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Rock im Park / Rock am Ring vor Einführung von RFID-Technik – Festivals fast ausverkauft

Thomas Peter

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

90% ausverkauft

Faktische News am Anfang: Rock am Ring und Rock im Park wollen 90% ihrer Kartenkapazität unters Volk gebracht haben. Die Festivals mit 87500 (RAR) und 75000 (RIP) Besuchermaximum stehen zweieinhalb Monate vor der möglichen Rücckehr vor dem Ausverkauf. Soweit so gut – generell verwundert mich angesichts steigender Infektionszahlen und täglichen Totesfällen jenseits von 250 der Optimismus vieler Veranstalter. Gerade von solchen, die Grossfestivals rebooten wollen.

Ich für meinen Teil schwanke zwischen der Hoffnung akkreditiert zu werden und vor einer zumindest kurzzeitigen Panik, wenn es wirklich passiert. Eine unglaubliche Lust mal wieder Festivalatmo zu schnuppern und alte Bekannte wiederzusehen paart sich mit grossem Respekt vor dem Coronavirus und grossen Menschenmengen.

Von konkreten Massnahmen zur Unterdrückung eines Corona-Hotspots hat bisher keiner der Veranstalter etwas konkretes verlauten lassen. Was ist mit Masken, was mit Abständen, was mit potentiellen Tests vorher oder während der Festivals? Das alles lässt mich eher fragend dastehen.. auch wenige Monate vor dem potentiellen Saisonauftakt.
Vielleicht gibts ja bald konkreteres jetzt, nachdem die Bundesregierung heute den Auslauf aller weitergehenden Massnahmen zum 19. März beschlossen hat und den reduzierten Werkzeugkasten nun den Bundesländern in die Hand drückt.

Just a little bit of History Repeating

In Sachen Technik wiederholt sich die Geschichte – immer und imer wieder. Rock am Ring und Rock im Park führen angesichts der Pandemie das “Zunkunftskonzept” RFID-Armband ein. Vordergründig Argumente Pro RFID-Chip am Arm: Besucher sollen damit kontaktloser und schneller Zahlung an den Ständen vornehmen können. Im Hintergrund jedoch stehen handfeste Vorteile für die Verkäufer und den Veranstalter.

Hier nur ein paar Stichpunkte aus dem Artikel von 2015 anlässlich des Versuchs, die Technik für alle bei Hurricane und Southside zu etablieren. Ein Versuch übrigens, der nach Feldversuch im Norden im Folgejahr bei allen deutschen FKP Scorpio-Festivals direkt wieder abgebrochen wurde.

Pro

Aufladung vor dem Festival

Weniger oder kein Bargeld am Festival

Schnellere Abgertigung an den Ständen

Contra

Unbewusst höhere Ausgaben von 30-40%

Usertracking auf dem Festival möglich

Gläserner Benutzer fürs Marketing

Blick in die Vergangenheit

Zugegeben: Seitdem ich das letzte mal mit RFID-Technik in berührung gekommen bin, sind ein paar Jahre vergangen. Es war 2018 bei Rock im Park. Soweit ich mich erinnere, experimentierte man damals mit RFID-Arbändern und gab sie an Pressevertreter und an VIPs aus. Test in kleinerem Rahmen also.
Damals war es alternativ aber auch möglich, den Chip nicht zu nutzen, was ich vorzog. Die Technik hat sich bisher in den seltensten Fällen als stabil und funktionierend bewiesen.

2012 schon wollte FKP Scorpio seine Festivals auf bargeldlose Bezahlung umstellen. Der Versuch scheiterte. Die Bändchen wurden an die Kartenhalter verschickt und dann – nicht genutzt.

2015 startete man mit enuem Partner einen weiteren Versuch, zunächst begrenzt auf das Hurricane. Doch der Test verlief alles andere als glatt. Lange Wartezeiten bei der Bändchenausgabe donnerstags wegen schlechter Funkverbindungen verärgerte die Besucher. Auch im Laufe des Wochenendes gab FKP Scorpio an mit “Kinderkrankheiten” gekämpfen gehabt zu haben. Kurzum Die Technik wurde in den Folgejahren eingestampft.

Live miterleben durfte ich eine derbe Technikpleite beim Gurten Festival 2013. Damals wurde sowohl der Einlass als auch die Zahlungen über das System abgewickelt. Was bei einer Beschränkung auf eine kleinere Gruppe im Vorjahr noch tadellos funktioniert hatte, überlastete die Technik mit 20000 Tagesbesuchern komplett. Einlass erfolgte teils gar nicht, teils nach Vorzeigen des RFID-Arbands. Die Kassen, die alle auf Cashless geiecht waren, mussten versuchen potentiellen Kunden Kleingeld abzuringen, denn das System funktionierte einfach nicht. Am zweiten tag wurde komplett zurück auf Bargeldzahlung umgestellt.

Ab in die Zukunft

Jetzt also tritt der neue Veranstalter DreamHaus an, alles besser zu machen. Mit Blick auf die Pandemie scheint es durchaus ratsam, Kontakte mit wem auch immer maximal zu reduzieren bzw kurz zu halten. Aber mal ehrlich: Wie soll das generell auf einem Festival mit maximal 87500 bzw 75000 Besuchern möglich sein? Also selbst wenn an den Ständen die Kontaktzeiten reduziert werden, an den Bühnen, Eingängen und bei der Anreise stehen die Leute dicht an dicht bis zu mehreren Stunden beieinander.

Ich bin gespannt und werde weiterhin versuchen soweit als möglich unter dem Radar zu laufen. Sprich zumindest mit Bargeld zu zahlen und zu hoffen, dass das Tracking nicht genutzt wird. Wobei es speziell bei meiner Person als potentiell akkreditierter Fotograf sowieso wenig Nutzen für Sicherheits- und Marketingabteilung hätte, mich zu analysieren.

Die Basics

Nicht ganz unwichtig: Rock am Ring und Rock im Park sind vom 3. bis 5. Juni am Nürburgring bzw. ums Stadion in Nürnberg geplant. Als Headliner sind Green Day, Muse und Volbeat eingeplant.

Meine Favoriten im Lineup sind neben Muse und Green Day Airbourne,Beatsteaks, Billy Talent, Bush, Royal Republic, The Pretty Reckless, Broilers, Danko Jones, Donots, The Offspring, Weezer, Casper, Deftones und das Comeback der Sportfreunde Stiller.

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