres zum Tanz auf. Die ungewöhnlichen LaBrassBanda mischen Rap, Ska, Rock mit Blasinstrumenten und „singen“ zu dem in extrem bayerischen Dialekt. Absolut sehenswert und tanzbar, entschieden auch die Massen und drängten sich erneut vor die Bühne.
Danach sollte eigentlich Bela B, Drummer der Ärzte mit einem Soloauftritt folgen, dieser verschob sich allerdings nach hinten und so enterten Ska-P die Bühne. Absolut begeistert von der Bühnenpräsenz der Spanier, muss ich allerdings zugeben, dass der Auftritt in meinen Augen ein wenig zu politisch war. Ich mag es einfach nicht, wenn die Band ihre politischen, gesellschaftlichen, ethischen Vorlieben lautstark auf der Bühne propagiert. Trotzdem sah man der Band, dass sie Spaß am gesamten Auftritt hatte, und das ist nun mal die Hauptsache!
Es folgte nun der verspätete Bela B mit seiner Band „los Helmstedt“. Leider muss ich hier zugeben, dass sein Auftritt für mich zu einem der schwächsten am gesamten Wochenende gehörte. Zwar zeigte sich Bela B gewohnt routiniert und bemüht, aber der Funke zum Publikum wollte einfach nicht richtig überspringen. Schade. Ich hatte mir definitiv mehr erwartet.
Den Headlinerposten des heutigen Tages nahmen Fettes Brot ein. Die 3 Hamburger kamen, wie schon von anderen Festivalbesuchen gewohnt, nicht allein, sondern brachten eine große Band inkl. Bläser mit. Die Brote begeisterten mit einen starken Einstieg mit Songs wie „Bettina“ oder „Erdbeben“. Leider zeigte der Mittelteil einige Längen für nicht eingefleischte Fans. Am Ende hingegen wurden mit „Schwule Mädchen“ und „Nordisch by Nature“ auch die Fans, der alten Klassiker, besänftigt. Ein insgesamt runder Auftritt.
Am Samstag zeigte sich zum ersten Mal die Sonne und zwar mit ihrer vollen Kraft. Der Regen der vergangenen Tage schien fast vergessen und beim morgendliche Rundgang durch Rothenburg traf man viele Festivalbesucher, die das gute Wetter für ein wenig Sightseeing zu nutzen schienen.
Die erste Band auf meinen Plan des heutigen Tages waren Bad Religion. Faszinierend, dass diese Band auch noch nach 30 Jahren so viel Spielfreude an den Tag legt.
Als nächstes wechselte ich zum wohl einzigen Mal an diesem Wochenende an die Nebenbühne um mir die österreichischen 3 Feet Smaller anzusehen. Die Jungs entwickelten sich in den 45 Minuten Spielzeit zum Geheimtipp. Das Publikum zeigte sich willig jeglichen Befehl von Seiten der Band durchzuführen und hatte sichtlich Spaß. Zur Belohnung gab es zum Schluss ein Cover von Oasis Wonderwall zu dem sich die Menge vor der Bühne hinsetzte.
Danach wechselte ich zügig wieder zur Hauptbühne, wo mich Skin, Sängerin von Skunk Anansie, sofort in ihren Bann zog. Ich habe selten eine Person gesehen, die so sehr von Innen heraus strahlt. Absolut begeisternd!
Doch auch der darauffolgende Headliner des Abends, Jan Delay mit seiner Band Disco No. 1, wusste wie man die Menge beschäftigt. Von Tanzschritten, Covers, alten Klassikern und neuen Hits war alles geboten. Besonderer Gänsehautmoment meinerseits war das Cover von „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ als letzten Song im Set. Jan Delay konnte definitiv den Headlinerposten übernehmen, auch wenn es im Vorfeld von vielen Seiten angezweifelt worden war.
Der Sonntag begann mit starken Regenfällen über Rothenburg. Doch wie schon so oft sollten sich die Wetterdienste irren. Der Regen, der eigentlich den ganzen Tag anhalten sollte, hörte pünktlich zum Bühnenbetrieb auf und die Sonne ließ sich blicken.
Leider konnte gegen den Schlamm nichts mehr unternommen worden. Mittlerweile war der hintere Teil der Hauptbühne ohne Gummistiefel nicht mehr begehbar. Schade, aber absolut verkraftbar.
Nach einem kurzen Abstecher bei Lagwagon, beschloss ich mir die Siegerehrung des Emergenza Wettbewerbs anzusehen. Emergenza ist ein weltweiter Newcomer Wettbewerb der sein Finale am Taubertalfestival austrägt. Dort dürfen alle Bands aus verschiedensten Ländern am Nachmittag auf der Nebenbühne spielen. Als Preise winken neben Sachpreisen, auch ein Plattenvertrag und eine Tour, die von den Machern der Emergenza unterstützt und geplant wird.
Als Gewinner sollten dieses Jahr die japanische Band hervorgehen. Diese durften anschließend auf der Hauptbühne einen kurzen Auftritt absolvieren. Die dritt- und zweitplatzierten spielten anschließend auf der Nebenbühne.
Nach dem kurzen Emergenza Zwischenspiel genehmigte ich mir die unbekannten Colon ebenfalls auf der Nebenbühne. Eine durchaus positive Überraschung.
Ein letztes Mal begab ich mich danach in Richtung Hauptbühne um wohl den Flop des diesjährigen Taubertals zu erleben: The Hives. Wobei ich hier betonen muss, dass mir die Hives einfach nicht liegen und ich ihnen rein gar nichts abgewinnen kann. Dennoch schien die Masse entertaint.
Den krönenden Abschluss lieferten The Prodigy. Da war auch die etwas längere Umbaupause schnell vergessen. Ein faszinierender Auftritt besonders dank perfekt inszenierter Lichtshow.
Und was gibt es nun abschließend zu sagen?
Das Taubertal 2010 ist Vergangenheit. Es war wieder einmal ein wunderschönes Festival in besonderer Atmosphäre mit liebevoller Organisation.
Zwar entsprach das Line Up dieses Jahr nicht ganz meinen Wunschvorstellungen, aber dennoch hatte ich Spaß und entdeckte die ein oder andere Band für mich.
Glückwunsch zu 15 Jahren Taubertal Festival. Auf die nächsten 15 Jahre!
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