So war’s beim Southside Festival 2013

Es gibt viele Momente auf dem Festival-Campingplatz, die einen zum Lachen bringen. Das Schild „Feiern ist für uns alle Neuland“ an einem Pavillon zu sehen ist so einer. Neuland ist das Feiern für die meisten Festivalisten auf dem Southside Festival nämlich keineswegs.

Denn so unterschiedlich der Begriff von den Besuchern eines Festivals auch ausgelegt wird, steht wohl bei allen der Spaß im Mittelpunkt beim Southside: Die einen feiern ihre Lieblingsbands vor den Bühnen, andere eine Gruppe von Festivalisten, die Samstag Nacht auf der Landebahn mit Pavillonstangen und viel Rhythmusgefühl auf Mülltonnen eintrommeln und weitere ihre Freunde, die es mit ihrem Vollsuff bis ins Sanizelt geschafft haben.

Gut geht das Aufeinandertreffen der verschiedenen Gruppen meistens trotzdem – das merkt man schon bei der Anreise.

Ab zum Southside

Ungleich der Startpunkt der Festivalisten, gleich ist das Ziel: Tuttlingen, die sogenannte “Southside-City” (Foto: Thomas Peter)

Keine 5 Minuten rollt der Zug aus München Richtung „Southside-City“ Tuttlingen, sind andere Southside-Menschen gefunden. 10 Minuten später bin ich dank diverser Festivalnerd-Infos und offener Klugscheißerei als Multi-Festivalist geoutet. Und das erste Angebot für ein Bier ist auch da.

Ausgesprochen wird das Angebot vom Festival-Typus „Rammstein-Fan“, der dem Southside Festival mutmaßlich sehr bei Rekordbesucherzahl und frühem Ausverkauf geholfen hat. „Die machen eine spektakuläre Bühnenshow“, heißt es im Gespräch zum größten Headliner dieses Jahres. Ein Ausspruch, den die Festivalbesucher im Verlauf der vier Tage so oft gebetsmühlenartig wiederholen sollten, dass er mich bis in den Schlaf verfolgen dürfte. Genauso übrigens wie die Show selbst. Aber dazu später mehr.

Die erste Wiederholung vom sinngemäßen „Rammstein, fuck yeah!“ ergibt sich im Gespräch mit einer Jungfestivalistin, die kurz vor Tuttlingen von einem Klassenausflug kommend zusteigt.

Das Southside wird ihre Festivalpremiere (ohne Campen), sagt sie. Neben Rammstein (erwähnte ich bereits die zu erwartende spektakuläre Bühnenshow?) stehen Macklemore and Ryan Lewis und Passenger ganz oben auf der Wunschliste. So viel vom Programm kenne sie aber auch gar nicht. Das spricht tendenziell für eine musikalische Früh-Sozialisation durch VIVA & Co, ist aber vollkommen ok. Jung war ich früher™ schließlich auch mal.

Isomatten-Snack

Am Tuttlinger Bahnhof angekommen macht sich entweder die Vergrößerung des Festivals, schlechte Organisation oder die Ankunft zu einer Stoßzeit bemerkbar: eine gute Weile dauert es, bis ein Shuttlebus mit mir zum Gelände losrollt.

Zu lange für einen offenbar hungrigen Kerl, der meine Isomatte anknabbert. Mehrfach. Auch nach meiner Aufforderung, sich noch einen großen Bissen zu genehmigen und das dann sein zu lassen. Seinen Dank für meine Großzügigkeit zeigt er, indem er in einer etwas scharfen Kurve mit viel Schwung auf mich drauf fällt. Das macht die Fahrt zusammengenommen recht unangenehm. Ich bin also froh, dass ich mir relativ sicher sein kann, ihn im Laufe des Wochenendes nicht vor den Bühnen wiederzutreffen. Höchstens bei, naja, Rammstein.

Vorfreude beim Usertreffen

Donnerstag Abends, als der Wind ordentlich aufdreht und leere Bierdosen und schlecht befestigte Pavillons über den Rollbahn geweht werden, steht das Festivalisten Usertreffen an. Famose 10+ Leute erscheinen, was gerade angesichts des Wetters sehr, sehr cool ist. Einer von ihnen fragt mich, worauf ich mich am meisten freue: „Lass mich raten: Rammstein?!“ Die Vermutung verneint Thomas mit einem lautstarken Lachen. Ich zeige mich so musiknazilos wie möglich und erwähne wahrheitsgemäß The National, Arctic Monkeys, Portishead, Bloc Party und weitere Namen.

Los gehen soll das Programm am nächsten Tag und ich bin ziemlich froh, als mich morgens nach dem absoluten Sauwetter der Nacht die Sonne begrüßt.

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Manuel Hofmann

Festivalaffiner Politikwissenschaftler.