Against Me! in Berlin oder: Die Hitzeschlacht vom Columbiadamm. Tourabschluss im C-Club für die Band aus Gainsville, Florida.
Bereits weit vor Konzertbeginn kann man die Luft im C-Club schneiden. Die schlechte und heiße Luft steht im Raum, Schweißperlen laufen die Körper der Konzertbesucher herunter. Eigentlich keine gute Voraussetzungen für physische Anstrengungen. Doch wenn dort auf der Bühne eine Band steht, die diesen widrigen Umständen trotzt und das Publikum so sehr mitreißen kann, wie es Against Me! an diesem Abend tun, dann sind die Rahmenbedingungen eigentlich auch egal.
Transgender Dysphoria Blues, so heißt der Meilenstein, den Against Me! im letzten Jahr veröffentlichten. Eines der wichtigsten Punkrock Alben der letzten 20 Jahre. Sängerin Laura Jane Grace behandelt darin ihre Erfahrungen, sowohl negativ wie positiv, mit ihrem Leben als Transgender und vor allem den Umgang innerhalb der Punkszene mit diesem Thema. Ein Album, so emotional und tief, so zerbrechlich und doch so aufbauend. Ein Mittelfinger gegen all jene Idioten, die nicht akzeptieren können, dass Menschen abseits ihrer völlig absurden Normen glücklich leben. Eine tiefgehende Dokumentation einer spannenden, schweren und wichtigen Phase im Leben von Laura Jane Grace.
Und genau diese Emotionen und diese Energie setzt die Band am heutigen Abend auf die Bühne um. Fäuste recken sich in die Luft und jeder der hier anwesenden singt diese Zeilen mit, als würde in diesem Moment nichts anderes zählen. Tut es auch eigentlich nicht. In diesem Moment zählt dieses Konzert. Der Moshpit vergrößert sich von Song zu Song und kommt nur ganz selten mal zur Ruhe. Etwa dann, wenn die Band mal einen Gang zurück fährt und ein ruhigeres Stück wie z.B. The Ocean auspackt. Dieser Zustand währt allerdings nicht lange an. Dafür haben Against Me! Einfach viel zu viele Moshpit filler in ihrem Repertoire. Keine zwei Takte von Drinking With The Jocks vergehen, bis die sowieso schon überanstrengten Körper im Pit wieder aneinander krachen.
Dabei ist die Band so unfassbar auf dem Punkt. Kein verpatzter Einsatz, kein missglückter Ton und das obwohl die Musiker auf der Bühne alles für eine beeindruckende Show bieten. Es macht einfach tierischen Spaß der Band bei dem, was sie scheinbar am liebsten tut zuzuschauen und die Freude die sie dabei versprüht selber aufzusaugen. Immer wieder grinsen sich die Bandmitglieder gegenseitig an. So gut scheint es an diesem Abend zu laufen. Liegt wohl auch nicht zuletzt am Berliner Publikum. Egal ob uralter Klassiker oder Hit vom aktuellen Album: Die Gesangslautstärke der Fans ist immer am Maximum.
Klar, rausgeschmissen und abgeschlossen wird mit dem Überhit vom vorletzten Album. I Was A Teenage Anarchist lässt nochmal die Fäuste hochschnellen und die Stimmbänder vibrieren, doch das, was heute wirklich beeindruckt, ist die Freude der Band und die elektrisch aufgeladene Verbindung die mit dem Publikum aufgebaut wird. Momente, die man ziemlich selten auf Punkrockkonzerten erlebt. Ein wahrlich fantastischer Abend.