Es gibt Konzerte. Es gibt Beatsteakskonzerte. Und es gibt Beatsteakskonzerte in der Wuhlheide. Heimspiel, Jubiläum, Bänderriss. 17.000 Menschen in der restlos ausverkauften Freilichtbühne am Rande von Berlin erleben eine Hitzeschlacht.
Es ist dieser eine Hocker, auf dem Sänger Arnim die ersten drei Songs im Sitzen hinter sich bringt, der die Show heute einzuschränken scheint. Bänderriss. Und das ausgerechnet beim Heimspiel. Doch lange währt die Schonzeit nicht an. Irgendwann hüpft Arnim mit, kurze Zeit später dann auch ohne Krückstock quietschfidel über die Bühne. Alles wie immer. Nur dass der Gang nicht ganz so rund läuft.
20 Jahre Beatsteaks. Eine stattliche Hausnummer. Sieben Studioalben, davon zwei auf Platz 1 in den Charts. Die Band hat sich vor allem in ihrer zweiten Karrierehälfte zu einem der Aushängeschilder der deutschen Musikszene gemausert. Arenashows sind mittlerweile Alltag. Festivals vor zehntausenden werden auch mal eben runtergeschrubbt. Doch alle paar Jahre steht da immer mal wieder diese Wuhlheide. Die Beatsteaks an diesem Ort zu sehen ist immer etwas ganz besonderes. Die Fans sind wilder, die Kulisse spektakulärer und die Band auf dem Höhepunkt ihrer Spiellaune.
Das bedeutet am heutigen Abend zwei Stunden Spielzeit. Drei Zugaben. Bis um 23Uhr aufgrund der Lärmschutzbedingungen der Strom abgedreht wird. In diesen zwei Stunden meistern die Beatsteaks den Spagat zwischen der Show für die große Masse und der Wertschätzung der gesamten 20 Jahre in denen es diese Band gibt. Gut, das erste Album kommt mit dem 14 Sekündigen Stück Barfrau vielleicht ein kleines Bisschen zu kurz, doch der Rest der Setlist sollte eigentlich auch die langjährigen Hardcorefans befriedigen. Soothe Me fürs Herz, Loyal To None für den Moshpit und Meantime für die Sprunggelenke. Hits werden natürlich auch gespielt, klar. Und die wirken am heutigen Abend gar nicht so ausgelutscht wie sie es zu anderen Gelegenheiten schon mal tun. Egal wie oft man I Don’t Care As Long As You Sing vielleicht schon gehört hat, wenn diesen Song 17.000 Menschen in einer heißen Sommernacht in einem Wald am Berliner Stadtrand singen, dann ist das einfach fantastisch.
Ganz ohne Materialschlacht, ganz schlicht, nur die Band, ein paar Lichter am Bühnendach, zelebrieren die Beatsteaks ihren Geburtstag. Mehr braucht es halt auch einfach nicht um die Massen zum durchdrehen zu bringen. Die Bengalos, welche einige Fans mit reingeschmuggelt haben, tauchen die Wuhlheide in ein schimmerndes Rot und je dunkler der Himmel wird desto intensiver wird die Atmosphäre.
Kein Wunder also, dass die Beatsteaks die Bühne einfach nicht verlassen wollen. Doch der verdammte Lärmschutz. Kann man nichts machen. Ist halt nicht mehr so Punkrock wie vor 20 Jahren, als man solche Gesetze müde belächelt hätte. Das hier ist eben Stadionpunk. Oder so ähnlich. Eines ist allerdings klar: Egal wie oft und in welchem Rahmen man die Beatsteaks schon gesehen hat: Die Wuhlheide bleibt verdammt nochmal die Wuhlheide.