Einen Ausflug ins Grüne verspricht uns das niederländische Dauwpop Festival. Zu Christi Himmelfahrt finden sich viele illustre Gäste in Hellendoorn ein. Da dürfen wir natürlich nicht fehlen.
Neben endlosen Feldern die endlich mal blühen und Fahrten durch wunderschöne Alleen sieht man hier erstmal nichts. Weit raus muss man fahren, bis man langsam die Bässe die aus Richtung Festivalgelände drücken hört. Mitten im Wald bei Hellendoorn liegt das Tagesfestival Dauwpop. Ein schönes Fleckchen Erde garniert mit schönen Menschen und schönen Bands.
Passend zum Sonnenschein bespielen Will And The People die Mainstage. Die Briten schlugen im letzten Jahr mit Lion In The Morning Sun in die Spitze der niederländischen Charts ein. Dementsprechend voll ist das Zelt der Mainstage. Irgendwo zwischen Ska, Reggea, Rock und einer gehörigen Portion guten Laune pendelt sich der Sound der Band ein. Anfangs noch verhalten, doch spätestens bei den schnelleren Stücken zeigt sich das Publikum in Tanzlaune. Bei Lion In The Morning Sun hält es dann wirklich niemanden mehr auf den Beinen. Allerbeste Laune bei Band und Publikum sorgen für einen tollen Auftritt.
Neben den Bands gibt es aber auch viel anderes zu sehen. Alleine das gesamte Areal zu erkunden ist schon ein Erlebnis für sich. An jeder Ecke entdeckt man immer wieder neue kleine Details die sich die Veranstalter ausgedacht haben, um den Tag für die meisten Besucher unvergesslich zu machen. Unzählige DJ’s in liebevoll gestalteten Waldeckchen sorgen dafür, dass hier wirklich jeder auf die Kosten kommt. Wer aber auf handgemachte Musik steht der sollte schleunigst die Barn besuchen, da spielt nämlich Frank Turner mit seinen Sleeping Souls.
Barn kann hier tatsächlich wörtlich genommen werden. Die Bühne befindet sich in einer Holzscheune und so lässt sich das Konzert in besonderem Flair genießen. Die begrenzte Kapazität der Bühne sorgt für Clubatmosphäre und genau da kann Herr Turner ja bekanntlich am besten Zaubern.
Da heute nur 60 Minuten Spielzeit zur Verfügung stehen, fliegen alle ruhigen Songs aus dem Set. Festivalpublikum ist ja bekanntlich immer etwas schwerer um den Finger zu wickeln, da nicht unbedingt jeder vertraut mit der Musik ist. Turner schafft es jedoch immer wieder von der ersten Sekunde eine familiäre Stimmung in den Raum zu kriegen, die dann spätestens bei Four Simple Words in einem riesigen Moshpit explodiert. Ab diesem Song gibt es tatsächlich kein Halten mehr und der Rest der Show schaukelt sich von allein. Wieder ein paar neue Fans im Sack. Guter Mann dieser Frank Turner.
Schnell wieder rüber zur Mainstage. Caro Emerald spielt da bereits seit ein paar Minuten. Genau rechtzeitig zum großen Hit A Night Like This, durch den die Niederländerin auch nicht mehr aus dem deutschen Radioprogramm wegzudenken ist und sich 49 Wochen lang in den deutschen Singlecharts halten konnte, schaffen es die, die sich Frank Turner noch bis zum Ende anschauen mussten zur Bühne. Wer hier seichten Radiopop erwartet, der wird eines besseren belehrt. Caro Emerald hat Hummeln im Hintern und nimmt die ganze Bühne für sich ein. Mit ihrer Band bringt sie direkt gehobenes Flair in die sonst so karg wirkende Zeltbühne, sodass man sich einen Cognac und eine schöne Zigarre herbei wünscht. Da das Gastroangebot des Festivals aber nun nicht allumfassend ist, tun es Pommes und Bier aber auch.
Jetzt ist aber schluss mit Fingerschnipsen und coolem Kopfnicken. Kaiser Chiefs-Zeit. Es gibt wohl keine perfektere Festivalband als die Briten aus Leeds. Lieder die jeder kennt und mitsingen kann, ein sehr charismatischer und energetischer Frontmann und eine Show, bei der meist der Atem stockt. Hohe Erwartungen also an diese Show. Wirklich erfüllen tun sie diese jedoch nicht. Sänger Ricky wirkt lustlos, und steht während der ersten Songs angenagelt an seinem Mikrofon. Wo er im Normalfall schon die Anträge für Kilometergeld ausfüllen könnte, zeigt er sich heute sehr fußfaul. Auch der Rest der Band ist mehr mit sich und ihren Instrumenten beschäftigt, als auch nur mal einen Blick ins Publikum zu wagen. Die Hits sind über das ganze Set verteilt, das Publikum macht auch das beste daraus. Fast wirkt es so, als wenn die Zuschauer die Band wachrütteln wollten, jedoch scheint es, dass sich Sänger Ricky überlegt, ob er nicht Zuhause den Herd angelassen hat, während ihm das Publikum “Ruby, Ruby, Ruby, Ruby!” entgegenschreit. Mit hängenden Schultern schlurft er zwischen den Songs über die Bühne, brüllt die obligatorischen Rockstar-Ansagen ins Mikro und widmet sich dann wieder seinen Schuhen, von denen er seinen Blick eher selten Trennen kann.
Da passt es auch nur ins Bild, dass die Band ihr Set auch fünf Minuten vor Ablauf der Spielzeit beendet.
Wer die Kaiser Chiefs kennt, der weiß, dass das absolut nicht deren Art ist, aber was dort heute abgeliefert wurde, das ist dieser eigentlich großartigen Band nicht gerecht.
So endet ein wunderschöner Tag auf dem Dauwpop Festival mit einem kleinen Wehmutstropfen. Trotzdem überwiegen die positiven Erlebnisse. Viel zu viel blieb heute auf der Strecke, da man dieses tolle Programm ohne Probleme wohl auch auf mehrere Tage ausweiten hätte können. Dauwpop Festival, der absolute Geheimtipp für spontane Holland-Trips.