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So wars: Dave Hause in Bielefeld

23. April 2012

Um die Punkrock-Band The Loved Ones ist es in der letzten Zeit recht still geworden. Vermutlich liegt das auch daran, dass es um Dave Hause, sonst Frontmann der vierköpfigen Truppe, lauter geworden ist. Seit der Veröffentlichung seines Soloalbums Resolutions vor über einem Jahr ist er nahezu ununterbrochen auf Tour. In diesen Tagen stattet dieser auch einer Reihe deutscher Städte einen Besuch ab.

Alle Fotos: Thomas Regniet

Meine Tour führt mich an diesem Abend des 20.April 2012 nach Bielefeld in das Heimat und Hafen, zu einer der eher beschaulicheren Bühnen dieses Landes. Dort sollte Dave Hause eine von drei Headliningshows in Deutschland spielen. Für einen eingefleischten The Loved Ones Fan wie mich geradezu ein Pflichttermin, auch wenn Dave Hauses Solosongs stets mehr waren als Punkrock auf Akustikgitarre umgeschrieben.

Gegen 19.30 erreiche ich die Schapenhorststraße mit dem Heimat und Hafen. Die Location ist mir bis dahin gänzlich unbekannt. Etwas unauffällig, inmitten einer Kette von Reihenhäusern und einer stärker befahrenen Verkehrsstraße, befindet sie sich. Vor dem Gebäude tummeln sich dennoch bereits ein Dutzend Konzertbesucher. Der Auftritt in Bielefeld hatte sich nämlich schon vor einigen Wochen ausverkauft. In aller Ruhe betrete ich nun das Heimat und Hafen. An der Bar neben dem Eingang sitzen zu diesem Zeitpunkt zwei Männer. Während ich, das Innere des Veranstaltungsortes betrachtend, weitergehe, bemerke ich, dass es sich bei einem dieser Männer an der Bar um Dave Hause handelt. Ein Stück weiter steht dann der Niederländer Tim Vantol, der den Abend für Dave eröffnen würde. Dies festigte meinen kurz zuvor gewonnen Eindruck einer sehr gemütlichen Location, die aber doch deutlich mehr von einer Kneipe als von einem wirklichen „Konzertschuppen“ besaß.

Nach und nach füllt sich das Heimat und Hafen. Der Konzertsaal nebenan stellt sich entsprechend meiner Erwartungen nun als genauso klein heraus. Dies mindert meine Vorfreude allerdings überhaupt nicht. Um kurz nach 20 Uhr beginnt dann auch Tim Vantol mit seinem 30-Minütigen Set. Dieser erweist sich auf der Bühne als ein äußerst sympathischer Musiker, der dem schon jetzt prall gefüllten Saal, mit der Stimmgewalt eines Chuck Ragan und dem Gefühl eines Frank Turner Folkrocksongs vom Feinsten überliefert. Seine Melodien gehen direkt ins Ohr und bereiten Vorfreude auf ein mögliches Wiedersehen.

Als Tim Vantol schließlich die Bühne verlässt, dauert es einige Minuten bis sich der Umbau vollzogen hat, obwohl dieser eigentlich nicht besonders viele Umbauten erfordert. Wenige Minuten vor 21 Uhr betritt Dave Hause schließlich unter schallendem Applaus die Bühne. Hause spielt nun zuerst seinen Song Time Will Tell. Der Sound ist hier noch etwas blechern, was der Amerikaner allerdings mit Humor nimmt („The sound is actually kinda weird, when I sing I feel like David Hasselhoff“). Eine Reihe von beliebten Songs wie Resolutions, Prague oder Pray For Tuscon, aber auch Live-Exoten wie Years From Now gibt es im Anschluss zu hören. Schnell zeigt sich auch, dass die Künstler an diesem Abend nicht nur Musik machen möchten, denn auf der Bühne hat der Frontmann der Loved Ones ein Glas Schnaps, etwas Bier und später noch eine Flasche Rotwein bereitgestellt. Dave Hause animiert immer wieder zum Mitsingen und Mitklatschen, und das Publikum zieht mit. Als Hause einige Loved Ones Songs (Pretty Good Year, Jane..) auspackt, gibt es den Einen oder Anderen der durchweg textsicher einstimmt. Auch für Späße jeder Art ist der Amerikaner an diesem Freitag zu haben. Mit zunehmender Dauer wächst auch die Begeisterung beim Publikum und erreicht ihren Höhepunkt zum Zeitpunkt als Hause Trusty Chords von Hot Water Music unverstärkt im Publikum weiter spielt. Auch zwei neue, sehr eingängige Songs gibt er zum Besten. Auch die, die wenig von Hause oder The Loved Ones kennen, stimmen jetzt lautstark mit ein.

Nach rund 60 Minuten Spielzeit kommt es mit dem Song C’mon Kid allerdings zum Ende eines gelungenen Konzertes. Wie an der Reaktion der ca.100 Konzertgäste zu merken ist, haben nahezu alle auf eine deutlich längere Spielzeit gehofft (wenn man denn für einen Ticketpreis von unter 9 Euro überhaupt mehr verlangen kann). Dennoch herrscht letztendlich Zufriedenheit bei den allermeisten Konzertbesuchern, von denen viele noch auf einen Drink im Heimat und Hafen bleiben. Mit einigen interessanten Erlebnissen verabschiede ich mich jedoch von einem netten Konzertabend und begebe mich auf dein Heimweg.

 

 

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Thomas Regniet