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Rückblick: So war das Abifestival 2011

Thomas Peter

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Wieder einmal erreichte uns ein begeisterter Festivalbericht von einem unserer Leser. Während unsere Offiziellen sich in Sulingen beim Reload mühten, hatte Sebastian Lohmanns im Luftlinie circa 115km entfernten Lingen seinen Spass. Uns hat er seine ganz persönliche Sicht der Dinge vom Abifestival 2011 in Worte gepackt.

 

Das Abifestival in Lingen stand zum ersten mal auf meinem Reiseplan in diesem Sommer und ich kann jetzt schon einmal sagen: Es wird wohl die nächsten Jahre so schnell nicht mehr daraus gestrichen. Veranstaltet mit einem Konzept, das es so nicht oft gibt, aber voll und ganz überzeugen konnte. Das Wetter konnte man sogar fast als perfektes Festivalwetter beschreiben. Bis auf den Regen bei der Ankunft. Aber immer schön der Reihe nach.

Nach der Schule direkt losgefahren, zogen sich die 200km Autofahrt durch Staus in die Länge und somit kamen wir erst gegen 17Uhr am Zielort an. Dort stellte sich ein Problem heraus: Die Parkplätze liegen einige Kilometer weiter im Ort und ein befahren des Campingplatzes mit Auto war nur bis 16Uhr möglich. Zwar wurde extra ein Shuttle Bus vom Parkplatz eingesetzt, aber den Kram von 6 Leuten aus 2 Autos mit dem Bus zu transportieren, stellten wir uns äußerst unangenehm vor. Mit ein bisschen Chaos und Geduld der Ordner war es aber möglich, die Utensilien vor dem Campingplatz rauszulassen und dann gemütlich das Auto wegzubringen.

Wieder am Campingplatz fällt direkt das völlig fremde Konzept auf: Vor der Bühne trinken Besucher ihr eigenes Dosenbier, während sie gemütlich im Campingstuhl sitzen. Gelesen hatte ich davon, aber so richtig vorstellen konnte ich es mir nicht. Dennoch bestand die Trennung zwischen Campingplatz und Festivalgelände nur aus den Verkaufsständen und es fanden keinerlei Taschenkontrollen statt. Absoluter Plus-Punkt für dieses Festival.

Schon Morgens angereiste Freunde hatten einen guten Platz ergattert. Zwischen unseren Zelten und der Bühne lagen gerade einmal 150 Meter, womit gute Musik das ganze Wochenende vorprogrammiert war.

Mikrokosmos23 war die erste Band, die mich vor die Bühne lockte. Die vier jungen Dresdner wussten sofort mit ihrem „Emopunk“ zu überzeugen und gaben die ganzen 45 Minuten Vollgas. Was die Band mit dem eher gewöhnungsbedürftigen Namen für einen Auftritt lieferte überzeugte nicht nur mich.

Den kurzen Wegen ist es geschuldet, dass ich kurz zum Zelt ging aber auch pünktlich wieder zu Kraftklub anwesend war und dennoch nichts verpasste. Denn das hätte ich mit Sicherheit bereut. Es war unmöglich nur teilnahmslos stehen zu bleiben. Kraftklub zwingt zum tanzen und guter Laune!

Um später fit zu sein, verzichtete ich auf Bakkushan und hörte sie mir nur nebenbei vom Zelt aus an. Es lohnte sich, denn bei Casper wurde jegliches Klischee eines Hip Hop Konzertes über den Haufen geworfen. Angereist mit kompletter Band fasste der „Emo-Rapper“ das gesamte Publikum in seinen Bann. Ein mit Energie und Emotionen geladener Auftritt brachte Balladen wie „Unzerbrechlich“ oder alten Hits wie „Mittelfinger Hoch!“ mit sich. „Alaska“ und „ Der Druck steigt“ steigern die Vorfreude auf das am Freitag erscheinende Album „XOXO“. Ganz großes Kino, auch für die, die sonst nicht auf Hip Hop stehen.

Mit Bands ging es für mich erst am nächsten Tag weiter. Bravour, die ein wenig an Fettes Brot erinnert, waren perfekt um sich ein wenig auf die Wiese zu legen und für einen flüchtigen Moment die selten gesehene Sonne zu genießen.

Ein paar Runden Flunkyball später ging es dann zu einer Band, die mir zwar ähnlich wie Mikrokosmos23 von Namen her geläufig war, aber mit der ich mich nie wirklich auseinander gesetzt habe: Esacapado. Auch die tendieren in Richtung „Emopunk“ wie Mikrokosmos23 zuvor, gehen dabei aber wesentlich härter zur Sache. Die Band wusste wie sie sich zu verkaufen haben – nämlich gar nicht. Die Emotionen und die Kraft die hinaus gebrüllt wurde reichte aus, um mich als neuen Fan zu gewinnen.

Auch die nächste Band darf sich an einem neuen Sympathisanten erfreuen. Herrenmagazin enterten mit ähnlicher Überzeugungskraft das sich immer weiter füllende Bühnenareal. Guter Auftritt, super Musik. Prädikat: Empfehlenswert!

Mit der nächsten Band kam eins meiner Highlights und der eigentlich Headliner des Abends: K.I.Z. Auf Rockfestivals, ähnlich wie Casper, selten gesehene Gäste. Aber auf dieses Festival passten sie wie die Faust aufs Auge.
Auch wenn die von K.I.Z. verwöhnten Zuschauern eine bessere, kraftvollere und intensivere Bühnenshow gewöhnt sind, kamen K.I.Z. doch sehr nah an ihren sonstigen Standard heran und überzeugten das Publikum trotz kleiner Fehler. Die hat man zwar bemerkt, gingen jedoch in der Atmosphäre unter. Man kann also dennoch von einem rundum gelungenen Konzert sprechen. Leider war es vorne derart unerträglich voll, dass ich sie mir von weiter hinten ansah.

Als für mich letzte Band gab es dann Beat!Beat!Beat! auf die Ohren. Die vier Jungs aus meiner Heimatstadt Viersen machten deutlich, warum sie zur Zeit erfolgreich sind. Publikumsnah und tanzbar zeigten sie sich von ihrer besten Seite und bereiteten einfach Freude. Perfekter Abschluss des Festivals!

Summa Summarum: Ein rundum gelungenes Wochenende was ich sicherlich nicht so schnell vergessen werde. Ein super Konzept mit Vorbildfunktion. Alles perfekt organisiert, ausgelassene Stimmung bei den Besuchern und bei den Bands. Ein Klasse Programm , das für jeden etwas bereithielt. Der Kauf eines Supporterbändchens sollte bei diesem Festival selbstverständlich sein.

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