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Rückblick: So war’s beim Highfield 2015

Highfield 2015 Feuerwerk, Foto: Thomas Peter
Lisa Koschate

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

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Kinder wie die Zeit vergeht. Schon fast ein Monat liegt das Highfield 2015 hinter uns. Höchste Zeit für ein paar Impressionen dieser Ausgabe, die trotz anderslautender Vorhersagen im Vorfeld weitgehend mit trockenen, sommerlichen Bedingungen aufwarten konnte. Lisa und Sven waren unsere Augen und Ohren beim diesjährigen Highfield. Thomas steuert ein paar Fotos bei.

von Lisa Koschate und Sven Morgenstern

Highfield, das bedeutet für uns auch immer ein Stück weit Heimspiel. Als Neu-Leipziger ist das Highfield Festival nur einen Katzensprung entfernt und damit eine entspannende Abwechslung zu den weiten Anreisen zu Festivals wie dem Hurricane, Open Flair oder Ackerfestival. Wäre da nicht der Umstand, dass Lisa beruflich momentan in der Mainmetropole Frankfurt gebunden ist (dazu später mehr).

Wo im letzten Jahr aber noch internationale Größen wie Queens Of The Stone Age oder Blink-182 zu sehen waren, musste man sich in diesem Jahr weitgehend mit Festivalstandardkost zufriedengeben. Das allerdings schien dem feierwütigen Publikum am Störmthaler See kein Haar in der Suppe zu sein, denn auch in diesem Jahr konnte pünktlich zu Festivalbeginn der Ausverkauf vermeldet werden.
Kaum ein Wunder, denn das Lineup bot nichtsdestotrotz das Versprechen, feucht-fröhliches und unterhaltsames Wochenende verbringen zu können.

Und natürlich Bands im unteren Mittelfeld, die gerade in politisch schwierigen Zeiten etwas zu sagen haben. Wie zum Beispiel Adam Angst, die am Freitag Nachmittag das Festival eröffnen dürfen. Straighter Punkrock, der vom Ohr direkt ins Tanzbein dringt – Festivalherz, was willst du mehr?

Dann gibt es die FKP-Hausbands, die dennoch über jeden Zweifel erhaben sind. Augustines, die am Freitagabend die Green Stage bespielen, sind so ein Kandidat. Mit ihrem emotionalen Indie-Rock konnten die drei New Yorker sicher auch am Störmthaler See einige Fans gewinnen.

Und dann gibt es noch die Bands, die in jedem Jahr gefühlt alle Festivals spielen, die es in Deutschland gibt. Madsen zum Beispiel. Umso erstaunlicher ist es, dass Madsen dennoch immer wieder allerbeste kurzweilige Publikumsbespaßung bieten. Was nicht zuletzt auch am durchaus gelungenen Album “Kompass” gelegen haben dürfte.

Aus der gleichen Schublade treten direkt im Anschluss The Kooks auf. Im Gegensatz zu Madsen schaffen diese es aber, gähnende Langeweile zu verbreiten, sodass die Kommunikation mit den Daheimgebliebenen Früchte trägt. Denn in diesem Moment wird die – im wahrsten Sinne des Wortes – Schnapsidee geboren, Lisa kurzerhand am Samstag auf das Highfield zu holen.

Im Anschluss tritt noch Marteria auf die Bühne und präsentiert sich als absolut headlinerwürdiger Künstler – allen Unkenrufen zum Trotz. Einzig den Marsimoto-Part hätte man sich sparen können. Aber das ist wohl Geschmackssache.

Der Samstag beginnt wie so ziemlich jeder Highfield-Samstag der letzten Jahre. See. Kater. Sonne. Und während ich mir händeringend fadenscheinige Ausreden aus den Fingern sauge, warum mir die Abstinenz plötzlich lieber ist als das gesegnete Konterbier, macht sich Lisa in Frankfurt auf den Weg in Richtung Leipzig.

Für mich gibt es am “Vormittag” noch schnell Rob Lynch, der auf der großen Bühne nur mäßig zu überzeugen weiß, bevor ich mich auf den Weg in Richtung Leipziger Hauptbahnhof mache um Lisa abzuholen.

 

In den nächsten Zeilen schildert Lisa ihren Kurzbesuch beim Highfield.

Als ich gegen 13:20 Uhr den ICE in Richtung Leipzig besteige, herrscht in Frankfurt bestes Festivalwetter. Etwa 25°C und strahlender Sonnenschein nähren die Hoffnung auf einen fantastischen Kurztrip. Vier Stunden später erhalten diese Hoffnungen jedoch einen kleinen Dämpfer als Sven mich im schwül-heißen Leipzig abholt. Wirklich angenehmes Festivalwetter ist das jedenfalls nicht.

Am Gelände angekommen, höre ich noch den letzten Song der australischen Hip-Hop Band Hilltop Hoods. Das klingt ganz nett, ist aber zu wenig um mir ein abschließendes Urteil zu bilden.

Anschließend gilt es erst einmal, den reichhaltigen Food-Court zu begutachten. Von Pizza und Pasta über Flammkuchen und Burger reicht das Angebot bis hin zum klassischen Handbrot. Klar, die hochwertigen Streetfood-Stände kosten meist 1-2 Euro mehr als die klassische Festivalnahrung von Pizza Mario und Co. Doch ich persönlich bezahle lieber einen Euro mehr für wirklich unfassbar leckere Pommes am Stiel als einen Euro weniger für bestenfalls mittelmäßigen Döner oder in Glutamat getränkten asisatischen Nudeln. Auch Vegetarier und Veganer profitieren von der neuen kulinarischen Ausrichtung enorm. Viele Stände bieten eine vegetarische oder vegane Variante ihrer Speisen an, einige Stände werben gar mit dem kompletten Verzicht auf Fleisch oder tierische Produkte.

Musikalisch beginnt mein Kurztrip am Samstag mit den 257ers. Mit ihren nicht ganz jugendfreien Texten zielt das Trio natürlich auf ein reines Partypublikum, das sich wie auf Kommando auch pünktlich aus seinen Campingstühlen erhebt und vor der Blue Stage versammelt um fröhlich Texte mitzugröhlen, die sich ausschließlich zwischen Sex, Drogen und Alkohol bewegen.

Anschließend tritt Prinz Pi auf die Bühne, der mehr oder weniger die gleiche Show bietet wie im letzten Jahr auf dem Splash! Festival. Kurzum: es gibt sicher spannendere Acts, wenngleich die Show keinesfalls langweilt.

Danach stehen mit The Gaslight Anthem einer der Stammgäste des Highfield Festivals auf dem Programm. In dem Wissen, dass nach der Tour im August erst einmal eine unbestimmt lange Auszeit auf dem Plan steht, nehme ich die Chance wahr, die Band noch einmal zu sehen, auch wenn ich nie der größte Fan der Band war. Das hat sich leider auch mit diesem Auftritt nicht geändert. Denn Brian Fallon und Co. spielen ihr Ding zwar routiniert herunter, können aber nicht auf ganzer Linie überzeugen. Vielleicht ist eine Auszeit gar nicht die schlechteste Idee.

Anschließend geht es wieder hinüber zur Blue Stage, auf der Alligatoah nun sein Können unter Beweis stellt. Das Bühnenbild mit Streitwagen ist durchaus imposant und so ist auch sein Auftritt durchaus kurzweilig. Doch hat man ihn in diesem Albenzyklus schon ein- oder gar mehrere Male zu Gesicht bekommen, so kann auch das Bühnenbild nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier musikalisch nachgelegt werden muss. Das wird in naher .Zukunft auch geschehen, denn mittlerweile hat Alligatoah für den 27. November sein neues Album “Musik ist auch keine Lösung” angekündigt.

Ein letztes Highlight hat der Samstag aber noch zu bieten, denn den Abschluss meines Tages bilden K.I.Z. – und die halten allen Erwartungen stand. Eine perfekt durchinszenierte Show, bombastische Stimmung auf den vorderen Rängen und eine Setlist, die kaum Wünsche offen lässt. Lediglich der mäßige Sound ist ein Wermutstropfen, der allerdings nicht groß ins Gewicht fällt. Prädikat: absolutes Highlight.

Auf dem Weg zum Zeltplatz sehe ich noch ein paar Minuten von The Offspring. Zu mehr als “Mein gott, sind die alt geworden” reicht es aber an diesem Abend nicht mehr.

Wenige Minuten später falle ich erschöpft, aber glücklich ins Zelt.

Der Sonntag steht dann im Zeichen der nahenden Abreise. Nach dem Abbau des Camps schauen wir uns noch Marcus Wiebusch an, der mit seiner Band einen Mix aus Solo-Songs sowie Kettcar- und …but-Alive-Sachen spielt, und entscheiden uns anschließend die Heimreise anzutreten.
Zwar spielt abends mit Interpol noch ein echtes Highlight. Doch das mäßige Wetter und die fortschreitende Erschöpfung zollen Tribut.

Nichtsdestotrotz sind wir uns einig: Das Highfield war auch in diesem Jahr eine Reise wert. Wer auf die ganz großen musikalischen Kracher und Delikatessen verzichten kann, bekommt beim Highfield Jahr für Jahr ein rundes Programm zu einem fairen Preis. Liebes Highfield, bis nächstes Jahr!

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