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Rock im Park / Rock am Ring : Sicherheitsvorschriften werden im Lichte Manchesters verschärft – Getränke mitbringen ist jetzt tabu

29. Mai 2017

Es stand zu befürchten: Der menschenverachtende Anschlag auf ein Konzert in Manchester bleibt nicht folgenlos für die Festivalszene. Rock am Ring und Rock im Park ziehen als erstes die Daumenschrauben an und überarbeiten ihre Hausregeln. Nur das Allernötigste soll noch mit aufs Bühnenareal gebracht werden: Handy, Schlüssel, Geldbeutel, Bauchtasche und/oder Gürtelbeutel sind erlaubt. Getränke gehören nicht mehr dazu. Grössere Taschen und Turnbeutel auch nicht. Der Status von Sonnencreme und (flüssigen) Medikamenten ist ungeklärt. Noch heute soll es seitens Rock im Park eine weitere Veröffentlichung geben, die solch offene Detailfragen klärt.

[UPDATE 2, 30.05.: Mittlerweile hat sich auch Rock im Park nochmal klärend zu Wort gemeldet. Für minimalbestückte Festivalisten wird es eine Fast Lane geben.
Prinzipiell darf man mehr Utensilien mitnehmen als bislang kommuniziert. Und zwar:

ERLAUBT

> Handys
> Portemonnaies
> Schlüsselbund
> Sonnencreme
> Feuerzeug
> faltbare Wasserflaschen aus Kunststoff
> Medikamente (Asthmaspray, Tabletten, etc.)
> Powerbank
> Kontaktlinsenflüssigkeit
> Desinfektionsflüssigkeit
> Zigaretten / E-Zigaretten
> Insulinspritze (KEINE normalen Spritzen, nur zur intramuskulären Applikation = sehr kurze Nadel): erlaubt ist maximal 1 Spritze
> Insulinfläschchen

]

[Update 30.05.: Rock am Ring bessert nach. Dort dürfen nun faltbare Trinkflaschen mit einer Kapazität von bis zu 0,5 Liter leer mit auf das Gelände genommmen werden. Wahrscheinlich gilt das auch für Rock im Park. Eine Bestätigung steht aber noch aus.]

https://www.facebook.com/rockamring/photos/a.10151650356829880.1073741825.136034339879/10155477931754880/?type=3&theater

]

Potentieller Feind: die Sonne

Der Park ist es auch, der den Festivalisten in Sachen Hydrierung entgegenkommt. Auf dem Bühnengelände sollen Tetrapacks mit 0,5 Liter Wasser für 1 Euro angeboten werden. Einmal leer kann man diese an einer der 8 Wasserstellen auffüllen und so zumindest eine kleine Menge eingeschlossene Flüssigkeit mit sich führen.
Anders bei Rock am Ring. Dort ist bislang nur vorgesehen, Wasser an 5 Ausgabestellen mittels kleiner Plastikbecher ans Festivalvolk auszugeben. Wer innerhalb der Wellenbrecher steht, dem bleibt nur der Gang zu den Getränkeständen.

Neben dem unterschwellig kursierenden Vorwurf der Abzocke muss auch die Frage erlaubt sein: Was passiert bei möglichen Temperaturen von 30+ Grad bei Rock am Ring? Wer seinen Platz im Wellenbrecher nicht aufgeben oder dort kein Geld am Getränkestand lassen möchte, den setzt man mit der Neuregelung der Dehydrierung aus.

Fairerweise sei an dieser Stelle angemerkt: Im skandinavischen Raum ist das Mitbringen von Getränken aufs Infield schon länger verboten. Wie man dort mit dem Thema Dehydrierung umgeht, ist dem Autor nicht bekannt.

>> Übersicht Wasserstellen Rock im Park bzw. Rock am Ring

Freiheit vs Sicherheit

Über allem schwebt das Thema “Sicherheit”. Nur muss die Frage erlaubt sein: Bringen weitere Einschränkungen für die Besucher wirklich mehr Sicherheit oder handelt es sich um Aktionismus aus dem Gefühl heraus, irgendetwas tun zu müssen?

Weder Camping noch Bühnenareal sind 100%ig sicher geschlossen. Wer wirklich will, bringt Jahr für Jahr auf den Platz, was er möchte. Sei es durch Löcher im Zaun oder wegen mangelnder Aufmerksamkeit der auf Mindestlohn agierenden Securities.
Zudem wird maximal der potentielle Anschlagsraum verkleinert. Was schützt beim neuen Ansatz gegen eine Bombe in der Schlange vor dem Einlass zu den Bühnen?

Ausserdem droht der Sicherheitsanspruch spätestens dann ins Leere zu laufen, wenn er bei enormer Hitze der Gesundheit der Besucher schaden sollte.

Das grössere Ganze

Der Terror richtet sich generell gegen unsere westliche Lebensweise. Aus Angst vor ihm schränken wir uns immer weiter ein und fahren genau diese Lebensart immer weiter zurück. Wo hört das auf?
Erreichen Terroristen ihr Ziel nicht letztlich gerade wegen unserer Reaktion darauf? Müssten wir als Gesellschaft nicht gelassener mit dem Terror umgehen, um ihm die Luft aus den Segeln zu nehmen?

 

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Thomas Peter

ein diplomierter Biologe mit starkem Hang zu Fotokamera und der besonderen Festivalatmosphäre.