Konzerte

So war’s: Berlin Indiependent Night

Christoph Geier

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Die Berlin Indiependent Night, das bedeutet 20 Bands, die sich auf inzwischen sechs Klubs rund um die Oberbaumbrücke in Berlin-Kreuzberg verteilen. Dieses Jahr stehen Bands wie Kakkmaddafakka, The Asteroids Galaxy Tour oder The View im Line Up.

Moneybrother

Mein Abend startet im Festsaal Kreuzberg mit dem schwedischen Singer-Songwriter Moneybrother. Zunächst läuft eine Dokumentation über die Entstehung seines neuen Albums „This Is Where Life Is“. Nachdem sich die anfängliche Irritation über einen bestuhlten Konzertsaal gelegt hat, gibt der Film einen interessanten Einblick in den Produktionsprozess des Albums: Man sieht Moneybrother in Kingston, Jamaika, der Wiege des Reggae, Songs mit lokalen Künstlern einspielen oder in den Townships von Kapstadt einen Chor suchen. Dieser Stilmix findet sich auch auf dem Album wieder, das anschließend gemeinsam mit den in der Doku gesehenen Gastmusikern vorgestellt wird. Moneybrother, der sowohl vom Stil als auch vom Elan seiner Live-Show an Frank Turner erinnert, schmeißt das angekündigte Accoustic-Konzert schon mit dem ersten Song über den Haufen und bringt gemeinsam mit seiner dreiköpfigen Band den Festsaal Kreuzberg zum Kochen. Nach einer knappen Stunde ist der Wahnsinn vorbei. Lediglich die nicht gespielte Zugabe schmälert die Euphorie ein wenig. Nichts desto trotz ein beachtlicher Auftakt, der die Messlatte für die folgenden Bands sehr hoch legt.

Ich lasse den Festsaal Kreuzberg hinter mir und mache mich auf den Weg ins Lido um die letzten Songs der schottischen Folkrocker Admiral Fallow zu hören. Das Lido ist gegen halb 11 schon überraschend voll. Dennoch wissen Admiral Fallow mit den letzten drei Songs, die ich von der Bar aus verfolge, zu überzeugen. Vor allem die Acapella vorgetragene Zugabe gefällt.

Auf Grund des jetzt schon großen Andrangs verwerfe ich meinen Abstecher ins Astra-Kulturhaus zu The Asteroids Galaxy Tour und bleibe im Lido um den späteren Headliner The View, der Grund für meinen Berlin-Trip, nicht zu verpassen.

Auf Admiral Fallow folgen die Steaming Satellites aus Salzburg. Musikalisch sind erinnern sie an The Walkmen und Kasabian. Live-Qualitäten sind ebenfalls vorhanden. Am Konzert selbst ist vor allem das „blinde“ Solo des Drummers, dem im falschen Moment das Stirnband verrutscht, beachtlich.

The View im Lido

The View

Kurz vor 1 Uhr betritt, besser gesagt schwankt, der Headliner The View auf die Bühne. Die schottischen Indie-Rocker machen ihrem Ruf alle Ehre und sind die erste Band, die ich sehe, die sich auf der Bühne nicht mit Bier begnügen sondern gleich Wodka-Cola trinken. Umso verwunderlicher ist, was musikalisch in der nächsten guten Stunde passiert.

Die Band eröffnet mit „Underneath The Lights“ vom dritten Album „Bread and Circuses“ und spielt anschließend einige Songs ihres neuen Albums „Cheeky For a Reason“. Zwischenzeitlich übernimmt Bassist Kieren Webster Gitarre und Gesang von Sänger Kyle Falconer, der solange Bass spielt.

Nachdem die vier Jungs aus Dundee von jedem ihrer mittlerweile vier Alben ein paar Songs gespielt, etliche weitere Wodka-Cola geleert und alles was sich auf der Bühne finden ließ an die ersten Reihen verteilt haben, endet das Konzert gegen 2 Uhr.

The View

Leider möchte der Funke während des gesamten Konzerts nicht so recht auf das sowieso spärliche Publikum im Lido überspringen. Meine Schwester freut sich dennoch wie Bolle. Das überschaubare Publikum ist sicherlich auch der zeitgleich spielenden „Konkurrenz“, unter anderem Kakkmaddafakka und Reptile Youth, geschuldet.

Insgesamt ziehen meine Begleiter und ich ein positives Fazit: starke Konzerte von Moneybrother und The View, mit Admiral Fallow und den Steaming Satellites vielversprechende, noch unbekannte Bands gesehen und gezeigt, dass es möglich ist, über Nacht nach Berlin zu fahren. Nur schade, dass wir Kakkmaddafakka, The Asteroids Galaxy Tour oder Reptile Youth nicht sehen konnten. Aber Entscheidungen und Überschneidungen sind eben ein unvermeidbarer Bestandteil von Festivals – auch der ganz kleinen.

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