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So war’s: Bloc Party in Dresden

14. November 2012

 

Klar, Bloc Party kennt man. Wer sich je in eine Indie-Disko verlaufen hat, dem dürfte zumindest Banquet ein Begriff sein. Mit dem inzwischen vierten Studioalbum Four im Gepäck entwickeln Bloc Party inzwischen eine enorme Zugkraft. Nicht umsonst standen die vier Briten beim diesjährigen Melt! Festival als Hauptact zu später Stunde auf der Hauptbühne.

Umso verwunderlicher ist es, dass an diesem ungemütlichen Novemberabend erstaunlich wenige Leute ins Eventwerk Dresden gefunden haben. Die verfügbaren 2500 Tickets waren auch am Mittag noch nicht ausverkauft, sodass die Location angenehm gefüllt war. Der Oberrang blieb, anders als bei den Beatsteaks im Juni 2010, Rollstuhlfahrern samt Begleitpersonen vorbehalten.

Foto: Sascha Latzkowski

Eröffnet wird der Abend von einer Band namens PVT. Eine dreiköpfige Gruppe steht dort auf der Bühne und spielt experimentelles Zeug. So wirklich viel bleibt davon nicht bei mir hängen und so entscheide ich mich nach zwei Songs, eher den Weg zur Bar anzutreten.

Schließlich erlischt das Licht und Bloc Party betreten die Bühne. Eröffnet wird das Set, ebenso wie das neue Album, von So He Begins To Lie. Frontmann Kele Okereke wirkt zu Beginn ein wenig reserviert, registriert aber schnell, dass das Dresdener Publikum an diesem richtig Lust hat gegen die eisigen Temperaturen anzutanzen. Spätestens beim ersten Klassiker – wenn die Bezeichnung bei einer solch doch noch recht jungen Band überhaupt schon angebracht ist – Hunting For Witches steht Dresden Kopf. Ganz zur Freude von Kele, der sich mit zunehmender Dauer des Sets immer weiter öffnet.

Starker Mittelteil

Besonders beeindruckend ist für mich die Mitte des regulären Sets. Diese beginnt mit Kettling, einem der stärksten Songs auf Four, gefolgt von Waiting For The 7.18. Mein persönliches Highlight aber ist und bleibt nach wie vor Song For Clay – ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich diesen Song liebe, auch wenn er mich nun schon seit über fünf Jahren begleitet und ich ihn schon unzählige Male gehört habe. Für das Tanzbein schieben die vier gleich noch Banquet hinterher. Als dann als vorletzter Song auch noch One more Chance gespielt wird, ist für mich die Welt für einen kleinen Moment perfekt. Nach nur zwölf Songs ist dann erst einmal Schluss und Bloc Party verabschieden sich in den Backstage-Bereich.

“Zugabe, Zugabe!”

Die erste Zugabe fällt mit vier Songs zwar recht umfangreich aus, dafür aber recht unspektakulär aus. Lediglich bei Helicopter, dem letzten Song des ersten Zugabeblocks, wird dem Publikum noch einmal alles an Kraft in Stimme und Bein abverlangt. Euphorisiert von diesem unfassbar energischen Abschluss, lassen sich Bloc Party auch noch zu einer zweiten Zugabe hinreißen, die Ares und This Modern Love beinhaltet. Als Frontmann und Sänger Kele Okereke schließlich seine formschöne rote halbakustische Gitarre beiseite stellt und sich die Bandkollegen zu ihm gesellen, ist klar, dass jetzt Schluss. Leider. Nach “nur” 18 Songs.

Fazit

Ja, das Konzert war sehr gut. Ob ich allerdings nochmal ein Bloc Party-Solokonzert ansehen werde, weiß ich nicht. Mit rund 35€ sind die Karten inzwischen nicht mehr wirklich günstig. Dafür dann vergleichsweise magere 18 Songs zu hören, ist mir eigentlich zu wenig. Zum Vergleich: The Gaslight Anthem, ebenfalls mit vier Studioalben auf der Haben-Seite, spielen bei ihrer aktuellen Tour immer um die 25 Songs. Gefehlt haben mir beispielsweise UniformI Still rememberThe PrayerBiko oder One Month Off. Dazu kommt außerdem, dass mit fortschreitender Bandgeschichte mein Lieblingsalbum “A Weekend In The City” wohl immer weniger Berücksichtigung in den Setlists finden wird. Dennoch: Das Konzert hat Spaß gemacht – und auf einem Festival wären Bloc Party immer wieder erste Wahl.

 

Setlist

1. So He Begins To Lie
2. Trojan Horse
3. Hunting For Witches
4. Like Eating Glass
5. Real Talk
6. Kettling
7. Waiting For The 7.18
8. Song For Clay
9. Banquet
10. Coliseum
11. One More Chance
12. Octopus

Encore I
13. The Healing
14.Sunday
15. Flux
16. Helicopter

Encore II
17. Ares
18. Modern Love

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Sven Morgenstern