Man nehme einen Flugplatz im Münsterland, setze zwei Bühnen drauf und lasse dort drei Tage lang wunderbare Bands spielen. Raus kommt das Area4 Festival, welches in diesem Jahr von 16.000 Festivalisten besucht wurde.
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Sofern man nicht grade die Landebahn erwischt hat, lassen sich die Zeltheringe butterweich in den Rasen schieben. Der Lärm von Flugzeugpropellern weicht dem Sound von feinstem Rock’n’roll. Grillgeruch liegt in der Luft und Dampfschwaden ziehen sich wie eine Glocke über das Festivalgelände. Das Area4 ist jedes Jahr wieder etwas besonderes und bietet immer wieder den bestmöglichen Abschluss der Open Air Saison.
Für die Eröffnung des Abschlusses sorgen Montreal. Die sympathische Punkband aus Hamburg lässt den Platz vor der Mainstage in windeseile voll werden. Fröhlicher Partypunk und Sonnenschein bringen schon zu diesem frühen Zeitpunkt des Festivals Arme und Beine der Besucher in die Luft. Gelungener Area4 Einstand für die drei Hamburger.
Hamburger gibt es nicht nur auf der Bühne sondern auch im – in diesen Jahr eher sperrlich ausgestatteten – Gastrobereich des Festivalgeländes. Etwas mehr Vielfalt zwischen den Festivalstandards Burger, Chinanudeln, Pizza und Döner wäre vielleicht nicht schlecht gewesen.
Nicht schlecht sind auch The Joy Formidable. Im Gegenteil, die Indie-Rock Band aus dem Norden Wales reißt mit wie ein Allradantrieb. Schüchtern schaut Sängerin Ritzy Bryan unter ihrem goldenen Topfschnitt hervor und begrüßt das Publikum mit einer zuckersüßen Stimme. Was darauf folgt ist jedoch ein Abriss erster Güte. Wollte man die Band grade noch einfach mal so umarmen, springt das Publikum doch vor Schreck erstmal einen großen Schritt zurück. Eine enorme Wut scheint sich in der Band aufgestaut zu haben und diese entlädt sie gekonnt auf ihre Instrumente. Als diese dann zum Schluss anscheinend genug mit Wut gefüllt sind, werden sie einfach mal in feinster Rock’n’roll-manier auf der Bühne zerlegt. Eine Show auf dem Drahtseil zwischen Genie und Wahnsinn.
Musikalischen Wahnsinn bieten auch Pulled Apart By Horses im stickigen Zelt. Ein vielversprechendes Debutalbum lockte mich vor die Bühne und wirklich enttäuscht wurde ich auch nicht. Einzig der Sound ließ arg zu wünschen übrig. Reinster Brei verschluckte den normalerweise scharfen und kantigen Sound der Briten, sodass nicht mehr viel übrig blieb. Jedoch machte die absolut bestechende Bühnenpräsenz einiges wieder wett.
Zwischendurch wird mal ein Blick auf das Festivalvolk gewagt. Kurz ist der Trend des Festivals. Egal ob Männlein oder Weiblein, es wird Haut gezeigt.
Nicht Haut, aber pure Leidenschaft legen Boysetsfire an den Tag. Genretechnisch wohl die Aushängeband, sollte man versuchen einem unwissenden die Ausrichtung des Festivals zu erklären. Sänger Nathan Gray ist ab Sekunde eins mehr als nur präsent. Ohne Rücksicht auf sich oder seine Bandkollegen schleudert er sich selbst wie von der Tarantel gebissen über die Bühne. Hit folgt auf Hit und das Publikum vor der Bühne scheint überzukochen. Selbst der Eisverkäufer lässt es sich nicht nehmen samt umgeschnallten Bauchladen crowd zu surfen, was bei der Band einen kollektiven Lachanfall verursacht. Unfassbar sympathisch zeigen sich Boysetsfire von ihrer besten Seite und liefern somit schon am Freitag das wohl beste Konzert des Festivals.
Hohe Erwartungen lagen im Vorfeld des Festivals auf den Donots. Die Lokalmatadoren aus der direkten Festivalnachbarschaft zeigten 2010 schon beeindruckend was die Band so kann. Nur leider hat die Band seitdem sich nicht wirklich innovativ gezeigt. Gut, ein ordentliches, neues Album ist am Start, jedoch hat sich livetechnisch nicht viel getan. Ein Déjavu folgt dem nächsten und alberne Ruder-Publikumsanimationen bringen das ganze jetzt auch nicht auf eine andere Ebene. Klar, solide Show, Donots eben, aber alles schonmal da gewesen.
Meinen persönlichen Tagesabschluss machen die Sondaschule im Zelt. Die Sonne knallte den ganzen Tag unbarmherzig auf das Zeltdach und machte das innere zu einem 1A Tropenhaus. Einzig die Palmen fehlen noch für das waschechte Dschungelfeeling. 60 Minuten hat die Sondaschule Zeit, um das sowieso schon aufgeheizte Publikum zum Glühen zu bringen. Und genau diese 60 Minuten nutzen sie. Gut, ein Großteil der Hitpulverration wird direkt zum Einstieg verschossen, aber genau das trägt das Publikum über die gesamte Dauer. Etwas viele neue Songs im Mittelfeld lassen das zum bersten gefüllte Zelt zwar wieder etwas runter kommen, jedoch lässt das große Finale das Dach nochmal wegfliegen. Mit „Pommesbude“ und „Lieblingsstück“ läutet die Sondaschule zum Feierabend und entlässt ihre Mitschüler in die Freiheit.