Hotspot, Konzerte

So war’s: Die Ärzte in Münster

Steffen Neumeister

Festivalfficionado, Fotodude

Neurobiologe, Festivalliebhaber. Verdient seine Brötchen mit Webseitenkonsulting (Strategische Planung, Erstellung, Pflege) bei 70six.de.

“Heute Nacht ist Halloween / Da seh’ ich Kinder durch die Straßen ziehn.” Zeilen, die nicht nur zum Datum passen, sondern einige wenige Menschen im Laufe des Abends sehr glücklich machen werden. Die Ärzte in der Halle Münsterland.

Die Ärzte
Die Ärzte

Mit Die Ärzte ist es ja immer so ein Zwiespalt. Nach so einer Langen Karriere ist es kein Wunder, wenn sich über die gesamte Zeit viele Hits und Fanlieblinge im Repertoire ansammeln. Schön, wenn sich eine Band mal die Mühe macht, die Perlen im Schatten dieser Songs rauszusuchen.

Wie es sich für den Abend gebührt verzichtet auch die Band nicht auf Verkleidung. Zum Opener Wir Sind die besten betreten Bela, Farin und Rod die Bühne mit selbstgebastelten Halloween-Masken. Wo Bela sich ein bisschen mehr Mühe gegeben hat, reichen Farin und Rod Pappkartons mit Gucklöchern.

Das Publikum in Münster scheint hungrig zu sein. Von Sekunde eins hüpft springt und singt alles, was dazu in der Lage ist und nach einigen Aufforderungen der Band steht auch der letzte auf der Tribüne.

Die Ärzte spielen eine rücksichtslos zusammengewürfelte Setlist und gerade das scheint anzukommen. In der ersten Konzerthälfte bleiben Songs des aktuellen Albums so gut wie komplett aus, dafür kramt die Band ganz tief in der alten Mottenkiste und holt passend zu Halloween den Schocker Monsterparty heraus. Textsicherheit sieht zwar anders aus, aber das ist ja mit einer der Gründe diese Band zu mögen.
Überhaupt ist die Setlist mit Songs gespickt die in den letzten Jahren viel zu kurz kamen. Motherfucker 666, Die Instrumente Des Orchesters, Gib Mir Zeit, alles fast schon vergessene Stücke, die das Publikum durch den Überraschungseffekt erst so richtig in Fahrt bringen.

Im Hintergrund leuchtet eine, sich über die gesamte Bühne erstreckende Leinwand vor sich hin und bietet mal mehr, mal weniger passende Animationen zu den Songs.
Viele Zuschauer haben es sich nicht nehmen lassen sich an diesem Abend zu verkleiden und so tauchen besonders viele Zombies und Vampire aber auch kuschlige Zeitgenossen wie rosa Plüschhasen und crowdsurfende Elefanten auf. Überhaupt ist die Stimmung, wie so oft bei Konzerten in Münster, mal wieder am Siedepunkt. Jeder Song wird lauthals mitgegröhlt und sorgt nicht nur im Zuschauerraum für Grinsen auf den Gesichtern.

Die Überraschung des Abends stellt schließlich der Song Helloween dar. In verschiedensten Fanforen wurde im Vorfeld, auf den Konzerttermin schielend, rumgefeixt, dass dieser Song an diesem Abend doch mal wieder rausgekramt werden könnte. Wirklich ernst meinte das jedoch niemand, wurde dieser Song nie im Studio aufgenommen und laut Die Ärzte-Tourdatenarchiv zuletzt am 25.04.1984 in Berlin live gespielt. Natürlich ein Song für die absoluten Nerds unter den Fans, aber auch beim Rest kommt er überraschend gut an.

Auch wenn es heute Abend viel ungewöhnliches  gibt, auf das alte Zugabenspiel verzichten Die Ärzte nicht. Drei mal wird die Band zurück auf die Bühne geschrien bis sie nach insgesamt drei Stunden Spielzeit ihr Set mit Schrei Nach Liebe beenden.

Ein besonderes und absolut historisches Konzert im Kosmos dieser Band. Eine wahre, Verzeihung für diesen Gag, Münsterparty!

+1
0
+1
0
+1
0
+1
0
+1
0
+1
0