13. Juli 2013, 0:45 Ortszeit in Ferropolis/ Sachsen-Anhalt: Casper beendet seine heiß erwartete, erste Headliner-Show am splash!-Festival. Zeitgleich läuft auf der offiziellen Casper-Homepage ein Countdown aus. Wenig später die News: neues Album am 27. September, danach Clubtour, Vorverkauf ab 17. Juli, schnell sein lohnt sich. Nach eineinhalb Stunden in der Warteschleife bekomme ich meine Karten für das Tourfinale in den Stuttgarter Wagenhallen, nach zwei Stunden ist der Gig ausverkauft.
Kurzer Sprung auf vergangenen Samstag: “Hinterland” hat inzwischen Gold-Status erreicht und Casper den Großteil seiner Clubtour absolviert, lediglich das Konzert in Stuttgart steht noch aus.
Bereits um halb 8 startet die Show: Support Ahzumjot betritt die Bühne. Der Hamburger dürfte den Meisten auf Grund der Crockstahzumjot-Tour im Frühjahr 2012 ein Begriff sein, als er mit Cro und Rockstah durch die Clubs des Landes zog. Seither trieb er sich eine Menge auf Umsonst&Draußen-Festivals herum, zog nach Berlin, spielte im Herbst 2012 eine eigene Headliner-Tour, arbeitet an einem neuen Album und ist auf der “Hinterland”-Tour bereits zum zweiten Mal Support für Casper.
Bisher konnte er mich live immer überzeugen. Auch diesmal legt er, leider ohne Back-Up und Schlagzeuger, eine gute Show hin. Beachtlich ist dies vor allem auf Grund der “freundlichen” Unterstützung der Casper-Liveband. Statt Wasser stehen wahlweise Wodka, Zucker- oder Salzwasser auf der Bühne bereit, die Mickey Mouse-Stimme auf den Kopfhörern ist inklusive.
Eine gute halbe Stunde stimmt er das Publikum ein. Das Highlight ist sicher der Remix auf Macklemore & Ryan Lewis’ “Can’t Hold Us”. Nach “Keine Zeitmaschine” macht er Platz für Casper.
Dieser lässt nicht lange auf sich warten. Gegen halb 9 füllt sich die Bühne wieder, die ersten Töne von “Im Ascheregen” erklingen. Mit dem Rücken zum Publikum beginnt für Benjamin Griffey a.k.a. Casper die Show. Er fragt ob Stuttgart bereit ist, er, und daran lässt er von Beginn an keine Zweifel aufkommen, ist es definitiv. Es folgen “Alles endet (aber nie die Musik)” und “Auf und Davon”, anschließend mit “Casper! Bumaye” ein erstes Stück für Fans früherer Tage.
Bei “Ganz schön ok” übernehmen Casper und Band kurzerhand die Kraftklub-Parts, jedes “Hallo” des Refrains wird von der Menge lautstark unterstützt. Im “ruhigeren” Part des Konzerts sticht vor allem “Lux Lisbon”, übrigens einer meiner absoluten Lieblingssongs des neuen Albums, heraus. Besonders beeindruckt mich die Interpretation des Refrains durch Keyboarder Konrad Betcher. Wenn man sich an eine prägnante Stimme wie die von Tom Smith heran wagt, endet das in der Regel peinlich. In diesem Fall: Respekt. Mit “Blut sehen (Die Vergessenen Pt. 2)” gewinnt die Show wieder an Fahrt. Einen meiner persönlichen Höhepunkte hat die Show im folgenden Medley in dem unter anderem “Halbe Mille”, “So perfekt” und “Mittelfinger hoch” vorkommen.
Inzwischen steht die Band knapp eine Stunde auf der Bühne, Casper ist gerade dabei das nächste Lied anzusagen, da revanchiert sich Ahzumjot für die “Freundlichkeiten” während seines Gigs und präsentiert ein Cover von Bruno Mars’ “Treasure”. Das Publikum feiert sofort, Casper und Band brauchen etwas länger um den “What the fuck?”-Moment zu überwinden. Nach der, Zitat Casper:”verstörend, aber schönen”, Unterbrechung geht es mit “XOXO” weiter. Auch hier tut sich Konrad Betcher mit perfekter Thees Uhlmann-Interpretation positiv hervor. Kurz darauf beendet der Albumtitel-Song “Hinterland” den regulären Teil des Konzerts.
Die Menge tobt und fordert mehr. Und sie bekommt mehr.
“Der Druck steigt (Die Vergessenen Pt.1)” eröffnet die Zugabe. “Michael X” und “Endlich angekommen” bilden einen ruhigen und emotionalen Mittelteil bevor “Jambalaya” das Konzert mit einem Knall fulminant enden lässt.
Zeit ein Fazit zu ziehen. Am Ende fehlen einige Songs, die ich gerne noch gehört hätte. Allen voran “Hin zur Sonne” und “Rock’n’Roll” haben leider keinen Platz in der Setlist gefunden. Trotzdem bleibt ein absolut überragendes Konzert. Ich hatte Erwartungen an den Abend, die eigentlich nur enttäuscht werden konnten. Dennoch haben es die Band, Casper, Ahzumjot und wer sonst noch zum Gelingen des Abends beigetragen haben, geschafft mich voll und ganz zufrieden zu stimmen. Die neuen Songs taugen auch live, das Publikum ist in Feierlaune und den Musikern merkt man an, dass sie einfach Lust auf den Abend haben.
Was jetzt noch fehlt ist ein angemessener Schluss für diesen Artikel. Casper in den Wagenhallen – “So perfekt” oder “Ganz schön ok” sind naheliegend aber irgendwie auch verdammt langweilige Möglichkeiten.
Ich verbleibe mit Casper in den Wagenhallen – Perfektion, ich war dir selten so nah.