Nach der langen Winterpause eröffnet das Groezrock in Belgien die neue Outdoor-Festival-Saison. Und es legt gar nicht mal so schlecht vor: Was dem Besucher hier geboten wird, müssen andere Festivals erst mal nachmachen.
von Carina Bittner
Bereits bei der Ankunft zeichneten sich die ersten organisatorischen Verbesserungen im Vergleich zum Vorjahr ab. Die Frauen mussten glücklicherweise diesmal nicht stundenlang in einer Schlange anstehen, um ihr Gepäck durchsuchen zu lassen. Die kurzen Wege zu den annehmbaren Sanitäranlagen glichen die Nachteile durch die dicht an dicht aufgebauten Zelte einigermaßen aus. Auf dem Festival-Gelände gab es anders als sonst nur eine Sorte von Essensmarken, die sowohl für Essen als auch die Getränke gültig waren. Zwar sind die Getränkepreise dadurch um ein paar Cent gestiegen, doch aus Bequemlichkeit nimmt man das ja in Kauf. Wer sparen wollte, konnte auch schnell ein paar Plastikflaschen und -becher aufsammeln und am Coca-Cola-Stand für Essensmarken eintauschen.
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Wer am Samstagmittag schon wach und bei den Bühnenzelten war, konnte als eine der ersten Bands des Festivals Far From Finished genießen. Der Streetpunk aus Boston macht Band und Zuschauern sichtlich Spaß.
Überraschend hervorragend stellte sich der Auftritt von Streetlight Manifesto heraus. Der sympathische Ska-Sound bringt das mittlerweile zeltfüllende Publikum in Bewegung. Die 7-Mann-Truppe aus New Jersey weiß die riesige Bühne zu nutzen und die Zuschauer zu begeistern.
Mindestens genau so energiegeladen ging der großartige Frank Turner mit seinen Sleeping Souls ans Werk. Die fleißig tourende Combo hat sich in den letzten Jahren eine solide Basis aufgebaut und nicht wenige der Fans waren auch auf dem Groezrock vertreten. Seinem Wunsch I Want To Dance ging er nach und das Publikum folgte ihm auf dem Fuß. Eine schöne, entspannte, großartige Show!
Hohe Erwartungen hatte man an Pennywise – und wurde nicht im Geringsten enttäuscht. Mit abwechslungsreichem, massen- und mitgröltauglichem Punk hatten sie das Publikum fest im Griff. Junge Mädchen und gestandene Punks tanzten durcheinander, alteingesessene Rocker und Nerds lagen sich in den Armen. In einem Satz öfter das F-Wort unterzubringen als Herr Lindberg bei der Ansage zu Fuck Authority, muss man erst mal schaffen. Und auch der letzte Mensch, der nicht wusste, was Pennywise ist, kannte zumindest die eingängige Melodie von Bro Hymn, die am Freitagabend und Samstag auf dem gesamten Gelände allgegenwärtig war.
Weitere Highlights des Tages waren Joey Cape’s Bad Loud, Samiam, Kristopher Roe (Herr Roe, wir befanden uns am Wochenende in Belgien, nicht in Deutschland!), Kid Dynamite, Rocket From The Crypt und Dave Hause. Der Headliner des Abends kündigte sich bei Scorpios im Acoustic-Zelt an: Tim McIlrath sang mit der multigenrefähigen Band das No Use For A Name Cover For Fiona.
Wer im zähen Winter sein Training vernachlässigt hat, konnte beim Headliner am Samstag einiges nachholen, denn Rise Against heizten trotz erbärmlicher Kälte ordentlich ein. Wer sich mit mehreren Pullis bekleidet in den Pit geflüchtet hatte, wurde beim ersten Lied Collapse schön warmgepogt. Statt der Drones-Bitte “If you see me, please just walk on by” nachzukommen, absolvierten die 40.000 Besucher lieber ein 90-Minuten-Workout zu The Good Left Undone, Prayer Of The Refugee und Satellite. Exzessives Mitsingen und Mittanzen bei The Dirt Whispered waren ebenso Pflicht wie die teilweise missglückten Hinsetzen-und-Aufspringen-Versuche bei Ready To Fall.
Der Verschnaufpause zwischendurch wurde mit Dave Hause als Gast auf der Bühne bei Swing Life Away die Krone aufgesetzt. Der Endspurt wurde von Make It Stop mit Thursday-Sänger Geoff Rickly angeführt. Nach Give It All schloss die Band aus Chicago den ersten, überragenden Tag schließlich gebührend mit Savior ab.
Teil 2 des Rückblicks erscheint im Laufe des morgigen Tages.