Hotspot, Konzerte

So war’s: Biffy Clyro in Köln

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

Gute Laune, geölte Kehlen, ausverkauftes Haus und vor allem: Keine becherwerfenden Deppen. Heute Abend zeigen Biffy Clyro, dass “auf die Fresse” auch rein musikalisch funktioniert und man sich dabei trotzdem wie im siebten Himmel fühlen kann.

Es ist eine Kunst als Band von der ersten Konzertsekunde weg einen tobenden und wütenden, durchdrehenden Mob zu seinen Füßen stehen zu haben. Biffy Clyro kennen dafür ein Mittel. Dieses Mittel heißt That Golden Rule und ist ein Song, der live so ziemlich alles zerlegt was ihm in die Quere kommt. Losgelassen wird dieser nach Opener Different People, welcher ja schon auf dem Album eher seine Funktion als Intro als eigenständigen Song inne hat. Volle Kraft voraus also für den Dampfer, den sie Biffy Clyro nennen. 2000 Menschen im seit Wochen restlos ausverkauften Kölner E-Werk stehen nicht nur Kopf, sondern kommen bis zum letzten aus sich heraus.

Ganz vergessen ist die Vorband, Blood Command, die ganz nett und zum Kopfnicken geeignet war. Ausgestattet mit einer durchaus attraktiven Frontfrau, machte sie auch optisch etwas her, musikalisch jedoch konnte die Band nicht wirklich überzeugen.

Genauso wie das Publikum davor, verausgabt sich auch die Band auf der Bühne. Gitarrist Simon scheint in jeden Gitarrenanschlag seinen gesamten Oberkörper reinzulegen und formt mit seinen Beinen ganz nebenbei spagatähnliche Figuren. Bassist James konzentriert sich mehr aufs Klettern und besteigt so ziemlich jede Box und jeden Verstärker, der ihm in die Quere kommt.  Die Musiker sind eine Einheit mit ihren Instrumenten. Selten erlebt man diese Verinnerlichung und Leidenschaft jedes einzelnen Tons bei einer Liveband.

Simon Neil, Biffy Clyro

Im Set finden sich sehr viele Songs des neuen Albums, aber grade die zünden bei einigen scheinbar live so richtig. Sie wirken teilweise wie ein Käfig aus vermeintlich seichter Popmusik in dessen Inneren sich aber das Biffy Clyro typische Monster befindet, welches immer wieder an den Gitterstäben rüttelt.

Rausgelassen wird es in Schlangenform. Theres No Such Thing As A Jaggy Snake ist zwar leider der einzig gespielte Song der ersten drei Alben, er jedoch bringt das E-Werk beinahe zum explodieren. Simon schreit sich die Seele aus dem Leib während der Innenraum zu Pogohöchstform aufläuft.

Vom Becherwurfvorfall des Vortages ist heute so garnichts zu spüren. Die Band zeigt sich in allerbester Laune und unbändiger Spielfreude. Auch das Publikum scheint der Band Spaß zu machen. Die gänsehautgenerierenden Chöre der Fans in Many Of Horror oder The Captain treiben auch der Band ein breites Grinsen in die Gesichter.

Wieder einmal zeigen Biffy Clyro, dass sie nicht umsonst eine der interessantesten und spannensten Livebands sind, die im europäischen Musikbusiness ihr Unwesen treiben. Freuen wir uns also auf einen Sommer mit vielen heißen Biffy Clyro Festivalshows.

[tourdaten]biffy-clyro[/tourdaten]

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