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Konzerte

So war’s: Deichkind in Münster

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

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Wer zu Deichkind geht, der weiß, dass hier kein normales Konzert geboten wird. Streng genommen kann man das nicht einmal als Konzert bezeichnen, viel mehr ist es eine Mischung aus Party und Show in der alles miteinander verschmilzt. Auch das Publikum.

Schon beim betreten der Halle Münsterland -weit vor Konzertbeginn- ist diese komplett abgedunkelt. Auf den weißen Vorhang, welcher die Bühne verhüllt, werden die besten Musikvideos aus den Bereichen Hip Hop und Elektro projiziert. Vereinzelt tanzen die Leute bereits und feiern ihre eigene kleine Party.

Sollte diese Party ein Motto haben, dann ist es definitiv eine Kostümparty.
Schrillste Verkleidungen in allen erdenklichen Neonfarben streifen jeden Blick durch die Halle. Egal ob Warnweste aus dem Auto oder neonpinke Federboa mit farblich passend abgestimmter Sonnenbrille. Wer was auf sich hält, der verkleidet sich bei Deichkind.
Macht die Band ja schließlich auch.

Die stößt dann auch irgendwann, wenn auch mit Verspätung, zur Party dazu. 99 Bierkanister ist zwar der Opener des Abends, wären aber eigentlich gar nicht nötig um die Menge in Feierlaune zu bringen.
Wo grad noch jeder für sich selbst zu den Musikvideos feierte, da ist nun alles auf die Bühne fokussiert. Achtung alle Hände hoch heißt es da im ersten Song. Band sagt es, Publikum macht es. Fängt also schonmal gut an.

Wer Deichkind kennt, der weiß, dass es wenige Verschnaufpausen in dieser zweistündigen Show gibt. Einzig der Song Luftbahn bietet sich mal kurz zum runter kommen an um weitere Energie für den Rest des Abends zusammenzukratzen.

Es zeigt sich, je fortgeschrittener der Abend, desto willenloser die Gäste. Ob verkleidet oder nicht ist mittlerweile völlig egal. Nassgeschwitzt ist sowieso jeder. Ob er will oder nicht. Und dann noch immer wieder diese Musik die zu noch mehr Tanzen und in Konsequenz noch mehr Schwitzen anregt. Hat das denn kein Ende? Nein, erstmal nicht. Und das ist auch gut so.

Der kurze, eingeflochtene Hip-Hop Teil der Show mit Klassikern der ersten Alben entspannt erstmal die Tanzbeine und beansprucht die mitnickende Nackenmuskulatur. Schlau diese Kinder vom Deich, bieten ein ausgefeiltes Trainingsprogramm für alle Bereiche des Körpers.
Der Schein, dass das Getanze jetzt vorbei sei, trügt jedoch. Es war nur die Ruhe vor dem Sturm. Limit? Kennen Deichkind nicht, spielen sie aber trotzdem.
Spätestens ab dem reingemixten Bonkers, im Original von Dizzee Rascal, steht aber auch rein gar nichts mehr in dieser Halle still. Moshpit von der ersten bis zur letzten Reihe, von ganz rechts, nach ganz links, auf der Tribüne, auf der Bühne, vermutlich sogar hinterm Bierstand im Foyer der Halle. Dagegen wirkt das abschließende Krawall & Remmidemmi eher wie ein Entspannungstag im Kindergarten. Ein Eindruck, der durch die plötzlich auftauchenden bunten Hüpfburgen auf der Bühne noch verstärkt wird.

Nochmal eine Daunenfederdusche auf die schweißnassen Körper der Münsteraner und dann findet das ganze ein Ende.
Endlich? Nein. Doch viel länger hätte diesen körperlichen Kraftakt wohl kaum jemand mehr ausgehalten.

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